Kapitel 19

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Nach der Landung waren Bucky, Lily und die Gruppe von Spezialagenten in einen schwarzen Truck gestiegen, dessen Panzerung wahrscheinlich sogar Granaten abgehalten hätte.
Sie fuhren jetzt schon seit einer Stunde über den Asphalt der überfüllten Highway. Keiner sagte ein Wort, nur die Motorengeräusche und Hupen war zu hören. Bucky schien langsam nervös zu werden und wippte mit dem Bein. „Worauf genau warten wir eigentlich?", traute Lily sich dann doch zu fragen.

Der Mann mit der langen Narbe im Gesicht deutete wortlos auf einen Bildschirm, der am Armaturenbrett befestigt war. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein Navigationsgerät, aber dann fiel Lily ein kleiner roter Punkt auf, der sich ungefähr dreißig Kilometer von ihnen entfernt auf der gleichen Highwaystrecke fortbewegte.
Ein Peilsender am Auto also. „Wir haben sie fast eingeholt, die fahren relativ langsam.", teilte ihnen ein anderer mit.

Lily wollte noch mehr wissen, hatte aber Sorge, dass es falsch aufgefasst werden konnte. „Wer- wer genau sind die eigentlich?", fragte sie und gab ihr bestes, es uninteressiert klingen zu lassen.
Die Soldaten, die sonst für Hydra arbeiteten, wussten normalerweise welche Informationen sie weitergeben durften und welche nicht. Diese Agenten wussten es mit Sicherheit nicht oder es war ihnen egal, das konnte sie sich zunutze machen.

Einer der Männer lachte auf. „Das sind die Avengers.", antwortete er dann. „Avengers?", wiederholte sie verwundert. „Wer ist das?" Jetzt konnte sie die Neugier in ihrer Stimme nicht mehr unterdrücken.
Der Mann drehte sich auf seinem Sitz zu ihr um. „Ich bin mir nicht sicher, ob du das wissen darfst, Schätzchen. Aber eure komischen Regeln gehen mich nichts an, also: Das sind so'n paar Typen mit besonderen Fähigkeiten, die es sich in den Kopf gesetzt haben, das Böse von dieser Welt fernzuhalten." Er betonte das von dieser Welt so merkwürdig.

Sie musste es genau wissen. „Entschuldige, besondere Fähigkeiten? Und was soll das heißen, von dieser Welt? Das klingt so, als ob es noch mehr Welten gäbe."
Er sah verblüfft aus. „Die haben euch echt komplett im Dunklen über alles gelassen, oder?" Der Fahrer, der Mann mit der langen Narbe im Gesicht, packte ihn am Arm und warf ihm einen warnenden Blick zu. „Das reicht jetzt.", sagte er dann.

Der Mann drehte sich von Lily weg und es wurde wieder still im Truck. Sie war verwirrt. Wie viel wusste sie eigentlich nicht über diese Welt? Wieder spürte sie die Verzweiflung in sich aufsteigen.
Da legte sich eine Hand sanft auf ihren Oberschenkel. Sie drehte den Kopf zur Seite und lächelte Bucky an. Der beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihn ihr Ohr. „Ich hätte gerade echt Lust, unfeine Dinge mit dir zu tun. Diese Uniform ist wirklich.. hübsch."

Nur Bucky schaffte es, ihre Stimmung um 180 Grad zu drehen.
Lily errötete und sah herunter auf den Ausschnitt ihres Anzuges, der nicht gerade viel bedeckte. Das war ja mal sowas von typisch Bucky. Mit fünf gefährlichen Killern in einem Truck und er dachte im Ernst an sowas.
„Gut, dass wir nicht alleine sind, sonst würdest du noch die Mission versauen.", flüsterte sie zurück und er grinste.

Buckys Hand fuhr langsam auf der Innenseite ihres Bein herauf und Lily warf ihm einen genervten Blick zu.
Leider führten seine Berührung und seine Blicke immer dazu, dass sich alle anderen Gedanken in ihren Hinterkopf schoben. „Bucky, nein.", zischte sie, während sich sein Griff um ihnen Schenkel verfestigte und kleine Blitze durch ihren Körper jagten.

Fast war sie froh, als einer der Männer sich räusperte und Bucky schnell die Hand von ihrem Bein nahm. „Wir sind jetzt fast hinter ihnen." Er wandte sich an Bucky. „Ich würde vorschlagen, du steigst aus und lässt dir was einfallen. Die müssen aus dem Auto raus, sonst kommen wir nicht an sie an." Bucky nickte langsam.

„Ich gehe mit ihm.", sagte Lily stur. Bucky setzte zum Reden an, aber der Mann mit der Narbe im Gesicht stoppte ihn. „Du hältst dich erstmal vom Geschehen fern und bleibst bei uns. Erst wenn sie aussteigen, kannst du dich auch beteiligen.", stellte er klar. Missmutig beugte sie sich dem Entschluss.

Lily warf einen Blick auf den Bildschirm am Armaturenbrett, der ihr verriet, dass sich die gesuchten Personen direkt vor ihnen befinden mussten. Direkt vor ihnen auf der Straße fuhr ein schwarzer Mercedes. Bucky sah aus dem Fenster und betrachtete die Umgebung. Sie fuhren auf einer großen Brücke, es würde also zusätzlich gefährlich werden.
Lily kam plötzlich ein Gedanke. Sie deutete nach oben auf das Schiebedach des Trucks. „Schiebedach. Du kletterst raus und springst auf das andere Auto.", sagte sie an Bucky gewandt. Dieser nickte. „Gute Idee."
Der Mann mit der Narbe im Gesicht drückte einen Knopf neben dem Rückspiegel und beobachtete, wie sich das Dach langsam öffnete.

Dann drehte er sich zu Bucky um und reichte ihm eine schwarze Maske und eine Schutzbrille. „Anonymität ist wichtig im organisierten Verbrechen.", knurrte er. Bucky nickte und setzte sich beides aufs Gesicht.
Es sah interessant und nicht einmal unattraktiv aus, förderte aber noch mehr die Serienkilleroptik. „Sei vorsichtig.", bat sie ihn leise. Dann hob er sich aus dem Truckinnenraum und Lily betrachtete mit bangen Augen, wie er auf dem Dach hocken blieb und auf die richtige Gelegenheit wartete.

Der Mann am Steuer schaltete einen Gang herunter und fuhr langsam immer näher an den Mercedes heran. Als ihm der Winkel gefiel, erhob Bucky sich und machte einen Satz auf das Autodach des schwarzen Wagens. Lily sah, wie das Auto kurz schlingerte, die Insassen hatten sich wohl erschreckt.
Sie steckte den Kopf aus dem Fenster und beobachtete, wie er mit seinem Metallarm das linke Hinterfenster zerschlug und einen Mann mit Glatze herauszog. Ein gekonnter Wurf beförderte ihn auf die andere Fahrbahnseite, wo er von einem LKW erfasst wurde.

Lily wandte sich angeekelt ab und konzentrierte sich stattdessen wieder auf Bucky, der gerade seine Waffe zog und auf das Dach schoss. Durch die dunkle Scheibe konnte man erkennen, wie sich die Insassen zur Seite warfen, um nicht getroffen zu werden. Plötzlich machte der Wagen eine Vollbremsung und Bucky flog über das Dach zu Boden.
Lily keuchte erschrocken auf und wollte die Tür öffnen, aber einer der Männer packte sie am Arm. „Er überlebt das schon."

Wie recht er hatte, Bucky rollte sich gekonnt ab und krallte sich mit seiner Metallhand im Beton fest, der Funken schlug. „Was jetzt, Boss?", fragte der Mann auf dem Beifahrersitz den Fahrer hektisch, aber der winkte nur ab. „Sieh zu und lerne."
Er drückte aufs Gaspedal und raste auf den stehenden Mercedes zu. Mit einem lauten Krachen und einem heftigen Ruck rammte der Truck das vergleichsweise kleine Auto und schob es vor sich her, auf Bucky zu. Dieser schwang sich wieder auf das Dach des Mercedes und riss das Lenkrad heraus.
Der Wagen schlingerte - und überschlug sich dann.

Fast hätte Lily sich gefreut, denn das wäre ja auch zu einfach gewesen, aber sie sah plötzlich, wie sich die drei Menschen unverletzt aus dem Wagen stürzten und sich abrollten.
Es waren eine Frau und zwei Männer, einer von ihnen hielt ein rundes Schild aus Metall, dass sie anscheinend vor dem Absturz bewahrt hatte.

Der Mann am Steuer trat auf die Bremse und Lily stürzte sich aus dem Wagen. Bucky war unverletzt, einer drückte ihm gerade einen Granatenwerfer in die Hand. Die Granate schoss auf den blonden Mann mit dem Schild zu, der es ausgestreckt vor sich hielt. Sie knallte auf das Metall und der Mann flog in hohem Bogen von der Brücke.
Lily zog ihre Waffe und rannte auf den umgedrehten Mercedes zu, hinter dem sich die beiden anderen verschanzt hatten. Die anderen Spezialagenten hatten den Truck auch verlassen und schossen auf den Wagen.
Bucky schoss eine weitere Granate ab und Lily erhaschte einen Blick auf die rothaarige Frau, die über die Leitplanke sprang und sich abrollte.
Super, noch mehr kampfausgebildete Weiber. Fast freute Lily sich auf einen kleinen Kampf, denn so gut konnte die ja nicht sein. „Ich übernehme sie. Ihr kümmert euch um den anderen!", schrie Lily zurück und sprang der Frau hinterher.

Die hüpfte gerade allen ernstes von der Brücke herunter. Lily stürzte zum Rand und starrte herunter. Die Frau war nirgends zu sehen. Sie kniff die Augen zusammen und suchte die Fläche ab. Plötzlich hörte sie einen Schuss und zuckte zurück. Die Patrone hatte ihre Wange gestreift und Blut spritzte ihr in die Augen.
Wut durchströmte sie und sie wischte sich kurz mit dem Ärmel über das Gesicht, um wieder etwas sehen zu können. Sie wollte Ärger haben? Gut, den konnte sie bekommen.
Lily zog ihr Messer und sprang ihr hinterher.

Ende von Kapitel 19

Wer erkannt hat, aus welchem Film diese Szene stammt, kriegt einen Keks von mir.

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