Es war eisig, so wie schon die Tage zuvor. Der Nieselregen und die Kälte peitschten mir ins Gesicht. Angespannt sah ich mich um, ich fühlte mich beobachtet. Obwohl ich eigentlich wusste, das sich hier niemand auch nur einen feuchten Dreck für mich interessierte. Oder etwa doch? Was wenn sie mich gefunden hatten? Aber wäre ich dann nicht bereits tot? Ich zog mir meine Kapuze tief ins Gesicht. Die Paranoia in mir wuchs auf ein neues Niveau an. Vor vier Monaten bin ich in einer Nacht und Nebel Aktion, völlig überstürzt aus London geflohen. Mein Handy hatte ich seit jener Nacht nicht mehr an. Obwohl ich es jeden Tag bei mir trug. Ich nahm mir täglich vor, es an zuschalten um meinen Eltern zu schreiben, das es mir gut geht. Das sie sich nicht sorgen müssen. Vor allem aber das es mir leid tat. Das ich einfach abgehauen bin und ihnen ihr Geld gestohlen hatte. Von dem bereits jetzt nicht mehr viel übrig war. Aber sobald ich es in die Hände nahm, schlug mein Herz bis zum Hals. Ich ging über die Kracht, dort wo Mandy mich gefunden hatte. Mandy war die einzige Person, der ich vertraue. Sie fand mich zitternd im Regen stehend, bewaffnet nur mit meinem Rucksack. Jämmerlich, mein ganzes Leben hatte ich in diesem Rucksack. Keine Ahnung wohin ich sollte, stand ich einfach nur da.
Sie kam auf mich zu und sagte kein Wort. Sie legte ihren Arm um meine Schulter und ich ging mit ihr. Mandy strahlte eine Wärme aus, die ich so noch nie gesehen hatte. Wer nahm schon einen wildfremden Menschen mit zu sich nachhause? Ohne auch nur einmal mit ihm gesprochen zu haben. Sie goss mir einen Tee ein und gab mir trockene Kleidung. Sie ließ mich bei sich wohnen, gab mir das Zimmer welches leer stand. Mandy war die erste Person der ich mich anvertraute. Sie war ja auch die erste die ich sah. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie schnell das Leben doch zu Ende sein kann. Warum denn auch? Ich mit meinen achtzehn Jahren, sollte mir noch keine Gedanken über den Tod machen müssen.
Doch ich musste ja unbedingt an diesem Spiel teilnehmen, da ich sonst als Angsthase gegolten hätte. Auch Mandy hatte davon gehört, doch in Amsterdam schienen sich die Jugendlichen für andere Dinge zu interessieren. Sie war völlig schockiert, als sie hörte was mir widerfahren war. Schlaf bekam ich seitdem nicht viel. Sobald ich meine Augen schloss, kamen die Bilder. Jene schrecklichen Bilder in der Nacht, als ich das Weite suchte. Die Angst war mein ständiger täglicher Begleiter. Jede Person die an mir vorbei ging und mich etwas zulange ansah, ließ meine Paranoia wachsen. Drei Monate verkroch ich mich in meinem Zimmer und ging nicht vor die Tür. Dann kamen Mandy's Freundinnen, ganz nett aber sehr naiv. Sue arbeitete im Red light District. Damit sie ihr Studium bezahlen konnte. Sie war also ein so genanntes leichtes Mädchen. Linda schlug sich als Bedingung durch, sie arbeitete bis spät in die Nacht und kam kaum über die Runden. Mandy jobbte in diversen Museen und machte Stadtführungen. Auch ihr Vater steckte ihr hin und wieder Geld zu. Ich musste unbedingt einen Job finden, aber ich traute mich einfach nicht vor die Tür. Die Mieten in Amsterdam sind teuer und unsere Wohnung ist nicht die kleinste. Ich wollte nicht länger auf Mandy's kosten leben.
Da, schon wieder einer, der mich für meinen Geschmack etwas zu lange ansah. Er trug einen schwarzen Mantel und sein Blick war finster. Ich zog meine Kapuze noch etwas weiter ins Gesicht und ging schnell über die Brücke. Immer wieder drehte ich mich um und hielt Ausschau nach Personen die meinen Weg kreuzten. Adrenalin pumpte durch meinen Körper, jedes Mal wenn ich den Schutz unserer Wohnung verließ. Ich hatte es Mandy versprochen, zum tausendsten Mal. Erneut einen Rückzieher zu machen kam nicht in frage. Schnell schlüpfte ich in die Bäckerei und schloss die Tür. Der finster dreinschauende Mann, ging ohne mich eines Blickes zu würdigen an der Bäckerei vorbei. Was mein Herz augenblicklich beruhigte. Ich kaufte mir ein Brötchen und trat wieder in den Nieselregen. Als ich um die Ecke bog ließ ich mein eben erworbenes essen vor Schreck fallen. Mein Herz stand kurz still, ehe es wild in meiner Brust hämmerte. Ein junger Mann, der aussah wie mein bester Freund kam auf mich zu. Henry, mir schossen die Tränen in die Augen und ich konnte es nicht verhindern. Ich sah sein Gesicht, blutüberströmt und seine unnatürlich verdrehten Gliedmaße. Wie er dort lag, die Leere in seinen Augen. Ich konnte das hier nicht, ich musste zurück. Zurück in den schützenden Kokon. Ich machte auf dem Absatz kehrt und begann zu laufen, so schnell mich meine Füße trugen. So wie in jener Nacht. Mit zitternder Hand steckte ich den Schlüssel ins Loch und sperrte die Tür auf. Mandy stand in der Küche und drehte sich zu mir um. Sie wollte mich grade Rügen, als sie jedoch mein Gesicht sah, wich ihr die Farbe aus ihrem.
DU LIEST GERADE
Das Spiel
Mystery / ThrillerEs existiert eine Nummer, der du schreibst weil du neugierig bist. Du wirst aufgefordert Dinge zu tun, die sich in ihrer Abnormität stetig steigern. Du denkst, dies sei nur ein Spiel? Das es so etwas nur in Horrorfilmen gibt? Um dich zu versicher...