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Fünf Wochen später

Ich starrte verzweifelt auf den Schwangerschaftstest in meiner Hand. Nein! Nein! Ich war nicht-! Es war eine verflixte Nacht! Er muss kaputt gewesen sein!
Meine Schwester Aria hämmerte an die Tür. "Faye, jetzt mach endlich auf!"
Ich nahm den anderen Schwangerschaftstest vom Waschbecken, doch auch er war positiv.
Ich hielt mich mit den Händen am Rand des Waschbeckens fest und fluchte laut vor mich hin.
"Verdammt Faye! Jetzt öffne sofort die verf*ckte Tür!"
Mir kam der Gedanke, die beiden Tests ganz schnell im Mülleimer zu verstecken und damit alles zu vergessen, doch ich verwarf den Gedanken so schnell, wie er gekommen war. Aria war meine Schwester und gerade die einzige Person, die ich noch hatte.
Ich drehte den Schlüssel um und sofort kam Aria reingeplatzt. Sie sah auf die beiden Schwangerschaftstests in meiner Hand, so dass ich ihr sie hinhielt.
"Ich will ganz sicher nicht das anfassen, wo du draufgemacht hast...", sagte sie angewidert.
Mir war nicht nach Lachen zu Mute und legte sie wieder aufs Waschbecken. "Fuck, Faye, es ist von Archie, richtig?", fragte sie hoffnungsvoll.
Ich betrachtete mich eine Weile im Spiegel. Meine Teint war blass, meine Wangenknochen stachen hervor und meine dunkelbraunen Haare hingen fettig herunter. Nur meine grünen Augen hatten noch einen schwachen Glanz.
"Archie und ich hatten wochenlang vor unserer Trennung keinen Sex mehr.", erwiderte ich leise und senkte den Kopf.
"Er muss es sein! Du hast bestimmt vergessen-"
"Archie ist es nicht.", unterbrach ich sie.
Sie holte hörbar Luft. "Du hättest in dieser Nacht gleich zu mir kommen müssen, dann wäre so etwas gar nicht erst passiert!" Sie schüttelte den Kopf. "Sorry, ich wollte nicht-. Wie heißt er?"
"Ich weiß es nicht." Ich drehte mich zu Aria um. Sie hatte das Aussehen von unserem Vater geerbt. Weiche Gesichtszüge, braune Augen und große braune Locken.
Sie stemmte die Hände in die Hüften und flüsterte dann: "Komm her!"
Ich umarmte sie und sie fuhr mir über den Kopf, so wie sie es schon immer getan hatte.

Es war nicht so, dass ich es bereute mit ihm geschlafen zu haben, ich bereute es allerdings, dass wir nicht verhütet hatten und ich mich am nächsten Morgen heinlich davongeschlichen hatte.

Ein lautes Klopfen an die Eingangstür ließ uns zusammenzucken. Aria und ich tauschten besorgte Blicke. Wer konnte das sein? Unser Bruder war nun schon seit einem Jahr als Soldat des Königs unterwegs und unsere Eltern auf einer Reise.
Wir erwarteten also niemanden und gerade in Kriegszeiten war besondere Vorsicht geboten.

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