49|Gedichteschreiber

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Jake

„Du hast nicht gesagt welche Sorte ich holen soll, also habe ich einfach zwei genommen."
Perplex starre ich die Brote an und langsam wieder sie. Brote. Von allen möglichen Dingen dieser Welt sind es Brote, die mir in den Sinn gekommen sind, um meine große Liebe zu mir zu führen.
„Danke.", sage ich ganz langsam und trete an die Seite,„Willst du nicht reinkommen?"
Sie zögert doch tatsächlich, doch nach einem fürchterlichen Moment mit meiner innerlichen Panik, tritt sie über die Schwelle.
„Wo sind denn die Jungs?", fragt sie, während sie aus ihren Sneakern schlüpft. Irritiert runzle ich die Stirn. Die Jungs?
„Was?" Mit hochgezogenen Brauen dreht sie sich zu mir um.
„Ja, die Jungs. Du hast doch am Telefon gesagt, dass sie nicht zuhause sind.", erklärt sie und ich mache ein ahnungsvolles Geräusch.
„Ach ja, diese Jungs. Die sind bei Mason und so im St Marcs. Hunter hatte eine Lerngruppe, aber ich glaube er ist jetzt auch zu ihnen rübergegangen.", antworte ich und sie mustert mich nachdenklich.

„Wieso bist du nicht mit ihnen mitgegangen?" Wieso bin ich nicht mitgegangen? Verdammt, warum stellt sie heute so viele Fragen? Können wir die Situation denn nicht einfach akzeptieren wie es ist?
„Ich wollte den verpassten Lernstoff nachholen.", meine ich und das ist nicht einmal gelogen. Logan hat mir Kopien seiner Unterlagen gemailt und ich arbeite seitdem damit, auch heute.
Meine Situation wird nach wie vor berücksichtigt und ich würde dieses Jahr ohne Komplikationen bestehen, doch ich fühle mich in der Lage zu lernen und will im Nachhinein nicht denken müssen, dass ich meine Prüfungen nur bestanden habe, weil ein Auge zugedrückt wurde.
Wir gehen in die Küche und als Ellie das Brot in den Brotkorb legen will, fällt mir auf, dass ich kein Brot von dort weggelegt habe. Ich hatte eine ganze halbe Stunde Zeit, bevor sie gekommen ist und mir ist nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen das ganze Brot im Haus zu verstecken. Kann denn nicht einmal etwas so laufen, wie ich es will? Reibungslos?

Sie hält inne und starrt die Packung Toastbrot an.
„Aber ihr habt doch Brot.", merkt sie an und schaut mich über ihre Schulter hinweg an. Und was jetzt? Mir fällt auf die Sekunde keine perfekte Ausrede ein.
„Dann muss wohl die Wahrheit her.", sage ich in scherzendem Ton, doch sie zieht nur eine Braue hoch und wartet,„Wir haben Brot zuhause."
„Das sehe ich. Aber warum habe ich dann zwei Laibe Brot geholt?", hakt sie nach und schüttelt die Tüten in ihrer Hand, dass ich mich nervös am Nacken kratze.
„Weil... ich dich sehen wollte.", gestehe ich leise und komme mir wie ein armseliges Häufchen vor. Ihre Stirn glättet sich und sie legt das Brot an die Seite, bevor sie sich vollständig zu mir umdreht.
„Das hättest du doch einfach sagen können, Jake."
„Das hätte ich wohl."

Stumm sehe ich sie an und sie hebt die Schultern an, während sie sich in der Küche umsieht.
„Und was hast du vor, jetzt, wo ich hier bin?", fragt sie leise und ich zögere zu antworten. Ihre grünen Augen sehen mich beinahe schon erwartungsvoll an, so als würde sie mich wollen, doch dann blinzelt sie und dieser Moment ist vorbei.
„So weit habe ich nicht nachgedacht.", murmle ich. Ich habe gar keinen Plan, nicht einmal ansatzweise eine Idee. Stattdessen bin ich wie ein Irrer durchs Haus gelaufen und stehe nun planlos vor ihr. Und ich soll ein strategischer Sportler sein? Von wegen.
„Soll ich wieder gehen?", kommt es abwartend über ihre Lippen und sie sieht nicht so aus, als würde sie es wirklich wollen. Sofort schüttle ich den Kopf.
„Nein!" Sie schmunzelt und sieht auf ihre Hände hinunter, dass ich es ebenfalls tue.

Sie dreht mit dem Daumen den Stimmungsring an ihrem Finger und ich versuche mich daran zu erinnern, wofür rot steht, doch es fällt mir einfach nicht mehr ein.
„Wofür steht rot?", frage ich schließlich und sie sieht wieder auf. Ihre grünen Augen ganz groß, als sie merkt, dass ich ihren Ring ansehe.
„Es steht für Nervosität.", antwortet sie zögerlich und ich ziehe eine Braue hoch. Mit Nervosität habe ich nicht gerechnet.
„Glaube ich.", fügt sie schnell hinzu, dass ich einen Schritt auf sie zumache.
„Mache ich dich denn nervös?", raune ich ihr zu und lege jedes bisschen Sexappeal in mir in meine Stimme, um sie so tief und rauchig klingen zu lassen, wie es nur geht.
Statt zu antworten wendet sie den Blick ab und ich mache einen weiteren Schritt in ihre Richtung. Jetzt stehen wir so dicht aneinander, dass ich ihren süßen Duft einatmen kann.
Nur eine Berührung. Ein Kuss. Nicht, dass es reichen würde, aber ich halte das nicht mehr aus. Ich will sie so dringend, dass mich das Verlangen um den Verstand bringt.
„Hast du es dir angesehen?" Irritiert sehe ich ihr wieder in die Augen und merke, dass sie noch immer an die Seite sieht. Ich folge ihrem Blick und bleibe bei der grauen Umhängetasche, die gegenüber von der Treppe, an der Wand lehnt, hängen.
„Meinst du die Tasche?", hake ich verständnislos nach. Was soll ich denn damit? Sie nickt und ich schaue zurück dorthin. Versucht sie gerade abzulenken? Denn was um alles in der Welt hat diese Tasche mit uns zu tun?
„Die steht schon seit einer Weile dort. Luke hat sie dort hingelegt.", sage ich schulterzuckend, denn ich will nicht über Lukes Tasche reden, sondern ganz andere Dinge mit Ellie tun. Zum Beispiel sie in mein Zimmer sperren und sie nie wieder rauslassen, bis sie wieder Mein ist. Entsetzt schaut sie mich wieder an und ihr klappt der Mund auf.
„Weißt du etwa nicht, was in der Tasche ist?"
„Sollte ich?" Ich kenne diese Tasche nicht, verdammt!

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