Game Over

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Dieser Eintopf war das beste, was ich seit der Flucht gegessen hatte. Er wärmte mich von innen heraus. Dies war seit langer Zeit, ein gutes Gefühl. Doch das was nun kam, würde alles bisherige in den Schatten stellen.
Es war mehr als verrückt.

„Kannst du damit etwas anfangen?"

Wandte ich mich an Andy und hielt ihm die beiden Mini Computer entgegen.
Als sein Blick diese einfing, war ein glanz in seinen Augen zu sehen.

„Kat, das ist genial. Ich werde den Lageplan in Echtzeit drauf installieren können. So haben wir Mandy und unsere Feinde in Sicht. Gut gemacht."

Gab er voller Euphorie von sich. Er nahm sie entgegen und schloss den ersten an seinen Laptop an. Dies bedeutete, Ich musste nicht mein Handy ständig in der Hand behalten. Ich versuchte derweil mir die Schussweste anzuziehen.

„Kat, die gehört unter deine Kleidung."

Gab Andy von sich, ohne zu mir aufzublicken. Ich kam mir tatsächlich blöd vor. Natürlich trugen die Polizisten diese Weste stets unter ihrer Kleidung. Dies war auch in allen Filmen so, die ich bisher gesehen hatte. Ich war einfach zu nervös. Andy überreichte mir einen der Mini Computer.

„Der Pfeil zeigt dir an, wo wir uns befinden. Wenn wir dort angekommen sind, werden wir auch Mandy und ihre Peiniger sehen können. Wir sind also bestens vorbereitet."

Erklärte er mir und zog sich ebenfalls die Weste an. Der Granatengürtel war unglaublich schwer. Ich wühlte ein weiteres Mal in der Tasche und fand noch ein paar Taser. Sie sahen aus wie kleine Revolver. Auch diese steckte ich mir an den Gürtel. Als ich so in voller Montur da stand und dabei war meine Waffe in meine feuchten Hände zu nehmen, kam mir ein Gedanke. Wie sollten wir ohne groß Aufsehen zu erregen, zum Kohlekraftwerk gelangen? Darüber hatten wir uns keine Gedanken gemacht. Mein Herz schlug schon wieder viel zu schnell. Andy tippte zwischenzeitlich immer wieder auf seiner Tastatur herum. Ich stand wie angewurzelt vor dem Sofa.

„Andy, wie sollen wir unbemerkt durch die Stadt?"

Flüsterte ich stockend. Andy tippte weiter, blickte mich für eine Sekunde an. Ehe er mir erneut den Laptop zuwandte.

„Hier, durch die Kanalisation. Ich habe bereits alles auf die Mini Maps geladen. Gerade sucht er noch den passenden Weg. Jene Rohre, die nicht vollständig geflutet sind."

Sprach er naserümpfend. Auch ich zog meine Nase kraus. Nun war ich nicht mehr so glücklich darüber, etwas gegessen zu haben. Ich hoffte der Gestank war ertragbar. Andy reichte mir noch eine seltsam aussehende Brille. Doch als ich sie aufsetzte, wusste ich umgehend was es war. Eine Wärmesignatur und Nachtsicht Brille. Mein Herz schlug immer wilder. Es gab keinen anderen Weg mehr. Nur noch die Flucht nach vorne. Entweder Sie oder Wir. Ich musste die Wut nutzen. Meinen Hass auf diese Monster. Sie hatten mir alles genommen. Meine Freunde, meine Lebensfreude, mein Leben. Dafür würden Sie nun bezahlen. Zitternd nahm ich die Waffe hoch. Hielt sie vor mich. Andy befestigte das Halteband an der Waffe. So konnte ich sie mir einfach umhängen. Es war grotesk. Dann überreichte er mir das Einsatzmesser der Polizei. Eines mit Halfter und feststehender Klinge. Auch dieses befestigte ich an meinem Gürtel. Dann starrten wir uns an.

„Du willst das wirklich durchziehen oder?"

Flüsterte Andy. Seine Stimme vibrierte vor Aufregung. Ich sah die feinen Schweißperlen auf seiner Stirn.

„Ja. Mandy und Ilias befreien. Diesen Monster das Handwerk legen. Nur so, haben wir eine Chance zu überleben. Wir könnten fliehen, doch wie lange würde es dann dauern? Bis Sie uns erneut finden? Ich habe es satt, ständig auf der Flucht zu sein."

Ein leichtes Zittern begleitete meine Sprache. Dennoch war ich fest entschlossen. Zumindest für den Moment. Wie das Ganze aussah, wenn wir das alte Kohlekraftwerk erreicht hatten, wusste ich nicht. Andy nickte mir zu und schloss seinen Laptop. Setzte seine Brille auf und schritt Richtung Tür. Jetzt raste mein Herz davon. Wie Wackelpudding fühlten sich meine Beine an. Mein ganzer Körper vibrierte. Wie ein Erdbeben, nur sehr viel sanfter. Ich schnappte mir sicherheitshalber noch zwei Revolver. Befestigte sie mit einem Band an meine Waden. Wer weiß ob ich sie benötigen würde. Dann folgte ich Andy. Er sah aus dem Fenster. Hinab in den Hof. Es war noch hell draußen. Die Dämmerung hatte jedoch bereits eingesetzt. Erst als er ganz sicher war, öffnete er die Tür.

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