Kapitel 26

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Natasha und Sam brachen in lautes Gelächter aus. „Nicht schlecht, Barnes. Nicht schlecht!", nickte Sam. Steve ließ seine Handgelenke knacken und überspielte seine offensichtliche Unzufriedenheit über das Gesagte, in dem er Natasha um die Teekanne bat.
Und Lily wünschte sich, sie würde im Erdboden versinken. Bucky lächelte selbstgefällig in Steves Richtung, der gerade aggressiv mit seinem Löffel in einer gepunkteten Tasse herumrührte.

Sam beobachtete das eine zeitlang und stieß Steve dann an. „Entspann dich mit dem Rühren, ja? Die gehört meiner Schwester. Sie bringt mich um, wenn da auch nur ein Kratzer dran kommt.", erklärte er, woraufhin Lily unfreiwillig grinsen musste. Steve war eindeutig sehr verstimmt und Sam wagte es trotzdem, Witze zu reißen. Lily stellte fest, dass er ihr immer sympathischer wurde.

Es war tatsächlich genau das eingetreten, was sie befürchtet hatte. Einerseits fühlte sie sich irgendwie geschmeichelt, dass Steve sie anscheinend ebenso sehr besitzen wollte wie Bucky es bereits tat, andererseits konnte das Wiedertreffen nicht ernsthaft in einem Chaos enden, nur weil die beiden ihre Schwänze nicht in der Hose behalten konnten.
Vor allem würde Bucky jetzt alles daran setzen, Steve neidisch zu machen. Fantastisch.

Sie aßen in Stille, irgendwie schien niemandem ein neutrales Gesprächsthema einzufallen. Dazu kamen noch die Blicke, die Steve und Bucky sich zuwarfen, die mehr Zündkraft enthielten als Hydras gesamtes Waffenlager.

Natasha war die aufgeladene Stimmung wohl irgendwann satt, sie ließ ihre Gabel lautstark auf ihren Teller fallen und sah in die Runde. „Also ich fasse jetzt nur mal kurz zusammen, was hier abgeht." Sie machte eine dramatische Pause, um auch ganz sicher alle Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.

„Steve, Bucky- ihr kennt euch schon verdammt lange. Ihr wart befreundet während der Zeit des zweiten Weltkriegs, was ungefähr siebzig Jahre zurückliegt. Du, Bucky, wurdest damals dem 107. Infanterie-Regime zugeteilt. Steve wäre auch gerne Teil davon gewesen, aber aufgrund mangelnder körperlicher Stärke wurde er nicht rekrutiert." Bitte was? Mangelnde körperliche Stärke? Lily warf einen unauffälligen Blick zu Steve, deren Muskelmasse förmlich aus seinem Körper herausplatzte.

Aber natürlich bemerkte er, dass sie ihn anstarrte und lächelte schief. „Mein Körper ist ein Laborexperiment. Die haben mir damals ein Serum verabreicht, dank dessen ich so aussehe, wie ich aussehe.", erklärte er, was ihm fassungslose Blicke von Lily und Bucky einbrachte. „Guckt mich nicht so an!", beschwerte er sich. „Ihr beide habt Metallarme und findet mich merkwürdig?" Jetzt grinsten alle, aber Natasha wollte sich nicht die Show stehlen lassen.

„Ich bin dran, Steven.", beklagte sie sich. „Wo war ich? Ach ja, richtig. Während eines Einsatzes in Italien wurde der Großteil des Regimes von Hydra gefangen genommen, darunter warst du auch, Bucky. Sie haben mit dir wohl irgendwelche Experimente gemacht, aber Steve konnte dich und das gesamte Regime rechtzeitig befreien. Kurz danach seid ihr zusammen ausgezogen, um Hydra zu zerschlagen. Dabei bist du, Bucky, von einem Zug abgestürzt. Danach hielten dich alle für tot. Siebzig Jahre lang. Und dann läufst du uns plötzlich aufs Dach."

Bucky konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Ich muss sagen, dass ich mich an genau nichts von dem erinnere, was du erzählst, aber irgendwas in mir sagt mir, dass es so passiert ist. Das erste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich in einem dunklen Raum aufgewacht bin, und mein Arm war taub. Sie haben mir später erzählt, dass er aus kampftechnischen Gründen ersetzt wurde.", erinnerte er sich und fuhr sich durchs Haar. Lilys Wangen färbten sich mal wieder knallrot, wusste sie doch ganz genau, weshalb Bucky seinen menschlichen Arm verloren hatte.

Darauf bedacht, nicht laut loszulachen, meldete sie sich zu Wort. „Nun ja- er wurde ganz sicher nicht aus kampftechnischen Gründen ersetzt. Ich sollte dich damals zum Labor prügeln und dabei habe ich wohl auch irgendwie deinen Arm erwischt." Sam bekam einen Lachanfall. „Bist du sicher, dass du ihm nicht in einer anderen Situation den Arm abgerissen hast? Ich weiß ja nicht, wie Sex bei Killern mit Metallarmen abläuft-", begann er.

„Sam!", rief Natasha gespielt empört, während Lily ihr Gesicht in ihren Händen vergrub. Gott, war das unangenehm. Aber (un-)glücklicherweise gab es da ja auch noch Bucky. „Ich kann dir versichern, dass wir fast genauso Sex haben, wie alle anderen auch." Das war jetzt nicht das, worauf Lily gehofft hatte. „Fast?", hakte Sam nach, ein breites Grinsen im Gesicht. „Nun ja, Metallarme haben interessante Funktionen.", erklärte er.

Lily hätte sich fast auf ihn gestürzt, aber Natasha registrierte rechtzeitig, was sie vorhatte und packte sie am Arm. „Ich hasse dich.", stöhnte Lily in ihre Hände hinein. „Ich dich auch, doll.", lächelte Bucky.
Er streckte die Hände nach ihr aus, aber sie duckte sich geschickt unter seinen Fingern weg. Das schien ihm nicht zu gefallen. Seine Metallhand schnellte nach vorne und umfasste grob ihren Kiefer, dann riss er ihr Gesicht zu sich heran und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. Fuck.

Sanft ließ er sie wieder los, aber sie spürte seinen harten Griff noch immer auf ihrer Haut. Lily presste ihre Oberschenkel zusammen, als sie die in sich aufsteigende Hitze spürte. Ganz toll gemacht, Bucky. Jetzt würde ihr Gehirn für die nächsten zwei Stunden pausieren und ihr unanständige Pausenbilder schicken.

Natasha und Sam applaudierten, Steve vergrub das Gesicht in den Armen. „Reicht jetzt, ich kann mir ganz genau vorstellen, wie Sex bei euch abläuft.", sagte er gequält. „Nat, wolltest du nicht irgendwas erzählen?" Die verschränkte die Arme. „Das könnte ich auch, wenn ihr mich nicht die ganze Zeit unterbrechen, und über unanständige Sachen reden würdet. Wo war ich überhaupt stehen geblieben?", beschwerte sie sich. „Bucky hat darüber geredet, wie er seinen Arm verloren hat.", erinnerte sie Sam und grinste schamlos. Grinste der eigentlich auch irgendwann nicht?

„Kann mir eigentlich jemand erklären, weshalb ihr beiden so alt seid?", fragte Lily verwirrt und sah Steve und Bucky an. „Wenn das stimmt, was Natasha eben erzählt hat, müsstet ihr ja um die neunzig Jahre alt sein." Bucky zuckte mit den Schultern. „Mir werden regelmäßig die Erinnerungen gelöscht, ich weiß gar nichts über meine Vergangenheit." Das klang ja jetzt schon irgendwie traurig. Lily tastete nach seiner Hand.

Steve kratzte sich am Kopf. „Ich weiß nicht, was mit dir ist, aber ich wurde in Eis eingefroren. Frag mich nicht warum, alle die es wissen könnten, sind schon tot. Ich wurde von S.h.i.e.l.d., einem amerikanischen Geheimdienst siebzig Jahre später gefunden. Dann hat man mir angeboten, einer Initiative von außergewöhnlichen Leuten beizutreten. Da habe ich dann Nat und Sam kennengelernt. Wir sind die Avengers."

Das war ja schon ziemlich episch. Lily dachte nach und kam zu dem Schluss, dass sie den anderen ihr Wissen mitteilen musste. „Was ich weiß, ist folgendes: Ich arbeite schon viele, viele Jahre für Hydra, Bucky wurde vor ungefähr einem halben Jahr in unser Quartier eingeliefert, was außergewöhnlich ist, da wir schon Ewigkeiten keine neuen Soldaten mehr bekommen hatten. Alle schienen ihn zu kennen, davon leite ich ab, dass Bucky schon deutlich länger bei Hydra arbeitet, als ich es tue. Er war vermutlich in irgendeinem anderen Land.", erklärte sie.

Bucky runzelte die Stirn. „Vielleicht war ich auch eingefroren?". „Das kann gut sein.", überlegte Lily laut. „Du hast nämlich auch dieses Serum bekommen." Es herrschte Stille am Tisch, alle starrten sie pikiert an. „Willst du damit sagen", begann Bucky drohend. „dass ich vor dem Serum auch mangelnde körperliche Stärke hatte?"

Steve lachte auf. „Nein, du warst schon immer prächtig gebaut, Buck. Ich war der Schwächling, weshalb du auch rekrutiert wurdest und ich nicht."

„Nun ja, jetzt seid ihr beide Schränke.", kicherte Natasha und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Bucky sah ein wenig beleidigt aus. „Ich denke, es ist deutlich sichtbar, dass ich besser gebaut bin als Steve." Steve stieß ihn an. „Ach komm, Buck. Du bist vielleicht breiter, dafür sehe ich ganz eindeutig besser aus." Die beiden grinsten sich an.

Lily atmete erleichtert aus. Die beiden hatten gerade noch so die Kurve gekratzt.

Ende von Kapitel 26

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