„Er ist es, nicht wahr?", ich starrte auf den leblosen Körper vor mir und musterte den Durchschnitt seiner Kehle.
Sicher hatte er etwas anderes erwartet, als so früh den Tod zu finden.
Es war der schlaksige Mann von vor ein paar Tagen. Der, mit der Baskenmütze.„Rosie, starr ihn bitte nicht so lange an.", zog mich Thommy zu ihm hinauf und zwang mich somit, von dem armen Kerl abzusehen. „Dickbeth Henkox.", antwortete ich Thommy und sah wieder auf ihn hinunter, was Thommy sofort jedoch bemerkte und mich aus der Zelle zog.
„Oder Billy Henkox.", fuhr ich stotternd fort und knetete mit meinen Zeigefingern meine Schläfen. Zwei Stunden Schlaf und ein Toter. Ein schöner Start in den Morgen.
Manchmal hasse ich ihn dafür, das er sich mit allen möglichen verfeinden muss und andere unter seiner Führung leiden müssen.
„Hatte er" „Familie?", beendete ich Thommys Satz und folgte ihm durch die nasse Gasse zurück zum Haus. Er würde alle Shelbys und treuen Anhänger sammeln lassen. Das sah ich in seinen blitzenden Augen. „Ja, erinnerst du dich? Seine Mutter hatte ihm das Holster genäht, für das ihr ihn ausgelacht habt. Ich werde jemanden zu ihr schicken.", fuhr ich fort und zog mein Notizbuch aus meiner Jackentasche. Thommy nickte nur neben mir stumm und steuerte geradewegs die Tür an, die in das Shelby-Imperium einlud.
Von außen wirkte es nie wie der Eingang zu der derzeitig mächtigsten Gang. Eher so, als würde man dahinter eine Lagerhalle oder so etwas vorfinden.
„Rosie, rufst du bitte Polly an? Sie wird sicher auflegen, wenn sie meine Stimme hört.", sofort steuerte ich auf Thomas ansage hin das Telefon an und wählte ihre Nummer.
Es piepte. So wie immer.
„Hallo?", ich erschrak kurz, als ich die weiche und dennoch kehlige Stimme vernahm. Das war eindeutig nicht Polly. „Michael, hier ist Rosie.", „Rosie, wie schön von dir zu hören.", unwillkürlich zogen meine Mundwinkel nach oben, „Ist deine Mutter bei dir?", ein kurzes Knacken ertönte und sofort wusste ich, er hatte Polly an den Apparat geholt. „Du musst kommen. Krisensitzung.", ein genervtes stöhnen wurde mir sofort erwidert.
Ich bin auch froh deine Stimme zu hören, Polly.
„Ich habe Urlaub und außerdem viel mit Michael aufzuholen. Kann das warten?", ich schluckte und schloss die Augen. Müsste sie nicht mittlerweile wissen wenn ich anrufe, ist es immer dringend? „Nein, kann es nicht. Es ist wichtig."
Während Polly mir zwar seufzend zu sicherte, sie wäre gleich bei uns, wagte ich den Blick durch das Fenster. Ich hörte nur noch dumpf ihr dabei zu, wie es etwas von Verantwortung und Erziehung erzählte, doch das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ alles andere in den Hintergrund rutschen.
Alles.
Sogar die Gespräche von Thommy und Arthur überhörte ich glatt. Meine Augen schweiften über den kleinen Hof und suchten.
Ich wusste nicht einmal nach was ich suchte. Eine Person? Ein Zeichen? Was weiß ich. Vielleicht werde ich auch einfach verrückt.
„Siehst du dort draußen etwas ... ungewöhnliches ?", fragte ich John, als ich seine Statur neben mir bemerkte und nickte mit meinem Kinn in Richtung des Fensters. Langsam schritt er an das Glas heran und schob den Vorhang leicht zur Seite.
Einige Momente war es still.
Kopfschüttelnd drehte er sich zu mir. „Alles okay Rosie?", ich lehnte bei dieser Aussage meinen Kopf gegen die Holzdielen an der Wand neben dem Telefon und sah ihn an. „Ja, sicher. Hast du zufällig Whiskey dabei?", anhand seines plötzlich auftretenden Grinsens amüsierte ihn mein schlagartiger Themenwechsel wohl.
Er wusste genauso gut wie ich, das ich ihm nichts über meinen Gemütszustand erzählen würde und auch, das Whiskey für einige Momente alles überschatten würde.
Und normalerweise hatte er auch immer einen Flachmann dabei, doch anhand seines schüttelnden Kopfes wohl heute nicht.
Esme. „Esme hat ihn.", ich sag's ja.
Ein paar Minuten später, als sich alle eingefunden und auch Polly mit Michael angekommen war, zog ich mich ins Hinterzimmer zurück, nach dem ich von Pollys großartigen Plänen erfahren hatte, mit ihrem Sohn ins Museum gehen zu wollen.
Sie versucht echt alles. Und tut es auch.
Hier fand ich auch Michael vor, der wie ein braver Sohn auf dem Sessel saß und mich kurz nickend begrüßte. Ich erwiderte seine Geste. „Und, wie findest du den Shelby-Clan?", fragte ich rücklings, während ich einige Schranktüren öffnete, in der Hoffnung in einem Schubfach irgendeine Art Whiskey oder sonst irgendetwas zu finden.
Doch scheinbar hatte Thommy auf mich gehört und aufgeräumt. Großartig. Ich und meine Klappe.
„Ja, alle scheinen ziemlich nett zu sein.", ich schnaubte belustigt auf und sah über den Tisch zu ihm hinüber. „Nett?", er lachte, „Dann kennst du die Shelbys aber noch nicht. Bild dir ja nicht ein, das alle so sind, wie deine Mutter.", ließ ich mich in den Sessel vor dem Schreibtisch fallen und fuhr mir seufzend über mein Gesicht.
Gott, diese Kopfschmerzen bringen mich noch um.
„Wann hast du Geburtstag?", versuchte ich die Gespräche von außen zu übertünchen, da es um dieses Rennpferd nun ging und nicht mehr den toten Jungen aus dem Gefängnis. Das Rennpferd. Thommy findet es sei eine gute Investition und ein Anfang, für die Einnahme der Rennstrecke von Zabini.
Ich frag mich wieso er noch nicht tot ist. Sonst fackeln die Männer auch nicht lange.
„In ein paar Wochen.", „Volljährig, nicht wahr?", zog ich das Glas Wasser vom Tisch und bemerkte, wie er nickte. „Du willst ablenken.", ach, will ich das? „Von dem dort draußen.", er zählt tatsächlich eins und eins zusammen.
Wird also nicht so einfach ihn von meinen Tätigkeiten fernzuhalten. Ich brauche nicht noch einen zweiten Campbell hier.
Zum Glück konnte ich Thommy davon überzeugen, nichts hinter seinem Rücken durchzuziehen - und glücklicherweise hasst Thomas diesen Mann genauso sehr wie ich. „Ich werde dich auf jeden Fall nicht aufhalten, junger Gray.", säuselte ich und beobachtete Michael dabei, wie er langsam auf die verschlossene Tür zuging, bis er sie leicht aufdrückte.
Natürlich geht er auch raus.
Nein. Um ihn kümmere ich mich jetzt nicht. Auch, wenn Thommy mich dafür wieder mit seinen finsteren Blicken strafen wird.
„Lass ihn mitkommen Polly.", sie zieht es tatsächlich in Erwägung?
Das darf ich mir nicht entgehen lassen.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken schlenderte ich mit meinem Wasserglas zu den anderen und stellte mich neben Michael und John.
Ich musterte Pollys strengen Blick amüsiert.
„Nein.", natürlich sagt sie nein. Während mich Michaels spektakulärer Abgang redlich amüsiert, senken die anderen ihre Köpfe. „In seinem Alter, habe ich schon hunderte Tote und dutzende Schwerverletzte gesehen. Dagegen ist diese Auktion nichts. Wenn du ihn also verjagen willst, bitte.", stellte sich John vor Polly und verschwand kurz danach. Ihr Blick wich jedoch zu schnell zu mir.
Zu schnell. Doch sie blieb vorerst still.
„Nur, wenn Rosie auch mit kommt.", wie bitte was? „Wie bitte was?", sprach ich meinen Gedanken aus und blickte in die Runde. Verdutzt sah ich zu Thommy, der sicherlich kurz davor war, ihr an die Gurgel zu gehen.
Doch das würde jedoch heißen, es würde dort übel zu gehen - ergo eine Gefahr bedeuten. Somit sichert also die gerissene Polly das Überleben ihres Goldjungen durch mich. Großartig.
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𝐀𝐧𝐜𝐡𝐨𝐫 - 𝘍𝘪𝘯𝘦 𝘭𝘪𝘯𝘦 𝘣𝘦𝘵𝘸𝘦𝘦𝘯 𝘭𝘰𝘷𝘦 𝘢𝘯𝘥 𝘧𝘢𝘮𝘪𝘭𝘺
Fanfiction„for you, I'll risk it all." [ michael gray x rosie leone ]