Die Verabredung

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Als Severus diesen Morgen wieder recht früh wach wurde, bescherte ihm sein Körper eine eher unangenehme Überraschung. In seiner Schlafanzughose hatte sich ein beachtliches Zelt gebildet. Krampfhaft versuchte er sich an nächtliche Träume zu erinnern. Da dieses Phänomen der morgendlichen Erektion bei ihm nahezu nie grundlos auftrat, musste er von irgendetwas 'Neuem' geträumt haben. Leider konnte er sich beim besten Willen nicht an das Geträumte erinnern, weshalb er beschloss einfach kalt duschen zu gehen.

Erst, als er abgekühlt und frisch geduscht am Küchentisch saß und auf die Kaffeemaschine wartete fiel ihm ein, dass er Miss Granger, nein Hermine, heute Mittag am Cafe abholen wollte, damit sie gemeinsam den Trank vollenden und gleich danach auch testen konnten. Damit sie nicht allzu viel zu tun haben würden, musste Severus noch einiges vorarbeiten und war damit ziemlich lange beschäftigt. Erst um 13:30 Uhr bemerkte er, dass er seine Wohnung noch etwas entstauben musste. Schnell schwang er den Zauberstab und ließ so gut wie jeden Staub aus den ecken und unter den Möbeln verschwinden. Um etwas mehr Licht in den Wohnraum zu lassen, öffnete er schwungvoll die Vorhänge und die Sonne schien ihm direkt ins Gesicht. 

Auf dem Weg zur Tür kam er an einem kleinen Spiegel im Flur vorbei und machte den Fehler hineinzusehen. Besser gesagt war es großes Glück, denn seine Haare waren vom heißen Dampf leicht feucht und strähnig. Außerdem hatte er einen kleinen Schweißfleck auf seinem grauen Shirt auf Höhe der Brust. 'Früher' wäre es ihm egal gewesen aber nun, da er ein anderes Image Hermine gegenüber zu pflegen schien, entschied er, schnell noch duschen zu gehen.

Das zweite Mal an diesem Tag kam er frisch geduscht aus dem Bad. Diesmal im schwarzen Hemd mit Stehkragen und einer schwarzen Hose. Oberbekleidung mit Kragen war ihm nach wie vor am liebsten, da sie seine große, hässliche Narbe am Hals am besten verdeckte und er sich dadurch unantastbarer fühlte. Schlampig band er sich die magisch getrockneten Haare im Nacken zusammen und machte sich schnell auf den Weg zum Cafe. In der Straße mit dem Cafe angekommen, kam ihm Hermine bereits lächelnd entgegen. Heute war es nicht ganz so warm und sie trug eine enge Jeans und ein gestreiftes T-Shirt. Auf dem Arm hatte sie seinen Strickpullover, den er fast schon wieder vergessen hatte. Direkt vor ihm blieb sie stehen und grinste breit.

,,Das nenne ich mal perfektes Timing'', Severus nickte. Viel reden war nicht sein Ding. Lieber hörte er zu. ,,Gehen wir noch ins Cafe oder haben wir viel zu tun?'' ,,Ich habe mich bemüht uns so wenig Arbeit wie möglich überzulassen.'' ,,Sehr fleißig. Auch wenn ich nichts gegen Arbeit habe. Hier ist es ziemlich langweilig, wenn man nichts zu tun hat.'' Leicht beleidigt hob er eine Augenbraue. Seit zwei Tagen war sie doch wenigstens zum Teil ganz gut mit ihm beschäftigt gewesen. Hermine ging neben ihm her und sah ihn erst wieder an, als er längere Zeit geschwiegen hatte. 

,,Oh sorry, so meinte ich das nicht. Eher die ersten beiden Tage hier'', lachte sie und legte ihm  die Hand auf den Arm. ,,Dann ist ja gut'', grummelte er zwischen den Zähnen hervor. Auf diese vertraute Geste war er beim besten Willen nicht vorbereitet gewesen. Dass sie ihn überhaupt freiwillig anfasste, war wahrscheinlich bloß im Affekt aus Gewohnheit geschehen. Während sie nebeneinander die Straßen entlanggingen schien Hermine sehr gut gelaunt. ,,Was ist passiert, dass du so gute Laune hast?'', fragte er stirnrunzelnd. Sie sah zu ihm und ihre Augen strahlten enthusiastisch. ,,Keine Ahnung. Bis jetzt lief heute alles glatt. Die gute Laune hatte ich schon direkt nach dem Aufstehen und seit dem ist sie geblieben. Vielleicht bin ich ja ein bisschen auf deine Wohnung gespannt. Wie lebt wohl der von allen gefürchtete, düstere Tränkemeister im zweiten Stock, wenn er seine gruseligen, feuchten Kerker nicht hat?'' 

Sie untermalte das Gesagte theatralisch mit übertriebenen Gesten und wäre dabei fast gegen eine Straßenlaterne gelaufen. Im letzten Moment packte Severus sie an beiden Schultern und zog sie zu sich. Hermine quietschte erschrocken und atmete erleichtert aus. ,,Vorsicht vor der Alltagsgefahr Bürgersteig'', er sprach dunkler und leiser, weil sie ihm so nah war. Unwillkürlich wehte ihm ihr sommerlicher, blumiger Duft in die Nase. Hermine war unerwartet leicht und ihr Körper fühlte sich sehr zierlich an, wie sie so an ihn gelehnt war, während sie langsam im Gleichschritt an der Laterne vorbeigingen, die den Bürgersteig kurzzeitig verengt hatte. In seinen Armen kicherte jemand ,,Danke dir, aber Du kannst mich jetzt loslassen, Severus. Wir sind an der Laterne vorbei.''

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