Blick in die Vergangenheit

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Ich roch den vertrauten Geruch des leckeren Braten, den meine Mutter jeden Sonntag für uns zauberte. So wachte ich wie jeden Sonntag auf. Müde setzte ich mich aufrecht hin und rieb mir verschlafen meine Augen. Tequila lag zu meinen Füßen und schnarchte vor sich hin. Ich wusste, wenn ich jetzt aufstehe, würde er raus wollen und der Blick aus dem Fenster verhieß nichts gutes. Es herrschte typisches Londoner Wetter. Ich liebte unser Wetter, aber heute war Sonntag und Sonntag war Gammel Tag. Das war jedoch meinem Hund völlig egal. Also stand ich auf und Tequila hob augenblicklich seinen Kopf. Ich zog meine Lieblings Jogginghose an und stülpte mir meinen schwarzen Kapuzenpulli über. Putze mir meine Zähne und spritze mir etwas Wasser ins Gesicht. Dann lief ich gemeinsam mit Tequila die Treppe hinunter Richtung Küche.

„Guten morgen, ich gehe eben noch schnell mit Tequila raus."

„ Okay Kathlynn, aber in dreißig Minuten steht das Essen bereit. Sei bitte pünktlich, ah noch etwas! Maike hat angerufen, ich soll dich an euren Spiele Abend heute erinnern. Wirst du bei ihr übernachten?"

„Ich werde pünktlich sein Mum. Nein du weißt doch das ich nie bei Maike übernachte. Ich gehe mit zu Jenna, wie immer."

Mum nickte mir kurz zu, widmete sich dann aber wieder den Bohnen und den Kartoffeln zu. Ich schnappte mir die Leine und Tequila sprang fröhlich um mich herum. Den Spiele Abend hatte ich völlig vergessen. Ich hatte die erste Woche der Ferien damit verbracht, zu lesen und zu schlafen. Natürlich freute ich mich riesig auf heute Abend. Unser monatlicher Spiele Abend, glich einer Party in einem der angesagtesten Clubs Londons. Denn wir feierten bei Henry im Partykeller. Es gab laute Musik, genügend Alkohol und jede Menge Leute um Spaß zu haben. Das hieß aber das der Gammel Tag heute ins Wasser fiel. Tequila liebte den Regen, ich musste auf jede Pfütze achten. Sonst würde ich ihn noch vor dem Essen Baden müssen. Nein mein Freund, heute nicht! Er verrichtete mehrmals sein Geschäft und wir trafen seine Freundin Lu. Ich hatte jedoch nicht genügend Zeit um mich mit Dr. Miller zu unterhalten. Es gab bald essen, also drehten wir um. Als ich den Schlüssel ins Schloss stach und ihn drehte, schlug mir bereits der leckere Duft entgegen. Ich leinte Tequila ab, der sich augenblicklich in sein Körbchen verzog und eilte in die Küche. Mum stellte grade die Bohnen auf den Tisch und Dad schaufelte sich sich bereits Kartoffeln auf seinen Teller.

„Pünktlich wie ich gesagt habe. Es riecht Fantastisch Mum!"

Lächelnd setzte sie sich zu uns, Dad strich ihr liebevoll über die Hand. Ihr Braten schmeckte so gut wie immer, das beste an einem verregneten Sonntag. Ich genoss das Essen mit meinen Eltern, Familie stand bei mir ganz weit oben auf meiner Liste. Leider kam unsere gemeinsame Zeit immer viel zu kurz. Dad fuhr Schichten und Mum musste jedes zweite Wochenende im Krankenhaus durcharbeiten. Sie war dort eine der besten Chirurginnen, die unser Land zu bieten hatte. Nach dem Essen räumte ich das Geschirr ab und Mum stellte es in die Spülmaschine.

„Wann wirst du zu Jenna gehen? Erst heute Abend? Soll ich euch noch schnell einen Kartoffelsalat machen?"

Jeder liebte Mum's Kartoffelsalat, das war eine gute Idee. Ich könnte währenddessen Duschen und mit Maike und Jen schreiben.

„Mum das wäre super, ich würde mich dann danach auf den Weg machen. Muss zuerst noch mit Jenna schreiben, ob sie überhaupt zuhause ist."

Sie lächelte nickend und machte sich augenblicklich ans Werk. Ich stürmte derweil die Treppen zu meinem Zimmer hoch und riss meinen Kleiderschrank auf. Innerhalb weniger Minuten, glich mein Zimmer einem Schlachtfeld, überall lagen Hosen und Top's verteilt. Eigentlich waren sie alle ziemlich gleich. Bootcut Jeans in dunkelblau bis schwarz und auch die Top's waren alle in schwarz, dunkelblau oder eben weiß. Ich hüpfte unter die Dusche und stylte mich. Danach schnappte ich mein Handy, mein wertvollstes gut. Was würden wir alle nur ohne die Technik und das Internet machen?
Ich tippte schnell Maike eine Nachricht, das ich den Spiele Abend nicht vergessen habe und das ich mich darauf freue. Danach schrieb ich Jen.

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