Kapitel 15: Der Minibus

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Nutmegs Sicht:

Ich habe einen gelb-Orangen Flummi bekommen, dabei haben die anderen viel schönere Farben. Ich wollte einen pink-lilanen, aber gut, Flummi ist Flummi, schätze ich.
„Wir können jetzt also echt nach Hause gehen?", fragt das hübsche Mädchen dessen Hintergrund noch höher liegt als die Burgeoisie hoffnungsvoll.
Schnegen lächelt süffisant. „Bald, bald. Eine Nacht dürft ihr noch im extrem exklusiven Hotel Palladiüm verbringen." Sie zwinkert mir zu, „...oder doch im Hotel zur ewigen Lampe?"
Mir läuft es kalt den Rücken herunter. Damit meint sie die Gefängniszellen.
„Aber ich habe alles richtig gemacht! Ich bin bis zum Ende der Schnitzeljagd gekommen! Ich habe die Wette gewonnen! Sie müssen Krystyaan Müller jetzt freilassen!"
Sie lacht wie Icy aus Winx Club.
„Ach Wasserstoff. Alles zu seiner Zeit. Und jetzt haut ab, genießt gefälligst eure Zeit in meinem Luxushotel. Dinner gibt's um 9. Herr Specht wird euch mit dem Minibus zum Hotel fahren."
Sie dreht sich um und geht weg, ihr Science Kittel schwingt hinter ihr wie ein weißes Engelsgewand. Sehr ironisch. Ich will ihr hinterherrennen und fordern, dass sie ihren Teil der Abmachung einhält und mich endlich mit Krystyaan Müller reden lässt, oder wenigstens Pol, aber Herr Specht stellt sich mir in den Weg. „Nicht jetzt, Miss Rhododendron."
Er sieht mehr aus wie eine Eule als ein Specht. Ich wundere mich, dass er mich Miss Rhododendron nennt, denn so persönlich wurde ich seit langem nicht mehr angesprochen - Schnegen sagte immer nur Wasserstoff oder Nummer 1 oder H+ oder was auch immer ihr gerade in den Sinn kam. Irgendwie war es schön, zur Abwechslung mal wieder meinen eigenen Nachnamen zu hören.
„Steigen Sie jetzt bitte erstmal in den Minibus."
Der Minibus trägt die Aufschrift „Fisch, frisch, auf jedem Tisch." mir ist ein bisschen mulmig dabei, und ich überlege, einfach wegzusprinten, aber was würde mir das nützen? Ich wusste ja nicht, wie man aus Schnegens imperialem Garten wieder rauskam, und wenn ich jetzt versuchte, abzuhauen, könnte ich meine eh schon wackelige Abmachung mit Schnegen vergessen. Ich seufzte und ließ mich auf den Gangsitz in der ersten Reihe fallen, neben Brian aka Lithiüm. Ich mochte ihn nicht sonderlich, aber irgendwie war mir das im Moment egal.
Herr Specht schwang sich hinters Steuer und fuhr mit quietschenden Reifen los. Ich wusste gar nicht, dass das auch in echt passierte. Es klang sehr dramatisch. Tatsächlich passierte sowas nur in echt, wenn man ein schlechter Fahrer war, und Herr Specht war ein sehr schlechter Fahrer. Von Geschwindigkeitsbegrenzung hatte er noch nie was gehört (oder vielleicht hatte Schnegen die auch abgeschafft, weil sie schnelle Autos „absolut geil" fand, das wusste ich nicht so genau), er blastete durchgehend Queen auf der höchsten erlaubten Lautstärke und einmal ließ er den Minibus fast in den Graben segeln.
„Oh mein Gott was war DAS denn?", fragte Brian ungläubig und gleichzeitig hochnäsig, als wollte er sagen, wie viel besser er das doch könne.
„Ein Eichhörnchen. Wir sind erfolgreich ausgewichen", erklärte Herr Specht, aber so erfolgreich war das nicht, den dem hübschen blonden Mädchen aus der Burgeoisie wurde schlecht und mein Magen fühlte sich auch nicht besonders gut an.
Wo auch immer wir ankommen würden, ich hoffte, die Fischwagenminibusfahrt wäre so bald wie möglich vorbei.
„Glaubst du, Schnegen wird uns wirklich morgen freilassen?", fragte ich in die Runde.
„Sollte sie mal besser!", antwortete Brian, aber Brom, der hinter mir saß - mir fiel auf, dass ich seinen richtigen Namen gar nicht kannte - überlegte eine Weile bevor er sagte „sie ist unvorhersehbar. Aber ich glaube irgendwie nicht."
Na toll.
Herr Specht nahm ein Schlagloch volle Kanne mit und ich wurde gegen Brian geschleudert. Er roch nach creepy weißem T-Shirt. Meine Aussichten waren sehr düster.

Dystopian BadboisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt