Kapitel zehn

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„Du musst dann wohl die Miss Clark sein", begrüßte sie mich und reichte mir dann ihre Hand.

„Nennen sie mich ruhig Valentina", sprach ich, da ich nicht die ganze Zeit Miss Clark genannt werden wollte.

„Dann nenne mich auch ruhig Raniya, immerhin haben sie mir meinen Sohn zurück gebracht", meinte sie erleichtert und sah dann hinüber zu ihm, der sich gerade mit seinem Vater unterhielt.

„Ich habe deinen Artikel gelesen", fing die Frau neben mir nun an, weshalb ich schlucken musste.

„Oh Ähm", stotterte ich los, da ich nicht wusste ob es gut oder schlecht war.

„Ich fand ihn ganz toll. Du bist die erste, die wirklich auf unser Leben eingeht und nicht nur das schreibt was alle hören wollen", lobte sie mich.

„Dankeschön, das bedeutet mir viel", erwiderter ich zufrieden und sah dann zu, wie die beiden Männer auf uns zu kamen.

„Ich bin bald wieder da", sprach der ältere Mann zu seiner Frau und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Sergio, sag wenigstens Hallo", verlangte Raniya von ihm.

„Willkommen Miss Clark", begrüßte er mich.

„Valentina bitte", meinte ich und sah zu, wie er mich nur anstarrte und schließlich in den Wagen stieg, in dem ich zuvor noch gesessen hatte.

„Was genau erwartest du denn jetzt von uns?", hakte die Frau neben mir nach, weshalb ich schnell den Kopf schüttelte.

„Um Himmels Willen, ich erwarte gar nichts. Sie machen einfach alles wie sonst auch und ich schreibe einiges dazu auf. Wenn es okay ist würde ich hin und wieder auch ein Foto machen und wenn ich meine Artikel fertig habe, dann lasse ich euch gerne drüber lesen ob alles so okay ist", erklärte ich mich und hoffte, dass es für alle so in Ordnung war.

„Klasse, das klingt doch gut. Nur zu, mach so viele Fotos wie du benötigst", erwiderte Raniya begeistert.

„Mein Mann hat die Befürchtung, dass durch deine Artikel der Respekt unserer Familie gegenüber verloren geht", sprach sie an, was mich leicht grinsen ließ.

„Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern", meinte ich mit einem Augenzwinkern.

„Ich mag sie", kicherte Raniya und klatschte dann einmal in die Hände. „Und nun alle rein, es gibt essen und wir haben auch noch Besuch Keno", meinte sie lächelnd und lief voran. Die Bodyguards liefen uns hinterher in das Haus und schlossen schließlich die Haustür.

Der Boden des Flurs war aus hellem Mamor und direkt vor uns ging eine riesige Treppe hinauf, bis zu einer kleinen Plattform, wo die Treppe sich schließlich nach rechts und links aufteilte. Von der Decke hing ein riesiger Gläserner Kronleuchter, der den Flur neben den riesigen Fenstern zusätzlich beleuchtete.

„Wer?", fragte Keno nun uninteressiert auf die Aussage seine Mutter. Es schien nicht so, als hätte er großes Interesse an dem vorhandenen Besuch.

„Cosima und Nelio sind da. Die beiden wollten auf keinen Fall verpassen wenn du wieder ankommst", erklärte seine Mutter. Genervt seufzte Keno auf, was mich schätzen ließ, dass es ihm nicht wirklich in den Kram passte.

„Sei nett, die beiden sind extra hier her gefahren", ermahnte sie ihn ernst.

Wir bogen direkt links in die große Küche. Sie war schwarz mit hell grauen Mamorplatten und war total modern eingerichtet. Es gab eine Kochinsel, an der man mit Hockern sitzen konnte. Jedoch liefen wir direkt durch einen runden Türbogen, der in das Esszimmer führte. Es war ebenfalls sehr Lichtdurchflutet und hatte große Fenster, die zum Garten zeigten. In der Mitte das Raumes lag ein riesiger grauer Teppich, auf dem ein fünf Meter langer Tisch stand, an dem bestimmt wohl zehn Personen Platz nehmen konnten. Direkt über dem Tisch ragte ein Kronleuchter, der definitiv teurer als meine gesamte Wohnung war.

„Cousin", ertönte eine männliche Stimme, weshalb ich nun den Mann wahr nahm, der sich von einem der Stühle erhob. Er trug einen dunkel blauen Anzug mit einer weißen Krawatte. Seine Schwarzen, gelockten Haare standen ihm wild auf dem Kopf und bedeckten ein Teil seiner Augen. Sein Kiefer wirkte angespannt, während er auf Keno zu lief und ihn abklatschte und schließlich in eine Brüderliche Umarmung zog.

„Nelio", seufzte Keno und klopfte ihm einmal auf den Rücken, eher er von ihm abließ.

„Schön dich wieder in Freiheit zu sehen großer", sprach nun ein gebräuntes Mädchen. Sie trug ein schwarzes Hautenges Kleid, mit Spaghetti Trägern, das ihr bis zu den Knien ging. Ihre Brüste kamen perfekt zur Geltung und das Kleid hatte unten einen großen Schlitz, weshalb man ihren Rechten Oberschenkel sehen konnte. Ihre Pechschwarzen Hüftlangen Haare, trug sie in leichten Wellen und über ihre Schultern hatte sie einen Ledermantel, der ihr ebenfalls bis zu den Knien ging. Auf der Nase ruhte eine teure und große Sonnenbrille mit goldenen Details, die zu ihrer Clutch und ihrer goldenen Haarspange passte.

Dieser Mensch war die Definition von Perfekt.

Ich sah zu, wie sie Keno in ihre Arme schloss, der seine Hände sanft um ihre Taille schmiegte. Er fasste sie an, als würde sie jeden Moment in seinen Armen zerbrechen. Und so sah sie auch aus. Ihre super langen Beine wurden von schwarzen High Heels betont und ich fragte mich nach ihrer Figur zu beurteilen, ob ihre Organe überhaupt Platz zum Arbeiten hatten.

„Und du bist?", ertönte die Stimme des fremden vor mir. Er nahm meine Hand und küsste mir den Handrücken, ehe er mich schelmisch angrinste.

„Valentina Clark", stellte ich mich eingeschüchtert vor, da seine Giftgrünen Augen mir praktisch die Luft zum Atmen raubten.

„Sehr schöner Name. Ich bin Nelio", stellte er sich vor. Ich spürte, wie sich meine Wangen leicht rosa färbten, da ich noch nie von einem Mann so behandelt wurde. Kurz darauf erschien noch ein neues Gesicht im Esszimmer, was mir fast den Kopf sprengte. So viele neue Gesichter musste ich erst einmal verarbeiten. Wobei mir der neue bekannt vor kam. Es musste der jüngste Sohn, Arian sein.

Seine Locken standen wild zerstreut auf seinem Kopf und er hatte nur eine Sporthose an. Sein Körper glänzte vom ganzen schweiß, der auch seine Stirn entlang rinnte. Ich musterte kurz sein Sixpack, ehe ich seine Hände ansah, die in dicken schwarzen Boxhandschuhen steckten.

„Arian, ich habe gesagt es gibt pünktlich Mittag" seufzte seine Mutter und schickte ihn schließlich nach oben, damit er schnell duschen ging. In der Zeit setzten sich alle an den riesigen Tisch, wo mir Nelio den Stuhl neben sich zurück zog, damit ich mich setzen konnte. Ich bedankte mich Höflich und ließ mich auf den Stuhl nieder.

„Und du bist die neue Freundin von Keno?", fragte er schließlich an mich gewandt, weshalb ich meine Augen aufriss.

„Oh Nein, ich bin Journalistin und erledige hier einen Job", erklärte ich meine Anwesenheit.

„Achso, dir hat Keno es zu verdanken, dass er wieder auf freien Fuß ist", stellte der Mann neben mir fest. Ich blickte zu meinem Gegenüber, der mich genauso ausdruckslos musterte, wie die male zuvor im Gefängnis. Uns wurde allen von Kellnern etwas zu trinken eingeschenkt, was mich total nervös machte.

Das nächste mal werde ich definitiv etwas anderes anziehen. Ich fühlte mich hier wie Aschenputtel. Alle trugen Anzüge und teure Kleider oder Mäntel, während ich eine Jeans mit einer Bluse an hatte.

Das Essen wurde serviert, was aus drei Gängen bestand und ich gab mein bestes möglichst nicht aufzufallen, da ich das Gefühl hatte dies bereits schon genug getan zu haben. Einige Minuten später gesellte sich auch Arian zu uns an den Tisch. Er war schnell duschen gegangen und trug nun eine Jeans mit einem großen grauen Hoodie, was seine Mutter bei dem Anblick nur seufzen ließ.

Scheinbar war Arian einer, der nicht auf diese Förmlichkeit stand und nicht den ganzen Tag in Anzug rum rennen wollte.

Sympathisch.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt