Kapitel siebzehn

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Wir hatten es 05:00 Uhr am morgen, als mein Wecker klingelte. Ich bin lange nicht mehr so früh aufgestanden, weshalb ich erst einmal richtig wach werden musste, bevor ich aufstand und duschen ging. Nachdem das erledigt war, machte ich mir eine Kleinigkeit zu essen und verdrückte dies gezwungenermaßen, da ich heute nicht wirklich Hunger vor Aufregung verspürte.

Gestern hatte Keno mir noch die restlichen Waffen gezeigt und es stellte sich heraus, dass die Familie Moretti sich heute keine Sorgen machen müsste, falls ich mich wehren muss. Ich war ziemlich stolz auf mich, dass ich das so gut konnte und habe es natürlich gestern auf dem Rückweg noch sehr raushängen lassen, dass ich besser als Keno bin.

Ich föhnte meine Haare und flechtete sie schließlich zu einem lockeren Zopf. Auf Make up verzichtete ich, da ich heute Abend wahrscheinlich neu geschminkt werde und ich keine Lust hatte vorher alles wieder herunter zu machen. Ich stand also um halb sieben an der Straße, ungeschminkt und mit nicht gemachten Haaren um mir ein Taxi anzuhalten.

Ich hatte Karen die große Neuigkeit bereits erzählt und den Bericht bis spät Abends zu Ende geschrieben, damit sie ihn heute Abend an die Druckerei schicken konnte, weil ich wohl oder übel beschäftigt war. Es war alles wichtige über meine erste Woche bei den Morettis enthalten und gab die ein oder anderen spannenden Details Preis. Natürlich war alles mit den Morettis abgesprochen und abgesegnet, weshalb ich es so gelassen hatte.

Es hielt ein Taxi vor mir, in das ich einstieg und die Adresse nannte, zu der ich musste. Ich ließ mich wieder einige Meter vor dem Tor aussteigen und bezahlte den Fahrer, um den letzten Rest zu laufen. Die Sonne stand schon am Himmel und strahlte enorme Hitze aus. Außerdem hörte man die Vögel zwitschern und hier oben auf der Klippe das Meer gegen den Felsen prallen.

„Guten Morgen", begrüßte ich die beiden Wächter am Tor, die mich ohne zu zögern herein ließen.

„Morgen Miss Clark", erwiderten sie, was mich beeindruckt nicken ließ. Einige weiteren Bodyguards waren gerade dabei drei Autos voll zu packen, weshalb ich mit einem verwirrten grinsen in das Haus lief.

„Hallo?", rief ich hinein, sodass Raniya ihren Kopf aus der Küche in den Flur steckte.

„Pünktlich wie immer", rief sie mir begeistert entgegen und trommelte die Familie zusammen. Keno und Arian kamen die Treppe herunter, während Sergio aus seinem Büro kam. Ob er darin lebte?

„Arian, du darfst deinen porsche taycan fahren, Sergio und ich fahren mit Henno im Matt Schwarzer CMOP Yukon und du Valentina fährst mit Keno in seinem schwarzen lamborghini veneno", teile sie uns auf. Das Auto von Keno sah mehr als gut aus, ich war wohl Schockverliebt.

„Wir treffen uns am Jet", meinte Raniya und stieg in das Auto, sodass Henno die Tür schließen konnte. Keno öffnete mir die Tür und ich stieg ein. Nachdem er sie geschlossen hatte schnallte ich mich an und dachte ich würde liegen, so tief waren die sitze.

Er ließ sich neben mir nieder und startete den Motor, der ein lautes brummen von sich gab. Mit Gänsehaut sah ich aus dem Fenster und genoss die Fahrt zum Flughafen. Ich vertraue Keno, dass er nicht zu sehr mit dem Auto angab und mich leben dort hin brachte.

Jedoch hatte Arian ganz andere Pläne, denn der gab schließlich Gas und fuhr neben uns her. Mein Herz fing an zu rasen und Keno sah hinüber zu seinem Bruder, der mit den Augenbrauen wackelte. Keno tippte mit dem Finger gegen die Stirn und zeigte dann auf mich, was mich erleichtert ausatmen ließ.

Arian blickte zu mir, weshalb ich nur unschuldig grinste und wieder aus dem Fenster sah. Er gab Gas und scherte sich wieder direkt vor uns ein um dann in Schlangenlinien zu fahren. Grinsend stieg Keno mit ein und riss das Lenkrad vorsichtig hin und her. Ich atmete unruhig, da die Strecke sowieso schon sehr kurvig war, was er bemerkte.

„Gestern hattest du doch noch so eine große klappe", stellte er belustigt fest und erinnerte mich somit wieder an das Schießtraining.

„Da bestand auch nicht die Chance in einem Auto zu sterben", meinte ich unsicher und sah wieder aus dem Fenster. Keno blieben ruhig und fuhr uns heile zum Flughafen, wo die Autos in einer Art Garage geparkt wurden. Auf der Flugbahn stand ein schwarzer Jet, der die weiße Treppe bereits draußen hatte.

Einige angestellte räumten unsere Sachen hinein und Sergio trat schließlich mit seiner Frau die Treppe hinauf. Er hielt ihre Hand und achtete darauf, dass sie nicht die Treppe herunter fiel. Der Mann hatte scheinbar nur ein Herz, wenn es um seine Frau ging.

Wir stiegen alle ein und der Innenraum war komplett schwarz mit beigen Details. Es waren links und rechts jeweils eine Viererecke mit schwarze Ledersitze, die einen kleinen schwarzen Tisch vor sich hatten. Sergio und Raniya setzten sich beide links hin, jeweils an ein Fenster, sodass ich mich rechts direkt an ein Fenster setzte. Keno ließ sich mir gegenüber auf den Stuhl nieder und Arian setzte sich neben mich.

Ich weiß nicht, was mich den Flug über erwartete, jedoch hatte ich keine große Lust sechs Stunden mit den Morettis auf so engem Raum gefangen zu sein. Ich zückte meine Air Pods und mein Bullet Journal, das ich auf den Tisch legte. Ich steckte mir die kleinen Kopfhörer ins Ohr und spielte meine Oldschool Playlist ab. Schließlich klappte ich mein kleines Buch auf, drückte die Miene aus meinem Kulli und fing an den Tag von gestern Revue passieren zu lassen und alles abzuhaken was ich geschafft hatte. Ich fing gerade an den heutigen Tag zu planen, als Keno das Buch in seine Richtung drehte und drauf starrte.

„Was machst du da?", fragte er interessiert und blätterte durch die Seiten. Mir war es ein wenig unangenehm, dass er darin rum laß, da es eine Art von Tagebuch war, immerhin steht genau drin, was ich jeden Tag gemacht habe und wie meine Stimmung an diesem Tag war.

„Gib das her", sprach ich ruhig und griff danach.

„Du schreibst echt alles auf?", fragte er ungläubig.

„Ob du es glaubt oder nicht, ich war mal ein sehr unordentlicher Mensch und habe dadurch alles in den griff bekommen", meinte ich stumpf und riss es ihm aus den Händen.

„Du bist verrückt", meinte er und sah aus dem Fenster.

„Danke", meinte ich nur, trug alles nach und neue aufgaben ein, bevor ich es wieder in meine Handtasche steckte und Uno auf den Tisch knallte. Ich kassierte einen verwirrten Blick von den Brüdern, ehe ich meine Kopfhörer raus nahm und weg packte.

„Ich muss mich beschäftigen, sonst wird mir langweilig", rechtfertigte ich mich.

„Dann schlaf", meinte Keno leicht genervt.

„Nachdem ihr verloren habt", sprach ich ruhig und teilte Karten aus. Ich fragte mich gerade, ob die beiden überhaupt wusste wie man Uno spielt, da sie ja lieber Menschen umbringen als sich mit sowas zu beschäftigen.

„Du wirst verlieren", meinte Arian und rückte näher an den Tisch. Keno seufzte und nahm sich ebenfalls einen Stapel mit Karten und wir drei guckten uns sie an. Ich drehte eine Karte um und legte sie neben den Ziehstapel.

„Ladys First", meinte Keno nun in meine Richtung, weshalb ich zuerst legte und dann zu Raniya guckte, die das Schauspiel grinsend beobachtete. Es sah fast so aus, als wäre sie glücklich zu sehen, dass ihre Söhne mal etwas ganz normales taten.

Wenn man mal den Fakt ignoriert, dass wir gerade in einem Privat Jet auf dem Weg zu einem Exklusiven weltweiten Mafia Ball waren.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt