Kapitel dreiunddreißig

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"Ich habe gerade Violet beim Telefonieren gehört und-"

"Moment, du beobachtest sie heimlich?", fragte Keno ungläubig. Sprachlos über die Tatsache, dass er mich erneut unterbrach und das er dachte ich würde sie mit Absicht belauschen starrte ich ihm entgegen, bis ich mich wieder gefangen hatte.

"Natürlich nicht! Die Tür stand auf und ich habe sie im Flur ge- Aber Stopp, darum geht es gar nicht", unterbrach ich mich selbst. 

"Ich habe gehört, wie sie zu jemanden gesagt hat, dass sie euch nur ausspionieren will. Ich denke da ist was Faul Keno und du solltest aufpassen was du ihr erzählst", erklärte ich die Situation.

"Oh Mein Gott", hauchte er überrascht.

"Ich weiß, aber das ist nicht deine Schuld, du konntest das nicht wissen", versuchte ich ihn zu beruhigen.

"Du bist eifersüchtig", stellte er stolz fest, was mir die Sprache verschlug. 

Ich bin- was?

"Nein Keno so ist das nicht, wenn ich dir doch sage was ich gehört habe", versuchte ich es erneut, da er an mir zu zweifeln schien. Ich weiß nicht, was mich gerade mehr verletzte.

Das er einer Fremden mehr Vertraute als mir oder das er sich kein Stück um meine Gefühle scherte.

"Du willst sie los werden", sprach er neutral und sah zu mir herunter. Ich konnte nicht mehr, als den Kopf zu schütteln, da ich mir das gesamte Gespräch anders vorgestellt hatte. Ich war mir mehr als sicher, dass er mir glaubte und alles wieder in Ordnung käme.

"Du denkst doch nicht wirklich, dass ich jetzt auf dich Acht gebe oder sowas. Wir haben ein paar mal miteinander gevögelt, aber das wars auch Valentina. Du bist nicht mehr, als die Frau, die mein Image aufbessern soll und mit der man mal wieder etwas Spaß haben kann. Bilde dir nichts darauf ein, dass ich mit dir geschlafen habe", sprach er wütend. Langsam aber sicher füllten sich meine Augen mit Tränen. 

Ich wollte nicht vor ihm weinen.

Diesen Sieg gönnte ich ihm nicht auch noch. 

"Okay", hauchte ich heiser und gab ihm damit zu verstehen, dass ich seine Worte nicht überhört hatte. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, da ich ihn gerade nicht ansehen konnte. Ich nickte ihm noch einmal zu, ehe ich die große Treppe hinauf lief. Auf dem Weg nach oben kam mir Violet entgegen, die mich abwertend musterte.

Ich lief an ihr vorbei, aber nicht ohne sie anzurempeln, da mir gerade einfach danach war. Ich hoffte inständig, dass sie deswegen nun die Treppe hinunter fiel, dies geschah zu meinem Bedauern aber leider nicht.

In meinem Zimmer angekommen, zog ich meinen Koffer aus dem Ankleidezimmer und schmiss diesen auf den Boden. Während Tränen meine Wangen hinunter rannten und ich nicht mehr aufhören konnte zu schniefen, warf ich einige Klamotten in den Koffer, die ich gebrauchen könnte. Daraufhin folgte meine Kulturtasche aus dem Badezimmer, mit allem nötigen drin, ehe ich den Reißverschluss schloss und den Henkel aus dem Koffer zog. 

Auf meiner Nase platzierte ich eine Designer Sonnenbrille, damit man meine Verquollenen Augen nicht sah. Ich verließ mein Zimmer und klopfte bei Arian an die Zimmertür. Als dieser jedoch nicht öffnete, stieg ich die Treppen hinunter, stellte meinen Koffer im Flur ab und gab einem Bodyguard bescheid, dass sie Henno mit dem Wagen vor schicken sollten. Ich suchte Arian schließlich in der Küche, sowie im Wohnzimmer. 

Zu meinem Bedauern entdeckte ich aber nur Keno, Violet und Raniya die auf dem Sofa saßen und redeten. Mein Blick traf Kenos, wobei ich hoffte, dass er meine Augen durch die Sonnenbrille nicht sah.

Du bist nicht mehr, als die Frau, die mein Image aufbessern soll und mit der man mal wieder etwas Spaß haben kann

Die Worte schossen mir wieder in den Kopf, weshalb ich tief Luft holte und ohne ein weiteres Wort aus dem Wohnzimmer trat. Ich fand Arian schließlich im Garten, wo er wie immer Sport machte. Er war gerade dabei Klimmzüge an einer Eisenstange zu machen, als ich meine Stimme wieder fand.

"Arian", rief ich und machte damit auf mich aufmerksam. Er blickte zu mir und ließ sich wieder auf den Boden nieder.

"Alles klar?", fragte er sofort, da er wohl spürte, dass etwas nicht stimmte.

"Hör zu, ich habe Keno bereits gewarnt, aber er nimmt mich nicht wirklich ernst. Ich habe Violet bei einem Telefonat gehört, wo sie nicht sonderlich nett gesprochen hat. Ich denke, ihr wurde der Auftrag gegeben euch auszuspionieren. Ich weiß nicht was sie vor hat, aber sei bitte vorsichtig", warnte ich ihn, da ich wusste, dass er mir glauben würde.

Er könnte mir wenigstens nicht Eifersucht als Argument bringen.

"Bist du dir da sicher?", fragte er nochmal nach.

"Zu tausend Prozent", erwiderte ich und richtete schließlich mein Oberteil.

"Naja ich werde erst einmal eine Auszeit nehmen, ich bin ziemlich unglücklich mit Keno aneinander geraten", teilte ich ihm mit. 

"Sag bitte den anderen nicht wo ich bin", bat ich.

"Wo bist du denn?", hakte er nun Interessiert nach und tupfte sich den Schweiß mit einem Handtuch von der Stirn.

"Italien, bei meiner Familie", meinte ich und musste automatisch ein wenig grinsen, wenn ich an sie dachte.

"Okay, wenn was ist, dann melde dich", meinte er und setzte dabei sein sanftes, liebevolles lächeln auf. Ohne zu zögern lief ich auf ihn zu und schloss ihn einmal in die Arme. Er strich mir über den Rücken, bevor ich mich wieder löste. 

"Danke", meinte ich erleichtert.

"Pass auf alle auf!", verlangte ich.

"Und du auf dich", erwiderte er grinsend, ehe ich mich umdrehte und Keno an der Fensterscheibe entdeckte, die vom Wohnzimmer direkt in den Garten zeigte. Er hatte die Hände wieder in den Hosentaschen und starrte Arian aus dunklen Augen an, während Raniya weiterhin mit Violet sprach.

Ich seufzte, sah noch einmal zu Arian, der Kenos Blick erwiderte, bevor ich kopfschüttelnd wieder herein lief. Ich nahm den Henkel meines Koffers und lief auf die riesige Haustür zu, die mir von zwei Bodyguards geöffnet wurde. 

"Wo willst du hin?", ertönte die düstere Stimme von Keno hinter mir. Ich reagierte nicht und gab Henno den Koffer, der ihn im Kofferraum platzierte.

"Ich spreche mit dir Valentina!", knurrte Keno wütend, weshalb ich mich schließlich doch zu ihm drehte.

"Weg", meinte ich und setzte mich in den Wagen, da Henno mir bereits die Tür aufhielt.

"Dann brauchst du nicht wieder kommen", sprach er sauer.

"Okay, dann... Viel Glück", erwiderte ich, bevor die Tür zu gemacht wurde und Henno um den Wagen herum lief. Er stieg ein und fuhr das kleine Fenster zu mir hinunter.

"Wohin darf ich dich denn bringen Valentina?", fragte er freundlich.

"Zum Flughafen bitte", antwortete ich mit einem schwachen lächeln auf den Lippen. Der Wagen setzte sich in Bewegung und ich sah zu, wie Keno vor der riesigen Haustür immer kleiner wurde, umso weiter ich weg fuhr. 

Du denkst doch nicht wirklich, dass ich jetzt auf dich Acht gebe oder sowas. Wir haben ein paar mal miteinander gevögelt, aber das wars auch Valentina. Du bist nicht mehr, als die Frau, die mein Image aufbessern soll und mit der man mal wieder etwas Spaß haben kann. Bilde dir nichts darauf ein, dass ich mit dir geschlafen habe

Dann brauchst du nicht wieder kommen

Seine Worte hallten unterbrochen in meinem Kopf und trieben mir erneut die Tränen in die Augen. Ich riss mich jedoch zusammen und versuchte mich auf meine Familie zu freuen, die ich ganz bald nach mehreren Monaten wieder in die Arme schließen darf.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt