Wieder ging einer dieser ahnungslosen, jungen Männer durch die Hintertür zu Thommy und hielt seine Baskenmütze nervös zwischen seinen Händen. Er war nervös, er hatte Angst. Sicherlich hatte dieser Mann eine bessere Zukunft in Aussicht, würde er im Hafenbecken arbeiten, doch sie kommen alle hier her.
Nur eine Anzeige hatte gereicht und sie tauchten plötzlich wie Schaben aus allen Ecken auf, nur um auch einen winzigen Bruchteil Beteiligung am Shelby-Imperium zu haben. Das war es was sie wollten. Vielleicht, und das nehme ich stark an, war es auch der Nervenkitzel, die Aufregung und die Unerfahrenheit, die sie antrieb, hier anzutanzen.
Einer nach dem anderen geht hinein und kommt wenige Sekunden später wieder heraus.
Ich kann an ihren Gesichtern sehen ob Thommy sie akzeptiert oder nicht. Immerhin muss sein neuestes Projekt aufgehen.Doch ich verstehe nicht immer, was er an diesen schlaksigen Kerlen findet, die noch nie verhaftet geschweige denn verprügelt worden sind.
Jeden einzelnen Namen den ich aufschrieb, jedes Gesicht, welches ich vor mir sah, brannte sich in mein Kopf wie ein Foto ein. In weniger als acht Wochen würden sie tot sein und ich müsste sie identifizieren. So lief es doch immer ab. Doch es ist besser so das ich den Überblick behalte als die Jungs. Sie haben spätestens den Namen des Mannes vergessen, wenn er die Tür hinter sich schließt.
„Wie viele sind es?", beugte sich Finn über mein Notizbuch, weshalb ich nur seufzend aufsah. „Neunzehn. Bisher.", auch Seine Schultern bebten seufzend. Ich wette, er hatte ein dutzend bessere Ideen, als hier herum zu lungern. Sicher betrugen die meisten zwar der Aufenthalt in der Boxhalle, doch was soll's. Gerne halte ich mich dort seit Arthurs Ausbrüchen sowieso nicht auf.
Einige viele Männer weiter, leerte sich endlich das Garrison und Thommy verließ im Schlepptau mit John und Arthur das kleine Hinterzimmer. Obwohl sie normalerweise erst einmal die bar ansteuerten, liefen sie sofort auf den Ausgang zu. „Rosie.", pfiff Thommy und zeigte mir an, ich solle ihnen folgen.
Seit dem Grace nach New York ausgeflogen ist, behandelt er mich zum Teil wie einen Hund, der ihm wohin er auch geht folgen solle. Doch ich tat es. Unmut von Thomas Shelby brauchte ich derzeitig nicht. Ich sparte es mir auf. Es wird ein Zeitpunkt kommen, wo mein kleines Leben auffliegen wird.
Während der gesamten Fahrt zu Pollys Anwesen verloren die drei Shelbys nicht ein Ton über ihr neues Projekt, ganz zu meinem Unmut. Spätestens wenn ich die Kasse mache, wird mir endlich einiges klar werden.
Gut so.
Sie haben mich lang genug aus ihrem neuen was auch immer herausgehalten und ich muss mich langsam darauf vorbereiten, in einen Gang-Krieg zu rutschen. Ein anderes Ende, wird es nämlich nicht geben. Dessen, bin ich mir sicher.
„Ada hat mir angeboten, mit in der Bibliothek auszuhelfen.", stieg ich aus dem Wagen und schleppte mich neben Thommy her, während Arthur und John schon vor zur Haustür rannten. „In der Bibliothek?", erwiderte Thommy verächtlich und deutlich belustigt, weshalb ich nur die Augen verdrehte. „Ich bin bald volljährig und brauche irgendeinen Job, den ich vor ... das alles stellen kann. Nicht lange und ich wandere sonst auch hinter Gitter.", schnaubte ich amüsiert, stieß jedoch gegen seinen ausgestreckten Arm, der mich am weitergehen hinderte. Ich hatte es erwähnt. Er hasste es, wenn ich das erwähne. „Ich werde es niemals dazu kommen lassen Rosie. Verstanden?", sofort verdunkelte sich seine Miene und ich schluckte. Natürlich habe ich verstanden.
Etwas anderes, könnte und dürfte ich gar nicht erwidern.
Knapp nickte ich und folgte ihm anschließend ins Haus. Das eine fremde Gestalt in der Küche meine Aufmerksamkeit weckte, sowie die anderen in ein Schweigen verfallen ließen, war jedoch plötzlich interessanter, als die Tatsache, meines möglichen Lebens hinter Gittern.
Es war ein junger Mann. Sicherlich nicht älter als ich selbst.
Er hatte eine markante Gesichtsstruktur und trug einen dieser Anzüge, dessen Jackett und Hose farblich übereinstimmten. Sogar eine Fliege erkannte ich um seinen Hals.
Noch ein Shelby? Nein. Von denen kannte ich alle.
„Meine Herren", Thomas sah mich belustigt an, „das ist euer Cousin. Pollys Sohn, Michael.", sofort war das Lächeln von den Gesichtern der beiden Männer gewischt.
Er lebte also noch. Gut zu wissen das meine Kontakte und Thommys Schmiergelder doch zu etwas gut waren.So vorbildlich wie er aussah, streckte er auch seine Hand zu Arthur und John aus. Vor mir hielt er jedoch kurz inne.
„Michael, Rosie - Rosie, Michael.", kam Thommy mir in die Quere, weshalb ich nur knapp nickte und ebenfalls seinen Händedruck kräftig, was seine Mundwinkel zum heben brachte, bevor er sich wieder neben seine Mutter stellte.
Wie schön Polly so glücklich zu sehen. War also die Mühe wert. Nicht, das Thomas es jemals erwähnen würde, das ich ihn aufgespürt hatte und nicht er.
Während die Shelbys in der Vergangenheit schwelgten und alte Erinnerungen hervor kramten, hielt ich mich im Hintergrund und wartete darauf, bis die Männer sich entschlossen wieder zu gehen.
Normalerweise wäre ich ihnen sofort gefolgt, doch Polly hielt mich auf. „Rosie!", sprach sie und ich folgte ihren flinken Bewegungen zu einem kleinen Schubfach, das sie öffnete, etwas herausholte und mir entgegenstreckte.
Ein vergilbter, zerknickter Zettel.
Endlich.
„Thommy wird es früher oder später herausfinden.", mahnte sie mich mit strengem aber dennoch liebevollem Blick, weshalb ich nur leicht seufzte. Sie hatte recht.
Doch ich muss es zuerst allein tun. Das weiß sie genauso gut wie ich. „Wird er, ja.", nickte ich und entzog ihr den Zettel und ließ ihn zwischen die letzten zwei unbeschriebenen Seiten meines Notizbuches verschwinden, bevor ich mich der Tür widmete, doch noch einmal inne hielt. „Ich bin froh dich lächeln zu sehen.", Pollys Mundwinkel hoben sich sofort, „Michael.", nickte ich noch, bevor ich auch auf den Wagen der Männer ansteuerte und sofort mit Johns Hilfe neben ihm Platz nahm.
„Hast du nen Stift?", ich sah zu John hinauf, der schon wie aus Reflex in seine Innentasche griff und mir einen reichte. „Bin ich so leicht zu durchschauen?", „Zu leicht, Rosie.".
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𝐀𝐧𝐜𝐡𝐨𝐫 - 𝘍𝘪𝘯𝘦 𝘭𝘪𝘯𝘦 𝘣𝘦𝘵𝘸𝘦𝘦𝘯 𝘭𝘰𝘷𝘦 𝘢𝘯𝘥 𝘧𝘢𝘮𝘪𝘭𝘺
Fanfiction„for you, I'll risk it all." [ michael gray x rosie leone ]