Kapitel 3: Schnegen

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Um halb 10 fand ich mich wie befohlen auf dem Platz des Khans ein.
Ich sah ihn die Gesichter von bestimmt 20,30 anderen Leuten, alle ungefähr in meinem Alter, aber sie sahen sehr verschieden aus. Manche waren sehr bonzig und heulten (Schnegens Schnitzeljagd machte keine Unterscheide zwischen Einkommensklassen), weil sie dachten, ihr Geld würde sie beschützen, aber so oder so hatte Arrozia eine gigantische Inflationsrate, weil Schnegen die rosa 500er scheine so schön fand, dass sie immer neue drucken ließ.
Andere sahen sehr schmuddelig aus. Manche Gesichter zeigten Gleichgültigkeit, manche Angst, manche waren entspannt oder sogar gespannt.
Manche waren breite Footballspieler, andere schlaksig oder hatten ein richtiges Model aussehen.
Eines hatten sie gemeinsam: sie warteten auf Schnegen.
Eine Viertelstunde dauerte das Warten.
Ein Junge mit grüner amethyst grünen Augen und schwarzen wuscheligen Haaren sprach mich an.
„Hey, ich bin Pol."
„Oh hi!" ich lächelte ihn an. „Ich bin Nutmeg."
„Scheiße, dass die Schnitzeljagd dich getroffen hat, du bist viel zu cute um hier dran kaputt zu gehen!"
Oha war das gerade ein Kompliment?? Omg?
„Oyyy Danke💕💖💜💛❤️ du aber auch😩🔥"
„Thx" er machte Finger Guns.
Ich lernte auch ein Mädchen kennen. Sie hatte rote lange Haare und war groß.
„Howdy", begrüßte sie mich, „Na das kann ja was werden, hh?"
Ich nickte mulmig.
„AAAAAHOY MATEYS!!!" kam auf einmal eine alles andere übertönende stimme vom Balkon der auf den Innenhof des Khans überblickte. Der Balkon hatte die Form eines Schiff Bugs und ich fragte mich, ob ich „Hof des Khans" mein Leben lang falsch verstanden hatte und es tatsächlich „Hof des Kahns" hieß.
Schnegen trug einen Umhang der aussah als wäre er aus Quecksilber und darunter einen Anzug mit ganz vielen kleinen holo farbenen Haien drauf gedruckt.
„Ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen sind!" sie sah auf uns hinab, „naja... ist ja auch nicht so, als hättet ihr die Wahl gehabt, nicht zu erschienen AHAHAHA"
Und damit verschwand sie wieder. Alle sahen sich irritiert an.
Pol sah ihn meine Richtung😍😩
Auf einmal tauchte Schnegen wieder auf, aber dieses Mal unten auf dem Innenhof, wie wir.
„Nun, liebe Leude, wollen wir uns erstmal kennenlernen. Ich habe hier die LISTE™️! Da stehen alle eure Namen drauf hehe."
Sie ging durch die Reihen wie der hai in Jaws.
„Nun stellen wir uns den Leuten einmal vooooooor!" und damit kamen 2 background Sängerinnen von irgendwoher und Schnegen begann auch zu singen:
„Und wer bist DUuuuuUuuUuuu?"
„Ich bin die Byggie!"
„Und wer bist DUuuuuUuuUuuu?"
„Ich bin der Addwin"
„Wir vertreiben den Verdruss!!"
Sie kam mir näher, während sie jeden, der sich vorstellte, auf ihrer Liste abhakte.
„Und wer bist DUuuuuUuuUuuu?"
„Pol."
„SINGEEEEN"
„Po-ol!"
Schnegen grinste und kam mir näher.
Das Mädchen neben mir stellte sich als Succulent Eioion heraus und dann stand Schnegen selbst auf einmal vor mir.
„Und wer bist DUuuuuUuuUuuu?"
Ihre von einer lilanen Brille verdeckten shifty Augen sahen mich direkt an.
„Nutmeg."
Sie kniff die Augenbrauen zusammen.
„Nutmeg wie?"
„Nutmeg Rhododendron", antwortete ich zögerlich.
„Whooopsie, ich hab hier aber keine Nutmeg Rhododendron! Ich habe hier nur eine Magnet Rodeodrone! Wer von diesen scheiß Bürokraten ist für diese Verwechslung verantwortlich??"
Sie drehte sich zu ihren Mitarbeitern um, die alle auf den Boden guckten.
Dann verdrehte sie die Augen.
„Das kann doch nicht wahr sein, kriegen die es noch nichtmal hin die richtigen 27 Leute für die imperiale Schnitzeljagd herzuholen. Ugh, Waschlappen."
„Aber wenn ich nicht hier sein sollte... kann ich dann nicht... zurück auf meine Farm?"
„Deine Farm? Du willst lieber Karotten aus dem Boden ziehen als an MEINER Schnitzeljagd teilzunehmen?" sie schnappte mich beim T-Shirt und starrte mich intense an.
„Äh.."
„Ach, Farm girl", sie ließ mich los, „jetzt bist du neunmal hier, ich verschiebe meine Schnitzeljagd doch nicht wegen einer Verwechslung, die mir eigentlich eh egal ist lmao"
Sie wollte gerade weiter gehen, als mir eine Idee kam:
„Ich mache freiwillig mit!", erklärte ich und sie drehte sich wieder um und zog die Augenbrauen hoch. Auf ihrer Stirn bildete sich bereits eine leichte Falte ab vom ganzen verächtlichen Augenbrauen hochziehen, dabei war sie höchstens 30.
„Tust du das?"
„Ich mache freiwillig mit", wiederholte ich, „Wenn Sie dafür meinen Freund aus dem Gefängnis freilassen!"
Schnegen lachte herzlich.
„ICH mache hier die Regeln! Du hast nicht die WAHL freiwillig mitzumachen denn ich habe dich nicht entschuldigt!" Sie zeigte mit ihrem langen Zeigefinger direkt auf mich.
Ich schluckte.
Sie lachte wieder. „AHAHAHAHAH aber du gefällst mir. Mutig, mutig. Muss schon sagen, du hast Mumm. Zu meiner eigenen Unterhaltung will ich mal auf dein Angebot eingehen: wer ist denn dein boyfriend?"
„Krystyaan Müller", antwortete ich zögerlich.
Sie grinste wieder. Es war irritierend. Ihr Grinsen würde mitleidig.
„Ach, die 120? Der Anführer der Arrozianischen Volksfront?"
Ich schüttelte den Kopf. „Von der Volksfront von Arrozia!"
„Ah ja, ganz genau der. Er hatte Unbinilium vibes, deshalb hab ich ihn 120 genannt. Sehr gutaussehend, der Mann. Schade, aber da bist du bisschen spät. Er ist gestern morgen guillotiniert worden."
Mein ganzer Körper wurde zu Eis und Schnegen lachte wieder laut. „AHAHAHA aber wir HABEN ihn doch erst seit gestern späten Nachmittag!! Reingefallen!! Wer denkst du, dass ich bin, Maximilien Robespierre? Ich richte doch keine Leute hin. Nein, die 120 ist im Gefängnis und gibt sich wahrscheinlich gerade Roboter der Sterne auf der Braun'schen Röhre, die ich ihm hingestellt hab."
Ich brauchte ein paar Sekunden um alles, was sie mir gesagt hatte zu verarbeiten, bis mir mein Plan wieder einfiel.
„Ich will freiwillig an Magnet Rodeodrones, wer auch immer das ist, Stelle an der Schnitzeljagd teilnehmen und wenn ich sie gewinne soll Krystyaan frei kommen!!"
Sie schnaubte verächtlich. „frei? Der Typ hat „Gegen Schnegen" an Hauswände geschrieben! Schändlich! Aber du siehst aus wie ne weak ass bitch also will ich dein Angebot mal annehmen einfach for fun." Sie schüttelte meine Hand um das zu unterstrichen mit einer Kraft und Energie, die mich irritierte.
„Dann wär das also geklärt." Sie wendete sich von mir ab und wieder ihrer Liste zu und begann auch wieder zu singen, als sie zum nächsten Kandidaten kam: „Und wer bist dUUUuuuUuu?"
„Brian."
„Sorry, aber ich habe hier keinen Brian."
„Dann muss das auch eine Verwechslung sein! So wie mit Nutmeg!"
Schnegen verdrehte ihre Augen. „Mein Gott, kriegt denn keiner diese Bürokratie auf die Reihe?"
„Tja also ich würde auch freiwillig mitmachen, wenn ich eine Entschädigung für diese verheerende Verwechslung bekäme. Ich kenne niemanden im Gefängnis, aber sagen wir... GOLD! Oder Diamanten! (Geld ist ja nichts wert)?"
Schnegen kniff ihre Augen zusammen und musterte ihn.
„DU! Dachtest du, du könntest mich veräppeln? Schamlos wolltest du meine Unfähigen Bürokraten ausnutzen, du Kakerlake! Bestimmt bist du in echt dieser Kurt den ich hier stehen habe! Du kriegst NICHTS! NADA! Ich würde dich für diesen Täuschungsversuch am liebsten direkt ins Gefängnis schmeißen, aber ich brauche dich für die Schnitzeljagd."
Sie wandte sich ohne ein weiteres Wort ab und betrachtete die 10 oder so weiteren Leute, deren Namen sie noch nicht kannte.
„Wisst ihr, mir ist tatsächlich völlig egal wer ihr seid. Eure Namen benutzen wir sowieso nicht mehr, also können wir euch eigentlich auch direkt in Hauptgruppen und Ordnungszahlen einteilen, basierend auf eurem vibe. Das ist immer lustig. DU, Brian" sie sagte seinen Namen verächtlich, „bist ganz klar ein Alkalimetall..."
Sie betrachtete eingehend seine Erdbeerblonden Haare, die ziemlich strähnig und wenig aussahen und ein bisschen hochgegelt waren. „Lithiüm, würde ich sagen. Also Nummer 3."
Und so begann sie, wieder durch die Reihen zu gehen und allen, wie mir schien, zufällige Elemente zuzuordnen.
„Hmmm du bist ja ein Hübscher", sagte sie zu Pol, „also ganz klar 19. Kaliüm. Team Alkalimetall also, kannst dich schonmal mit 3 anfreunden, oder besser nicht, sollst ja nicht korrumpiert werden, mein Guter."
Sie wanderte weiter zu Succulent. „Oh, hier spüre ich ganz klare Edelgas Energie. Ich würde sagen.. Neon. Oder nein, nein, Krypton! Du bist die 36!" und so wurden alle aufgeteilt in Teams: Alkalimetalle, Erdalkalimetalle, Halogene und Edelgase. Dann kam Schnegen zu mir.
„Nutmeg, meine kleine Anarchistin! Wärst du auch gerne Eka-Radium wie dein boyfriend? Aber nein, ich spüre einen besonderen vibe bei dir" ihre intensen flaschengrünen Augen durchbohrten mich. Sie hatten die Farbe wie diese winzigen vom Meer abgerundeten grünen Glasscherben, die man manchmal am Strand findet.
„Du kannst nicht zugeordnet werden! Mein Gott! Dieses Mädchen ist WASSERSTOFF!!"
„Wie, und was ist dann mein Team?"
Schnegen lächelte mal wieder süffisant. „Dein TEAM? Na ist doch klar. Du hast keins!! Ahahaha du bist ein Einzelschicksal! Ich kann es dir ja schlecht so leicht machen, die 120 zu befreien! Außerdem seid ihr von der Arrozianischen Volksfront und solltet eh längst im Exil sein wenn ich nicht so gnädig wäre! Oder im Exil... von dieser Erde ahahaha" sie lachte wie Jeff Goldblum in Thor.
„Aber nein, ich bin sehr freundlich! Und du bist Wasserstoff! Wollen wir doch mal sehen, ob du deine 13,6 eV erreichst!"
Sie sah alle erwartend an. „Haha, get it? Weil sie FREI werden will? Wie das Wasserstoffelektron bei einer Ionisierungsenergie von 13,6 eV?"
Die anderen Leute und ich nickten hastig.
„Volksfront von Arrozia", verbesserte ich sie noch leise und sie sah mich irritiert an: „hab ich doch gesagt, ugh"
Und damit wandte sie sich ab, ging ein paar Schritte, und hielt eine weitere kurze Ansprache:
„Sooo, dann hätten wir also die Teams fertig eingeteilt! Das ist immer spannend! Aber wisst ihr, was noch spannender ist? Die Schnitzeljagd!! Beginnen wir!!"
„Wie??" „schon jetzt??" „oha???" tönte es durch die Reihen.
„Sind wir nicht alle nur kleine Öltröpfchen in einem Plattenkondensator?" murmelte Succulent und ich nickte. Wahre Worte.
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Eure Meinung bisher? Wen findet ihr am meisten relatable?🌝🤔🐍🔥🐙🦑🦐✨🌚🔮

Dystopian BadboisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt