Flasche 1 - Was wenn ...

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„Hm, dann wollen wir doch mal sehen ..."

Harry Potter, 23, begehrtester Junggeselle der Zauberergemeinschaft Großbritanniens, stand nur mit einem Handtuch um seine Hüften in seinem Schlafzimmer vor einem schmalen Hängeschränkchen, in welchem sich unzählige kleine Fläschchen aneinander reihten. Sie waren nach der Datumsangabe auf dem Etikett sortiert – immer fünf Fläschchen desselben Datums – und enthielten jeweils eine zähe Flüssigkeit in allen möglichen und unmöglichen Farben.

Harry ließ seine Finger über die Etiketten gleiten und hielt jedes Mal kurz inne, wenn er an einer Lücke im Schränkchen ankam. In der dritten Reihe schien er schließlich gefunden zu haben, wonach er suchte. Hier standen nur Fläschchen mit Datumskennzeichnungen, die noch nicht so lange zurücklagen. Harry schmunzelte, griff sich eines der Fläschchen mit sonnengelbem Inhalt und stellte sich vor den großen, mannshohen Spiegel, der neben dem Schränkchen an der Wand angebracht war.

Kritisch musterte er seinen halbnackten Körper. Eigentlich sah er ziemlich gut aus, fand er. Die vom Duschen noch nassen und dadurch beinahe schulterlangen Haare hingen ihm in wirren Strähnen ins Gesicht, die Muskeln an seinem Oberkörper und den Armen waren gut definiert, wirkten dabei aber nicht aufgepumpt. Seine Schultern waren breit, seine Hüften schmal, die Beine schlank. Die Narben, die seinen Oberkörper zierten und von seinen Kriegserlebnissen berichteten, ließen ihn ebenso wie seine schwarzen Haare etwas verwegen aussehen.

Fast bedauerte Harry, dass er zu solchen Maßnahmen wie heute Abend gezwungen war. Wie gerne würde er einmal wieder in seinem eigenen Körper unterwegs sein und für sein eigenes Aussehen bewundernde Blicke auf sich ziehen.

Er seufzte und zuckte resigniert mit seinen Schultern. Es half ja alles nichts. Wenn er einen ungezwungenen Abend verbringen wollte, konnte er nun mal nicht als Harry Potter unterwegs sein. Zu groß war sein Bekanntheitsgrad. Jeder würde mit ihm reden, ihn anfassen wollen. Harry erschauderte bei der Erinnerung an sein letztes unfreiwilliges Bad in der Menge. Nein, das wollte er nicht noch einmal erleben.

Also setzte er das Fläschchen an seine Lippen und leerte es in einem Zug. Angewidert verzog er sein Gesicht. An diesen Geschmack würde er sich wohl nie gewöhnen.

Doch nun kam der spannende Teil. Harry hatte die Tränke zwar alle selbst gebraut, doch er erinnerte sich oft nicht mehr daran, welches Datum zu welcher Person gehörte. Umso faszinierter beobachtete er dann im Spiegel seine Verwandlung. Doch dieses Mal schien etwas gehörig schief zu laufen.

Harry keuchte erschrocken auf, als er plötzlich nicht nur kleiner, sondern seine Haare auch länger und seine Muskeln weniger wurden. Seine Haare wurden blond, reichten ihm nun bis über seine Schulterblätter und dann ... Harry fasste sich erschrocken an den Oberkörper. Ihm wuchsen Brüste! Keine schwabbeligen Männerbrüste, nein! Runde, feste Frauenbrüste. Panisch zerrte er sich das Handtuch von den Hüften und erstarrte. Das durfte ja wohl nicht wahr sein! Gequält schloss Harry seine Augen. Seit einem Jahr tat er das nun schon, aber so etwas war ihm noch nie passiert.

Alles hatte damit angefangen, dass Harry – zu diesem Zeitpunkt frisch von Ginny getrennt und somit wieder „auf dem Markt" – keinen Fuß mehr vor die Tür setzen konnte, ohne von Reportern oder – noch schlimmer – heiratswütigen Frauen umgeben zu sein. Bei einem Auroreneinsatz kam ihm schließlich die Idee. Sie hatten einen Kollegen mit Hilfe von Vielsafttrank undercover in einen Schmugglerring eingeschleust und Harry erkannte sofort die Vorteile für sich.

In den kommenden Monaten sammelte er bei jeder Gelegenheit Haare. Natürlich von Muggeln, er wollte ja schließlich untertauchen. Und natürlich ausschließlich von Männern.

Doch heute stand er vor seinem Spiegel und blickte auf den Körper einer schlanken, durchaus gutaussehenden, jungen Frau. Peinlich berührt wandte er seinen Blick schließlich ab. Er kam sich vor wie ein Voyeur. Immerhin war das nicht sein eigener Körper. Er hatte ihn sich ja nur geliehen.

Vielsafttrank (Drarry)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt