Kapitel 18

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Lily schluckte. Angst durchflutete ihre Venen.
Er konnte alles mit ihnen machen. Alles aus ihrem Kopf löschen, sie foltern, sogar töten wenn ihm danach war. Und er sah so aus als wäre ihm im Moment sehr danach.
Gerade wollte sie den Mund öffnen, um sich zu erklären, da begann Bucky zu sprechen.
„Ich bin dafür verantwortlich." Bitte was? Sie wollte nach vorn stürmen, aber einer der Soldaten packte ihr Handgelenk und hinderte sie am weitergehen.
„Mir sind ein paar Soldaten entwischt, sie konnten fliehen. Sie haben dann wohl den Eingang zufällig entdeckt. Russell hat damit nichts zu tun, ich allein trage die Konsequenzen für diesen Fehler." Das lief jetzt nicht nach Plan.
Wieso nahm er die Schuld auf sich?

Thomson lachte auf, als hätte Bucky einen guten Witz gemacht. „Du bist der Beste, den wir je hatten. Aber ich wusste von Anfang an, dass wir mit dir nichts als Ärger kriegen. Und jetzt scheinst du auch noch auf die Kleine zu stehen."
Lily schluckte, als Thomson in ihre Richtung schaute. Das lief wirklich überhaupt nicht nach Plan.
Er trat auf sie zu, blickte aber weiterhin Bucky an. „Was würdest du machen, wenn ich ihr jetzt wehtue, hm?"
„Fass sie nicht an, sonst wirst du es bereuen.", knurrte Bucky. Lilys Herz pochte gerade so heftig in ihrer Brust, dass es wehtat. Thomson packte ihren Kiefer und zog sie zu sich heran.

Er roch stark nach Alkohol und Lily versuchte sich von ihm wegzudrücken, aber sein Griff war eisern. „тоска." (Sehnsucht)
Alles in ihr verkrampfte sich bei dem Klang des Wortes und sie keuchte auf. „Nein."
„ржавый." (verrostet). Schmerz und Wut pulsierte durch ihre Adern und nahmen ihr die Sicht. „NEIN.", brüllte Bucky und stürzte in ihre Richtung. Sie hörte, wie jemand schmerzerfüllt schrie. Erst später realisierte sie, dass es ihre eigene Stimme gewesen war.
Lily versuchte, mit ihrem Metallarm nach Thomson zu greifen, aber er packte sie nur und riss ihren Arm zurück. Wie konnte er so stark sein? Hatte er etwa das Serum genommen?
„Прекрати!", (Hör auf) hörte sie sich selbst schreien. Aber Thomson hörte nicht auf, stattdessen packte er ihren Metallarm und verrenkte ihn in einem fast nicht auszuhaltenden Winkel hinter ihrem Rücken. „Заткнись, шлюха.", (Sei still, Hure) spuckte er ihr entgegen, während er ihren Arm immer weiter nach hinten riss.

Verschwommen sah sie, wie Bucky rasend vor Wut versuchte, sich zu ihr durchzukämpfen und ein Soldat nach dem nächsten zu Boden ging. Ein Fußtritt traf seinen Kopf und Blut spritzte in alle Richtungen. „BUCKY!" Ihr Geist rauschte immer unerträglicher, als sich der Schmerz durch ihren Kopf fraß.
„семнадцать." (Siebzehn). Jeder ihre Muskeln verkrampfte sich so brutal, dass sie gar nicht anderes tun konnte, als als auf die Knie zu sinken und zu schreien. „ноль." (Null). Sie presste ihre Hände auf ihr Gesicht und während der Schmerz so groß wurde, dass ihre Sinne schwanden, vergaß sie auch alles andere.

***

Als Lily erwachte, spürte sie getrocknetes Blut in ihrem Gesicht und ein raues Kissen unter ihrer Wange. Ihr Kopf pochte dumpf vor Schmerz, aber sie konnte sich nicht ganz erklären warum.
Langsam erhob sie sich und erkannte ihr Zimmer. Es war also alles wie immer. Warum aber schmerzte ihr Kopf? Ein Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie aussah wie immer.
Ernste, dunkle Augen mit langen Wimpern, bronzefarbene Haut und fuchsrote Locken. Trotzdem fühlte sie sich merkwürdig. Auch ihr Metallarm war seltsam verkantet, als hätte sie damit einen tonnenschweren Felsen gehoben.
Ihre Seele war still und sie erinnerte sich an nichts. Was war geschehen? Sie drohte in ihrer Verzweiflung zu ertrinken. Sie fühlte sich leer.
Plötzlich klopfte es laut an die Tür, wie schon so oft vorher. „Antreten, Soldier!"
Heute klang es irgendwie anders als sonst.

Als sie aus dem Zimmer trat, fühlte sie sich merkwürdig der Realität entrückt. Die Menschen strömten durch die dunklen Gänge wie immer, es roch modrig und metallisch wie immer und trotzdem war irgendetwas anders.
Die Menschen warfen ihr unterwürfige Blicke zu wie immer und das freute sie.
Aber irgendetwas fehlte.
Sie empfand Leere und Anspannung. Heute würde noch etwas wichtiges passieren, das hatte sie ihm Gefühl.

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