9 - Kennenlernen

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Genervt lief ich an ihm vorbei in Richtung Marktplatz. „Hey, Mensch jetzt warte doch", er zog an meinem Arm und hielt mich zurück, „war doch nur Spaß." Gezwungenermaßen blieb ich steh und sah ihn an, dann lief ich einfach weiter, ungeachtet von seiner Hand, die noch immer an meinem Arm lag. „Wo willst du überhaupt hin?" „Eis essen", antwortete ich missmutig, „du erinnerst dich?" Er verdreht die Augen und trottete hinter mir her. „Du bist doch jetzt nicht ernsthaft sauer, wegen nem dummen Spruch." „Nein bin ich nicht", trotzdem blieb ich nicht stehen, „kommst du jetzt? Ich hab Hunger." Hastig eilte er hinter mir her, bis er wieder neben mir lief.

„Setzten wir uns darüber?", er wies in Richtung einer Steintreppe und ich nickte zustimmend, also liefen wir los, mit unserem Eis in der Hand. Sagte die Wahl der Eissorten irgendetwas über einen Menschen aus? Falls ja, dann waren Michael und ich wohl ziemliche Gegensätze, während er sein Eis – irgendwelche exotischen Früchte, Mango, falls ich es richtig verstanden hatte – in einer Eiswaffel, während ich meines – normales Schokoladeneis – aus einem Becher aß. Vermutlich war ich der langweilige, normale Typ Mensch und er der abenteuerlustige, experimentierfreudigere. Vielleicht mochte er aber auch einfach nur Mango Eis.

Wir setzten uns nebeneinander auf die Treppenstufen und aßen schweigend unser Eis. „Also", begann er nach einigen Minuten, „wir sollen uns ja besser kennenlernen, erzähl mir was über dich." „Ich mag Schokoladeneis", stellte ich überflüssigerweise fest. „Ach was, das hab ich mit bekommen. Ziemlich langweilig, wenn du mich fragst." „Ich hab dich aber nicht gefragt. Und es ist immer noch besser als Mango." „Es ist Kiwi", das erklärte zumindest die grüne Farbe, „und wie bitte kann Kiwi langweiliger sein als Schokolade?" Einige Minuten lang stritten wir noch über Eissorten, bis das Gespräch langsam im Sand verlief und wir wieder schweigend nebeneinander saßen. 

„Mh, also jetzt erzähl mir was." „Was willst du denn wissen?" Seufzend atmete er aus. „Keine Ahnung. Lieblingsfarbe? Geschwister? Hobbys? Schläfst du mit Kuscheltieren?" Ich zog eine Augenbraue hoch. „Dich interessiert wie ich schlafe?", grinste ich amüsiert, „aber okay: Orange. Ja, zwei Schwestern, einen Bruder – alle jünger. Hobbys?", ich überlegte einen Moment, „ich weiß nicht, aber ich würde sagen ich bin ein außerordentlich talentierte Schauspieler und..." „Höchstens mittelmäßig, zumindest wenn du neben mir auf der Bühne stehst", unterbrach er mich lachend. „Na gut, meinetwegen. Und ja, ich schlafe mit einem kleinen Igel, er heißt Mr. Smith. Reicht dir das?" Er nickte lachend. „Und jetzt du", forderte ich ihn auf. „Also wirklich, das ist ja die Höhe, ihr denkt auch euch gehört die Stadt", meckerte auf einmal eine Stimme hinter uns, „Ja merkt ihrs nicht? Ihr versperrt den ganzen Weg." Wir hatten die alte Frau nicht kommen sehen, standen nun aber bereitwillig auf, um ihr Platz zu machen. Kurzentschlossen fasste Michael nach meiner Hand und zog mich von der Treppe weg zu den Bahnsteigen. „Über mich könne wir später reden, lass uns erstmal verschwinden." „Ach ja und wohin, wenn ich fragen darf?", erkundigte ich mich skeptisch. „Wirst du schon sehen", er grinste mich an und rannte dann – noch immer meinen Arm umklammert – zu der Bahnstation und zog mich in eine der Bahnen, die nach der leuchtenden Schrift zu urteilen, in Richtung „Eichplatz" fuhr. Ich hatte noch nie von dieser Station gehört, so oft war ich allerdings auch nicht in der Stadt.

In der Bahn zog er mich auf einen Doppelplatz, sah die Fahrt über einfach aus dem Fenster und schwieg. Meinen Arm hatte er in zwischen los gelassen und so saßen wir einfach nur abwesend nebeneinander, und ich wusste noch immer nicht was er überhaupt vor hatte.

„Hier, wir müssen raus", zog er mich nach einigen Minuten aus meinen Gedanken und wenige Sekunden später aus Bahn. „Und jetzt?", ich sah ihn fragend an, „ich meine, wo sind wir?" Alles was ich sah, war ein dichter Wald, mit hohen Bäumen und verflochtenen Baumkronen. Unheimlich. „Du willst mich jetzt aber nicht entführen oder so? Meine Mutter weiß wo ich bin." Das stimmte, ich hatte meiner Mutter schnell eine Nachricht geschickt, einfach nur, um sicher zu gehen. So ganz traute ich Michael eben nicht. „Wer weiß", er kam näher, „vielleicht will ich dich immer noch los werden." Seine Hände schlossen sich plötzlich um meine Schultern und ich zuckte erschrocken zusammen. Dann hörte ich sein lautes Lachen hinter mir. „Mein Gott, du kannst es wirklich nicht lassen", fluchte ich ihn an. „Du solltest dein Gesicht sehen", lachte er fast schadenfroh, „das ist es definitiv wert."

Ich entfernte mich von ihm, ging geradewegs in den Wald hinein. „Was ist jetzt, kommst du?"

„Maurice, wir müssen in die andere Richtung", bemerkte er, packte erneut meine Schultern und drehte mich in die richtige Richtung. „Ist es für deine Entführung nicht egal, ob wir nach Norden oder Süden laufen." Lachend schüttelte er den Kopf. „Theoretisch ja, aber ich hab da meinen speziellen Opferplatz, du weißt." „Na super, ein Ritualmord", murmelte ich. Wieder lachte er nur. „Jetzt komm, ich will dir was zeigen."

„Wehe du opferst mich wirklich, dann kommt ich und suche dich heim."

Huhu, da ist dann auch einmal das Neue Kapitel, ich bin nicht so ganz zufrieden, aber ich hab halt immer noch zwei gelöschte Kapitel, deshalb hats auch etwas länger gebraucht bis etwas neues kam. 

Zwei Weiße Rosen - Zomdado FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt