1. Teil

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Ich bin Nancy Wheeler, ein 16- jähriges Mädchen, welches vor einem halben Jahr noch ein ganz gewöhnliches, langweiliges Leben führte.

Doch ein Flug zu den Malediven veränderte alles.

Ich saß in einem alten Ford und schaute aus dem Fenster. An mir zogen Häuser, Menschen und Straßen vorbei. Ich hörte meine Mutter zum gefühlt tausendsten Mal fragen: „Liebling haben wir wirklich nichts vergessen?" Mein Vater antwortete daraufhin etwas genervt: „Nein Schatz, haben wir nicht." Meine Mutter war nervöse, da wir zum Flughafen Tegel fuhren, um in einen Flieger zu steigen, der uns auf die Malediven bringen sollte. Sie hatte in einer Frauenzeitschrift einen Urlaub auf den Malediven für 4 Personen gewonnen. Nach 20 Minuten Autofahrt kamen wir an und checkten ohne Probleme ein. Wir saßen pünktlich im Flugzeug und flogen ohne Verzögerungen los. Für die Reise hatte ich mir genügend Serien heruntergeladen und startete mit ,,the Umbrella Academy". Als ich jedoch am Anfang der zweiten Staffel war, begann plötzlich unser Flugzeug stark zu schwanken. Ich schaute nach draußen und erschrak, ein großer weißer Blitz erhellte den schwarzen Himmel. Da hörte ich auch schon die Durchsage vom Piloten: „Sehr geehrte Passagiere, bitte schnallen Sie sich an!" Ich tat wie geheißen und schnallte mich an, danach ergriff ich die Hand meiner Mutter. Sie versuchte mich zu beruhigen, was ihr jedoch nicht sehr gut gelang. Im nächsten Moment schwankte das Flugzeug wieder, noch viel stärker als zu vor. Die Stewardess rannte hektisch durch den Gang und schrie, dass wir unsere Sicherheitswesten anziehen sollten und springen müssen. Mir wurde schlecht, was meinte diese Frau mit Springen? Ich hatte keine Zeit, genauer darüber nachzudenken. Die Stewardess ergriff mich unsanft am Arm, ich hatte noch nicht einmal meine Sicherheitsweste an und schupste mich hinaus. Dann flog ich auch schon durch die Luft und alles wurde schwarz. Als ich aufwachte, hörte ich ein Rauschen und spürte eine angenehme Wärme, die mich umhüllte. Ich schlug die Augen auf und bemerkte, dass sich im Sand lag. Langsam stand ich auf und blickte mich um. Vor mir erstreckte sich wunderschönes blaues Wasser und hinter mir ein dichter grüner Urwald. Wenn ich mit meinen Eltern dort gewesen wäre, hätte ich es bestimmt traumhaft schön gefunden. Doch in diesen Moment war ich einfach nur verzweifelt. Meine Eltern waren nicht da, wahrscheinlich sogar Tod. Zugleich hatte ich keine Ahnung, wo ich mich gerade befand und wie ich von dort wieder verschwinden konnte. Verzweifelt lies ich mich zurück in den Sand fallen und fing an zu weinen. Einige Minuten später spürte ich plötzlich, wie sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich zuckte zusammen und drehte mich erschrocken um. Vor mir stand ein Junge. Er hatte verwuscheltes, schwarzes Haar, welches ihm ein bisschen ins Gesicht hing, ein schmales Gesicht und dunkelbraune Augen. Ich war mir nicht sicher, vermutete aber, dass er aus einem Asiatischen Land kam. Sein Pullover, sowie seine Trainingshose waren furchtbar dreckig und kaputt. Der Junge blickte mich immer noch an und sagte dann: ,,Oh mein Gott! Hi ich bin Taehyung, du kannst einfach Tae sagen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin dich zu sehen! Ich dachte wirklich, ich bin der Einzige. Du sahst auch im Flieger ich habe dich kurz gesehen." Ich nickte vorsichtig und starte ihn immer noch fassungslos an. Doch es kam auch ein wenig Hoffnung in mir auf. Wenn dieser Tae überlebt hatte, haben es ja vielleicht auch meine Eltern. Vielleicht sind sie auch auf dieser Insel, ich muss sie nur finden. Ich zögerte kurz, dann fragte ich:,, Bist du dir sicher, dass wir die einzigen sind?" Er zögerte schüttelte jedoch den Kopf und antwortete:,, Naja sicher bin ich mir nicht, bis jetzt war ich ja nur hier am Strand und habe darauf gewartet, dass du aufwachst." Ich nickte und sagte:,, Okay, wir müssen nach Überlebenden suchen, vielleicht wissen sie, wie wir von hier verschwinden können." Tae sah mich an und in seinen dunklen Augen sah ich einen Hauch von Hoffnung. Er zeigte mit seinen Finger auf den Urwald:,, Na, bereit für ein Abenteuer?" Er ging los, blieb nach wenigen Schritten stehen und blickte mich verlegen an. Dann fragte er:,, Bitte entschuldige, ich kenne ja noch gar nicht deinen Namen." Ich lächelte und antworte:,, Nancy Wheeler." Tae lachte und stellte fest:,, Das ist ja ein Zufall, du heißt ja wie die aus Stranger Things. Oh ich liebe die Serie so sehr." Ich lachte ein wenig und erwiderte:,, Ja ich liebe sie auch, allerdings glaube ich, sollten wir uns jetzt nicht über Serien unterhalten, sondern lieber Hilfe suchen." Er nickte und wir gingen in den Urwald. So richtig gut voran kamen wir nicht, da wir riesigen Pflanzen, Spinnennetze oder Wurzeln ausweichen mussten. Außerdem schlugen mir ständig Äste ins Gesicht. Die Situation wurde nicht gerade angenehmer, als wir in regelmäßen Abständen Äste und komische Tiergeräusche hörten. Doch da rief Tae plötzlich:,, Nancy da vorne ist etwas!" Ich lief zu ihm und folgte seinen Blick. Vor uns ragte ein riesiges, schwarzes Schiff auf. Es lag mitten in einem kleinen See. ,,Mit dem See stimmt etwas nicht", stellte Tae plötzlich fest. Ich schaute mir den See genauer an und er hatte recht. Mit dem See stimmte wirklich etwas nicht. Das Wasser war nicht blau oder durchsichtig, nein es war blutrot. ,,Du glaubst doch nicht, dass das Blut ist?", fragte ich Tae mit erstickter Stimme. Er blickte mich an und antwortete mit betonnt fester Stimme:,, Nein, natürlich nicht, wir haben einfach nur ein Naturwunder entdeckt." Ich nickte und fragte:,, Sollen wir runter gehen und es uns genauer ansehen?" Tae zögerte doch nickte dann. Eigentlich wollte ich da natürlich nicht hinunter. Mir vielen die schlimmsten Horrorfilme ein, wo die Personen auch immer der Gefahr in die Arme liefen. Als ich die Filme schaute, dachte ich mir natürlich, so dumm bist du niemals, dennoch war ich jetzt genau so dumm. Ich hatte die Hoffnung, dass wir in dem Schiff vielleicht ein Messer oder so etwas in der Art finden, welches uns später behilflich werden könnte. Langsam nährten wir uns dem See und dem Schiff. Um so näher wir kamen, so deutlicher wurde das Schiff. Überall waren Einschuss Löcher, dazu rostete es stark. Wir waren jetzt am See angekommen und schauten in das Blutrote Wasser. Es stank entsetzlich, zugleich wurde mir furchtbar schlecht. Auch Tae war kreideweiß im Gesicht und sagte mit zitternder Stimme:,, Das ist bestimmt Schwefel oder sowas, alles ganz natürlich." Ich ließ meinen Blick über das Schiff gleiten, wodurch mir ein Seil auffiel. Es war vom Deck bis ans Ufer gespannt. Langsam ging ich auf das Seil zu und zog daran. Es hielt stand. Tae sprach aus, was ich dachte:,, Also wenn wir da wirklich hinauf wollen, müssen wir wohl diesen Weg nehmen. Ich hoffe, du bist durchtrainiert! Reinfallen wäre vielleicht nicht ganz so gut." Ich zögerte, doch nickte dan. Ich trieb zwar wirklich viel Sport, aber mich an einem Seil hochziehen, war etwas anderes. Tae blickte mich noch einmal kurz an, zuckte dann mit den Schultern und begann sich am Seil hinauf zum Schiff zu ziehen. Er tat dies sehr schnell, wodurch es bei ihm auch Kinderleicht aussah. Im Gegensatz zu mir. Meine Hände wurden furchtbar schwitzig und rutschig. Langsam zog ich mich weiter, doch mein Ziel war so weit weg. Ich zog und zog. Irgendwann verließ mich meine Kraft. Ich dachte, jetzt ist es aus mit mir, doch da spürte ich, wie ich gepackt und hochgezogen wurde. Ich schaute Tae an, der mich angstvoll und erleichtert zugleich ansah. Ich lächelte und sagte mit zitternder Stimme:,, Dankeschön, du hast mir das Leben gerettet." ,,Kein Problem!", antwortete er. Erst jetzt konnte ich mir das Deck des Schiffes  ansehen. Hier war alles kaputt, darüber hinaus lagen Kisten und kaputte Gegenstände auf dem Boden und ein paar Kanonen standen herum. Tae grinste und bemerke:,, Ein bisschen wie bei Fluch der Karibik" Ich grinste auch und erwiderte:,, Ja, hoffentlich gibt es hier auch einen Jack Sparrow, der uns rettet." Wir gingen weiter und kamen an eine Luke, die ins Schiff innere führte. Wir wechselten einen Blick und öffneten sie. Ein übel stinkender Geruch schlug uns entgegen. ,,Okay Nancy, ich gehe da jetzt runter. Wenn ich in 15 Minuten nicht zurück bin, verschwindest du von hier!", sagte Tae und schaute mich ernst an. Ich spürte wie etwas Wut in mir aufflammte. Nur weil ich ein Mädchen bin und er mich gerettet hat, darf er jetzt über mich bestimmen. Ich konterte ihm genervt:,, Wir müssen das jetzt nicht wie in so einem alten Helden Film spielen, wo du der furchtlose Junge bist, der jedes Abenteuer ohne Probleme besteht, während ich das kleine hilflose Mädchen bin, welches nichts kann. Wir gehen beide oder keiner!" Tae blickte mich belustigt an. Dann nickte er und antwortete:,, Wie du möchtest, aber wenn wir auf Untote treffen schreist du nicht. Zudem rennst du auch nicht fort!" ,,Das lässt sich einrichten", erwiderte ich und stieg die hölzerne, rutschige Treppe hinab.
Umso weiter wir vordrangen, desto dunkler wurde es. Der Gestank wurde immer schlimmer. Nun waren wir unten angelangt. Langsam gingen wir weiter, zugleich leuchtete ein grünes Licht vor uns. Langsam gingen wir darauf zu. Wir wurden von der Gefahr förmlich angezogen.
Tae und ich kamen in einen kleinen Raum. Was dort auf uns wartete, war einfach grauenvoll.

Vor uns lagen echte Leichen. Ihre Haut war aufgedunsen, ihre Augen tief in den Höhlen und sie stanken. Sie stanken so entsetzlich wiederwertig. Ich hörte, wie Tae hinter mir leise schrie. Ich ergriff seine Hand, dadurch spürte ich, wie er am ganzen Köper zitterte. Er krächzte mit erstickter Stimme:,, Da liegen meine Eltern und meine Schwester." Ich schaute etwas genauer zu den Leichen. Beim genaueren betrachten erkannte ich schnell, wer gemeint war. Es waren ein Mann, eine Frau und ein kleines Mädchen. Der Mann war relativ klein, trug zerfetzte Sachen und als ich sein Gesicht genauer betrachtete, spürte ich einen Schauer über meinen Rücken laufen. Taes Vater hatte kein Gesicht mehr, es war zerschnitten. Überall waren rote Streifen auf seinem Gesicht, wodurch man das verfaulte Fleisch sehen konnte. Außerdem fiel mir mit Entsetzen auf, dass er keine Augen mehr besaß. Taes Mutter konnte man ansehen, dass sie einmal sehr hübsch gewesen sein musste. Sie war groß, schlank und hatte das schmale Gesicht wie Tae. Ihr blondes Haar fiel ihr in leichten Wellen über die Schulter. Ihre Augen waren geschlossen, hingegen ihr großer Mund offenstand. Mein Blick schweifte weiter zu dem Mädchen. Es lag da, mit verrenkten Gliedern, wodurch man erkennen konnte, dass ihre Arme und Beine gebrochen waren. Sie war noch klein und hatte geflochtene Zöpfe. Über ihr kleines Gesicht zog ein großer, roter Schnitt, der ihr ein brutales Aussehen verlieh. Als ich sie so ansah, wurde mir plötzlich eiskalt und ein Schrei wollte über meine Lippen. Das Mädchen hatte nicht die glasigen, ausdruckslosen Augen von einem Toten. Nein sie blickte mich aus wachen, furchtbar kalten Augen an.

Der Kampf ums LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt