Menagerie 1

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Keiji hatte sich schon daran gewöhnt die großen Menschenmengen einfach auszublenden, die sich immer um seinen Käfig tummelten. Die ehrfürchtig dreinblickenden Kinder die mit Stöcken versuchten auf ihn ein zu stochern. Frauen, die seine Flügel begafften, aber bei seiner Nacktheit erröteten. Die Pilger, die kamen um ihn anzubeten. Die Männer, die ihn anzüglich angrinsten. Die gerufenen Gebete und Pfiffe verschmolzen zu einer Kakophonie. Es verursachte Keiji Kopfschmerzen, aber nichts von alle dem bedeutete ihm etwas mehr. Nicht dass es ihm je etwas bedeutet hätte. Menschen waren schrecklich. Er hatte fünfzig Jahre Zeit gehabt um das zu sehen, schon bevor er gefangen genommen und bei Magpie Jacks Magischer Reise Menagerie angekettet wurde.

Nicht das Seinesgleichen besser waren. Engel. Feh. Ein Haufen frommer, gefederter Arschlöcher die sich selbst mehr mochten als sonst jeden, klang schon mehr nach der Realität. Keiji rebellierte gegen sie im letzten großen Dämonen Krieg, als er realisierte, dass seine Seite mehr unschuldiges Blut vergoss als sie rettete.

Und wohin hatte ihn das geführt? Gefallen, seine Kräfte vermindert und seine Dolche und Schwerter ihm entrissen, bevor er schlussendlich beim Baden von ein paar gierigen Männern gefangen und ausgestellt worden war.

Seltsamer Weise war es nicht das Schrecklichste, was ihm je zugestoßen war. Nur die neueste Erniedrigung.

Die Menge ignorierend blieb Keiji in der hintersten Ecke seines Käfigs. Er hatte gelernt ihnen nicht seinen Rücken zuzudrehen – es ermutigte sie, Sachen nach ihm zu werfen. Die Kette an seinem Knöchel zog sich über den dreckigen Holzboden. So tat es auch sein langes, lockiges Haar. Es war einmal schön und glänzend gewesen, aber Magpie scherte sich nicht darum Keiji mehr zu geben als nötig war. Nicht seitdem er auf die harte Weise lernen musste was ein reinblütiger Erzengel mit einem Kamm anstellen konnte.

Es war die Rüstung, die Keijis Aufmerksamkeit erregte. Die Gesichter verschmolzen und jeder Engel der seine Flügel wert war konnte sagen, dass ein hübsches Gesicht nicht vertrauenswürdiger war als ein hässliches. Was das anging, Magpie war einer der schönsten Männer den Keiji je gesehen hatte. Es war ein Gesicht, dass Habsucht und Grausamkeit versteckte.

Aber dieser Mann... Seine Rüstung...

Sie war silber-weiß mit goldenen Siegeln in Form eines flammendes Schwertes. Sie sah so aus, als hätte sie schon bessere Tage gesehen, und denselben Eindruck machte auch der Mann der sie trug, obwohl sein Gesicht wirklich attraktiv war. Sein stacheliges Haar war weiß, durchstochen von schwarz und silber. Seine Augen groß und golden.

Er stand dort, Schultern und Kopf aus der Menge herausragend, drückte sich durch die Menge bis er gegen die Gitterstäbe von Keijis Waggon gepresst war. Er hatte nicht den selben Ausdruck wie die anderen. Er sah nicht so arrogant aus, wie Keiji es von einem heiligen Ritter erwartet hatte – er nahm also an, dass er die Rüstung nur gestohlen hatte. Er sah... traurig aus.

„Was haben sie dir angetan?" fragte er mit belegter Stimme.

Keijis traf auf seinen Blick, leise und neugierig. Er bemerkte das Schwert des Mannes: ein wunderschönes Langschwert, welches die Siegel seiner Rüstung imitierte. Es war, wie die Rüstung selbst, echt.

„Das ist... das ist falsch," sagte der Ritter, mehr zu sich selbst. Er hob seine behandschuhten Hände zu den Barren, sie so fest haltend, als wolle er sie auseinander drücken.

„Tritt zurück!" Der vernarbte, strubbelige Mann der als Keijis Aufseher stationiert war schob sich zwischen Käfig und Ritter. Er war größer, aber nicht sehr viel, und nicht halbwegs so breit gebaut wie der Jüngere. Er trug zudem auch kein Schwert bei sich, aber Keiji hatte ihn schon mal mit dem Messer gesehen. Er war schnell.

Der Ritter trat zurück und hob gefahrlos die Hände.Aber seine Augen verließen den Aufseher nicht. Er drehte ihm nicht den Rückenzu, selbst dann nicht, als er rückwärts wieder in der Menge verschwand. Keijisah ihm nach und fragte sich weshalb es sich plötzlich so anfühlte, als befändesich sein Herz ihn seiner Kehle.

When Angels Fall (deutsche Übersetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt