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Wir waren lange unterwegs und machten lediglich Pause, damit sich die Pferde ausruhen konnten. Die Kutscher unterhielten sich nur wenn es nötig war mit Aria und mir und verrieten uns erst recht nicht, wohin wir eigentlich kutschiert wurden. Doch wir vertrauten unserem Bruder.
Ansonsten war es erstaunlicherweise relativ ruhig. Einige Male fuhren wir an menschenleeren Siedlungen oder abgerissenen Scheunen vorbei. Dementsprechend war die Stimmung bedrückt.
Da ich so schon Schlafprobleme hatte, fiel es mir noch dreimal schwerer in einer Kutsche zu schlafen, noch dazu ging mir zu viel durch den Kopf. Die Reise in ein fremdes Land, Archie, der unbekannte Mann und natürlich meine Schwangerschaft.

Am Abend des fünften Tages, an dem wir nun schon unterwegs waren, hielt die Kutsche an. Mir war schlecht vom ganzen Schaukeln und war froh, dass wir endlich eine Pause machten. Regen prasselte auf das Dach der Kutsche und war wahrscheinlich deshalb der Grund für das Anhalten.
Ich blickte zu Aria, die sich an die Wand gelehnt hatte und friedlich schlief.
Die Tür wurde geöffnet und der Kutscher streckte der Kopf in die Kutsche: "Wir sind da."
Wir waren da? Mein Puls ging sofort höher. Ich war gespannt, wo Zain uns hingebracht hatte.
"Danke.", erwiderte ich und senkte den Kopf leicht, bevor ich Aria wachrüttelte. Verträumt hob sie den Kopf. "Hmm!?"
"Wir sind da.", flüsterte ich fröhlich. Sofort saß sie kerzengerade auf ihrem Platz.
"Oh, nein, es regnet! Haben die nicht wenigstens einen Schirm dabei!?", fluchte sie, während sie hastig aus der Kutsche kroch.
"Oh, Gott!"
"Was?", fragte ich neugierig und kletterte aus der Kutsche.

Ich sah hinauf zu dem Schloss, dass sich vor uns auftat. Es war kohlrabenschwarz und ich wusste sofort wo wir uns befanden.
Jeder Mensch hatte die Geschichte des Königspaares von Sinnmonia mitbekommen. Der König hatte drei Kinder, eine Tochter und zwei Söhne. Die beiden Brüder, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, konkurrierten ständig miteinander. Beide wollten das Schloss des Vaters und König werden.
Doch der jüngere Sohn Henry wurde zum König gewählt, da er unter dem Volk sehr geschätzt war und jeder ihn durch seine Freundlichkeit auf Anhieb mochte.
Sein älterer Bruder Ian hingegen war launisch und die Menschen fürchteten ihn, denn er handelte ohne Rücksicht auf Verlust frei aus dem Bauch heraus. Als sein Onkel starb, bekam Ian dessen Schloss und wurde damit König des Nachbarlandes Amaraka. Man erzählte sich bis heute Geschichten von seinem Schloss, das schwarz wie die Nacht war...

Ich blickte zu Aria, dessen Gesicht vor Schreck erstarrt war. Wir standen gerade vor dem Schloss.

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