Kapitel 5: Der Morgen

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Am nächsten Morgen erwachte ich schon vor Sonnenaufgang, was auch gut so war, denn wenn Sasuke wach wird, musste ich schon weit weg sein.

Vorsichtig, um den schlafenden nicht zu wecken erhob ich mich. Das ganze war gar nicht so einfach, denn Sasuke hatte mich die ganze Nacht fest umklammert und ich muss zugeben, dieses Gefühl war fast genauso schön, wie ihn zu küssen.

Als ich mich befreit hatte, sammelte ich schnell meine Kleidung zusammen, um keine Spuren zu hinterlassen.
Wenn ich verschwunden und er nüchtern war, würde er vielleicht doch Parallelen zwischen dem blonden Mädchen mit dem er eine Nacht verbrachte und seinem Teamkameraden sehen und das wollte ich unbedingt vermeiden.
Ich würde bald tot sein und wollte von ihm nicht als perverser in Erinnerung behalten werden, der sich mit einem Jutsu in das Schlafzimmer seines Geliebten schleicht und dann auch noch den unwissenden heterosexuellen dazu bringt mit ihm zu schlafen.
Es war wohl wirklich besser, wenn der Uchiha die vergangene Nacht für eine Einbildung oder einen Traum hält.

So leise wie ein Mitglied der Spionage Anbu Einheit verschwand ich aus dem Fenster und lief im Schatten der Häuser mit dem Wind um die Wette.

Schon bald führte mich mein Weg zu dem kleinen Appartement, das mir Hiruzen nach dem Tod meiner Eltern zur Verfügung gestellt hatte.
Ich wusste nicht genau, wie lange ich reisen musste, bis ich den richtigen Ort zum sterben gefunden hätte, fernab von jeglicher Zivilisation, also nahm ich alle Dinge die ich besaß mit, es waren ohnehin nur so wenige, dass sie in einen kleinen Reisesack passten.
Ich machte mein Bett und beschloss, noch einige Abschiedsbriefe zu schreiben, bevor ich mich auf den Weg machte.

Mein erster Brief ging an die wenigen Schüler, die mich nicht ausgegrenzt hatten. Sie hatten nie Steine nach mir geworfen oder mich beleidigt und dafür war ich ihnen sehr dankbar.
Zu ihnen gehörten:
Kiba, der aufgeschlossene Hundeliebhaber, Shikamaru, der einfach zu faul war um jemanden zu mobben,
Chōji, der wegen seiner Liebe zu Essen selbst wusste, wie es ist runtergemacht zu werden und mich deshalb in Ruhe ließ,
Ino, der ihr Aussehen immer wichtiger war als alles andere, was in der Welt so vor sich ging, sie hatte mir sogar mal angeboten mich zu stylen, das hatte noch nie jemand für mich gemacht,
Shino, der selbst als Sonderling galt, weil die meisten seiner Freunde keine drei Zentimeter groß waren,
Neji, für den es einfach unter seiner Würde war, Schwächere zu ärgern,
Hinata, das hübsche schüchterne Mädchen, das mir vor ungefähr einem Jahr ihre Liebe gestanden hatte. Bis heute verstand ich nicht, was sie an mir lieben konnte, doch ich fühlte mich sehr geehrt, dass ausgerechnet eine wie sie mich mochte. Ja sie war wirklich ein tolles Mädchen und hatte es auch mit Fassung getragen, als ich ihr erklärte, dass ich nicht am anderen Geschlecht interessiert bin. Sie war damals die erste, die es erfuhr und mich nicht verurteilte und mittlerweile waren wir fast so etwas wie Freunde geworden.
Und zu guter letzt auch Sakura. Sie war zwar nie nett zu mir gewesen, aber sie hatte mich in ihrem Team geduldet. Ich konnte wirklich verstehen, dass ihr das schwer fiel, immerhin würde sie lieber mit Sasuke alleine in einem Team sein und hatte ständig Angst, ich können ihn ihr wegnehmen. Ich wusste nicht genau, warum sie sich da so Sorgen machte, denn ihr Liebster war so straight wie....
Ehhh keine Ahnung, ein Strich?
Auf jeden Fall ziemlich straight und ich war immer noch ein Totalversager.

Nachdem ich die Briefe an meine Bekannten aus Konoha fertig hatte, schrieb ich noch einen an Kakashi, bedankte mich für alles was er mir beigebracht hatte und einen an Tsunade, die seit Hiruzens Tod auch die Kosten meiner kleinen Wohnung übernahm. 

Als nächstes kam ein Brief an Gaara.
Er war mein einziger wirklicher Freund, doch er lebte nicht bei mir in Konoha sondern einige Stunden entfernt, weshalb ich ihn selten sah. Ich hoffte der Brief würde ihn erreichen, denn er musste wissen, dass nichts von alledem seine Schuld war. Der Rothaarige hatte schon früher mitbekommen, dass mich etwas bedrückte, doch da wir uns immer nur kurz sahen, wusste er nicht wie schlimm es um mich stand. Er hatte auch von meinem Liebeskummer mitbekommen, doch ich hatte mich immer geweigert, ihn zu erzählen um wen es ging. In meinem Abschiedsbrief an ihn erzählte ich ihm die Wahrheit. Er erfuhr die komplette Geschichte und ich schrieb ihm auch, wie viel er mir als bester und einziger Freund bedeutete und wie dankbar ich war ihn zu haben.
Ein paar Tränen tropften auf das Papier und ich wischte mir schnell über die Augen, damit nicht die ganze Tinte verwischte. Der Gedanke ihn nie wieder zu sehen schmerzte aber es war das einzige richtige. Ich musste gehen, denn diese Welt ist ohne mich besser dran.

Der letzte Brief war mit Abstand der schwerste und ich zerbrach mir lange den Kopf, was ich schreiben sollte. Das Blatt war bereits mit Tränen verziert, bevor ich die Feder ansetzte. Irgendwann beschloss ich einfach es kurz und schmerzlos zu machen und begann zu schreiben:

Lieber Sasuke,

Wenn du das ließt habe ich Konoha bereits verlassen. Mache dir keine Sorgen um mich, denn es geht mir jetzt besser.
Ich mache eine Reise an einen wunderschönen Ort weit weit weg von hier und ich denke nicht, dass ich je zurück kehre.
Ich möchte mich bei dir bedanken Sasu. 
(Tut mir leid für den Spitznamen, ich wollte dich nur schon immer mal so nennen aber habe mich nie getraut)
Du bist die tollste Person, die ich kenne. Du hast mich nie verurteilt oder zu mir herab geblickt obwohl du ein so viel besserer Mensch bist als ich. Auch wenn wir uns oft gegenseitig beleidigt haben, gab es doch trotzdem eine unausgesprochene Freundschaft zwischen uns. Du hast mir so oft auf Missionen das Leben gerettet, dass ich nichtmehr mitzählen kann, ich wünschte nur, ich könnte dir irgendwas zurück geben.
Leider besitze ich nichts von Wert. Alles was ich habe ist meine Liebe, doch ich bezweifle, dass du sie annehmen würdest oder sie gut genug für dich wäre. Mein Herz besitzt du bereits seit langer Zeit.
Ich habe mich nie getraut es dir zu sagen und selbst jetzt, niedergeschrieben auf meinem Abschiedsbrief fällt es mir schwer.
Allerdings habe ich jetzt nichts mehr zu verlieren und deine Abfuhr wird mich nie erreichen, deshalb kann ich ehrlich mit dir sein:

Ich liebe dich.

Mehr als alles andere auf der Welt und schon sehr lange.

Ich liebe dich nicht nur als Freund sondern auch darüber hinaus.

Ich setzte meiner Liebe keine Grenzen.

Ja das bedeutet dass ich schwul bin und wenn du jetzt angewidert bist, kann ich nichts dagegen machen.

Wenn du mich in schlechter Erinnerung behältst ist das okay.

Nur bitte versprich mir eines:

Vergiss mich nicht

In Liebe,
Dein Naruto

Schluchzend rollte ich auch den Letzten Brief zusammen, Band eine Schleife darum und legte ihn fein säuberlich neben die anderen Briefe auf den Tisch.

Ich stand auf, nahm meinen Reisesack in die Hand, drehte mich noch ein letztes Mal zu dem Raum um, in dem ich fast mein ganzes Leben alleine verbracht hatte und machte mich schließlich auf den Weg zum Tor von Konoha.

Ungesehen durchschritt ich den Ausgang aus der Stadt, die immer meine Heimat war und lief in den Wald.
Diesmal drehte ich mich nicht um, denn ich war mir nicht sicher, ob ich dann noch die Kraft gehabt hätte, weiter zu gehen.
Ja es war schwer und ja ich hatte Angst aber es war das beste.
Für jeden.
Mir fiel ein Spruch ein, den ich vor Jahren irgendwo gelesen hatte:

ɪғ ᴛᴏ sᴛᴀʏ ɪs ʜᴀʀᴅᴇʀ ᴛʜᴀɴ ᴛᴏ ʟᴇᴀᴠᴇ, ʏᴏᴜ ᴋɴᴏᴡ ɪᴛ's ᴛɪᴍᴇ ᴛᴏ ɢᴏ"

Mehr denn je spürte ich die Wahrheit hinter den Worten und mit einem traurigen aber dennoch entschlossenen Lächeln setzte ich meinen Weg nun mit höherer Geschwindigkeit fort.

Endeeee
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Okay nein, keine Angst, meine Fanfics haben immer ein Happy End :)

Liebe - SasuNaruWo Geschichten leben. Entdecke jetzt