17|eine nicht ganz durchdachte Idee

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Jake

Kurz vor der Haustür des Delta Phi Hauses zögert Ellie, dass ich sie mit mir hineinziehe und wir von einer Duftwolke aus billigem Deodorant, billigem Bier und billigem Parfüm begrüßt werden.
Eben, was sich Studenten leisten können.
Es fühlt sich wie eine nur etwas veränderte Version von letztem Samstag an, was nicht einmal eine Woche her ist.
Als ich sie vorhin abgeholt habe, musste ich zwei Mal hinsehen und habe das Sprechen für einige Sekunden verlernt gehabt, denn Ellie trägt heute keine Jacke, weil sie meint für diesen kurzen Weg zum Auto keine tragen zu brauchen, dass ich sofort im Auto schon sah, was sie sich für heute ausgesucht hat. Dieses Mal ist es zum Glück kein schreckliches Oberteil mit Schriftzug, sondern ein roter Pullover, der eng anliegt und einen gewagten Ausschnitt zeigt, dass ihr Busen reizend hervorgebracht wird. Es ist echt scharf und ihre Brüste würden perfekt in meine Hände passen.
Kopfschüttelnd gehe ich weiter. Wann habe ich zuletzt eine Frau berührt? Ich komme auf ganz dumme Gedanken.
Ellie verschränkt plötzlich unsere Finger miteinander, was mich zurück in das Hier und Jetzt holt und ich zu ihr sehe. Sie trägt zudem noch eine rote Haarspange, dass ihre Haare auf einer Seite zurücksteckt.
„Irgendwie ist es Quatsch hier zu sein.", murmelt sie und schaut herum.
„Du bist Quatsch." Sie verdreht die Augen, spart sich leider den Kommentar und wir drängeln uns an den Leuten im Flur vorbei, in das Wohnzimmer, das überraschenderweise nicht auf erstickende Weise überfüllt ist.
„Wir sollten erstmal Dylan gratulieren.", ruft sie über die Indie-Rock Musik, die aus der Anlage dröhnt, während ich die Leute ansehe. Wie es aussieht ist das ganze Lacrosseteam hier, unter anderen noch Footballspieler, Wirtschaftsstudenten aus Dylans Kursen und Laxstituten -Lacrosse Groupies-, doch ich erkenne auch mehr meiner Mitspieler als erwartet.
„Das sollten wir, wenn wir ihn finden.", gebe ich zurück, denn Dylan ist auf Anhieb nicht erkennbar.  Plötzlich werde ich auf die Schulter gehauen, dass ich mich umdrehe und Dean gegenüberstehe.

„Hey, Mann!", ruft er und sieht etwas verwirrt zu Ellies und meiner Hand, die wie geschweißt aneinander sind,„Das ist... unerwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr euch verstehen würdet."
„Ich wusste gar nicht, dass ihr euch kennt.", merke ich an und sehe beide abwechselnd an. Ellie schwenkt den Kopf leicht hin und her.
„Na ja, über Grace kennen wir uns.", erklärt sie und Dean nickt zustimmend.
„Tja, wie du siehst, Dean, stehen wir aber hier. Wie füreinander geschaffen.", behaupte ich grinsend und Ellie lächelt breit und es sieht erstaunlich echt aus. Hoffentlich wird dieser Abend ein Erfolg. Ich wurde heute von einem der jüngeren Spieler beim Training auf Ellie angesprochen, weil wir auf der letzten Party mit der grandiosen Abfuhr und auf dem Campus zusammen gesichtet wurden und ich habe erklärt, dass wir ausgehen. Wenn alles gut läuft, dann werden wir heute das perfekte Pärchen spielen und in den nächsten Tagen wird bekannt, dass Ellie an meiner Seite gesichtet wurde und ihren Ex wird das ohnehin erreichen. Vor allem, wenn er heute hier ist. Ich habe ihn noch nicht gesehen.
Als ich Ellie ansehe, schaut sie seufzend herum.
„Wo ist der Alkohol?", frage ich und Dean deutet mit dem Kopf in die Küche.
„Da ist das harte Zeug. Wässriges Bier steht auf der Terrasse zum Garten.", erklärt er und Ellie zieht kurz an meinem Arm. Alarmiert blickt sie mich an.
„Aber du hast gesagt du fährst mich nach Hause!"
„Ich trinke unter der Woche doch nicht bis kaum, Flocke.", erinnere ich sie,„Außerdem habe ich morgen früh Training." Dean nickt und hebt seine Dr Pepper Dose.
„Weise Entscheidung. Das hier tut's auch.", pflichtet er mir bei, denn was Alkohol betrifft haben wir beide die selbe Mentalität. Ob er es auch nicht vertragen kann wie ich, weiß ich nicht. Jedenfalls tut er es einfach nicht und das finde ich gut, nicht nur, weil ich es genauso mache.

Jemand ruft nach Dean, dass er davongeht und ich Ellie mit in Richtung Küche ziehe.
„Wenn du nicht trinkst, warum fragst du dann wo der Alkohol ist?", hakt sie nach.
„Für dich.", antworte ich und sie stemmt die Füße in den Boden, dass ich mich hinter sie stelle und weiter drücken muss, dass wir voran kommen.
„Nein, danke. Ich brauche heute Abend jedes bisschen Vernunft."
„Du bist zu verspannt, Ellie. Locker dich ein bisschen, das wird dir gut tun."
„Ich bin entspannt.", trotzt sie, dass ich ihre Schultern, an denen meine Hände ohnehin liegen, kurz massiere und für uns beide feststelle, dass sie lügt.
„Ja. Genauso entspannt wie eine Drahtfeder vielleicht.", merke ich trocken an und sie schnaubt, doch es wird schon einfacher sie in die Küche zu bekommen.
„Komm, wir trinken einen Shot zusammen und dann lasse ich dich in Ruhe.", verspreche ich und stelle uns zwei kleine Shotbecher hin, als Ellie mit gespitzten Lippen eine Vodkaflasche zur Hand nimmt. Sie schüttet beide Becher fast voll und wir nehmen beide eines in die Hand.
„Auf süße Rache.", stoße ich mit ihr an und kippe mir das Zeug, das nach Desinfektionsmittel schmeckt, hinter die Binde. Als ich Ellie ansehe, verzieht sie kurz das Gesicht, doch greift schon nach zwei Bechern und schüttelt uns schnell Softdrinks ein. Das hätten wir wohl vorher machen müssen. Um den Geschmack loszuwerden, trinke ich den halben Becher in einem Zug aus, bevor ich wieder absetze und Ellie ansehe, die unwohl herumsieht.
„Was ist los?", frage ich und stelle meinen Becher ab. Sie zuckt mit den Schultern.
„Es ist komisch in seiner Verbindung zu sein. Irgendwie dreist, findest du nicht?", entgegnet sie, dass ich sofort den Kopf schüttle, denn das finde ich überhaupt nicht.
„Hier wohnen dreißig Kerle und gerade sind vierfach so viele hier. Das ist eine Verbindung, Baby, es ist jeden Tag sowas wie Tag der offenen Tür und das kommt einem Hotel näher als einem Zuhause. Also, nein. Ich finde es nicht unbedingt dreist. Entspann dich doch mal ein wenig.", erkläre ich mich und sie sieht mich grimmig an.
„Du hast leicht reden. Sobald du ihn siehst, winkst du ihm zu, nennst ihn Jacob und tust so, als wäre er irrelevant."
„Weil er es ist.", betone ich und lehne mich zu ihr vor.

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