𝐇𝐚𝐭𝐭𝐞 𝐬𝐢𝐞 𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐜𝐡 nur eingebildet, oder hatte sie da eben wirklich einen kleinen, flinken Schatten an den Wänden entlang huschen sehen?
„Was ist?", fragte Jack alarmiert.
Angelica bedeutete ihm, still zu sein, indem sie ihm ihre Hand vor den Mund hielt. Vorsichtig, mit gezogenem Säbel, setzte sie Fuß vor Fuß, der Boden der Höhle war von einem dünnen Schicht Wasser überzogen.
Ihre dunklen Augen huschten umher, prägten sich jedes einzelne Detail der Wände ein ... was war das? Wieder ein Schatten. Jetzt gab es für die junge Spanierin keine Zweifel mehr: hier war jemand.
Jack hatte ebenfalls das Säbel gezogen und bewegte sich leise wie eine Raubkatze durch die Pfützen. Die beiden Piraten entdeckten einen See, der trotz des mangelnden Lichts stahlblau glänzte.
Im See spiegelte sich eine Gestalt, auf jeden Fall war es ein Mensch ... sie war dunkel gekleidet und hielt ein Messer in der Hand ... Angelicas Blick wanderte von der Oberfläche des Sees weiter nach oben ...
Sparrow kreischte auf.
Das stand Max.
Max Allen, mit einem Dolch in der Hand. Er war abgemagerter denn je, trug zerfetzte Sachen und sah aus wie ein Schiffbrüchiger mit seinen zerzausten, schwarzen Haaren – die meerblauen Augen waren das Einzige, was farbig an ihm war.
„Max!", seufzte Angelica erleichtert.
„Du!", sagte nun auch Max, er hatte ganz große Augen bekommen vor Schreck.
„Hä?", fragte Jack verständnislos und zog wie ein Kaninchen die Lefzen hoch.
Doch die junge Spanierin hatte nur Augen für den kleinen Jungen, der da auf der anderen Seite des Sees stand.
„Was haben sie mit dir gemacht? Dich hier ausgesetzt?", fragte sie ihn.
„Natürlich. Kurz nach dem Kampf gestern sind sie hier hin gesegelt und haben mich mit meinem Dolch zurück gelassen. Nicht sehr nett", meinte Max.
„Bist du verletzt? Haben sie dir wehgetan?" Angelica fühlte sich wie eine besorgte Mutter. Was aber auch nicht schlimm war. Max hatte ja keine Eltern mehr, und daran war ihr eigener Vater schuld.
„Nein, alles gut", sagte Max und schaffte es nun auch wieder, zu lächeln. „Blackbeard weiß übrigens, dass du nicht tot bist, sondern auf der Black Pearl. Und er sucht nach dir. Naja, für mich gab es auf seinem Schiff anscheinend keinen Platz mehr. Oh, meine Güte ... ich hätte nicht gedacht, dass jemand mich hier rettet! Ihr nehmt mich doch mit, oder? Auf die Black Pearl?"
„Natürlich!", sagte Angelica wie selbstverständlich und wuschelte ihm durch die schwarzen, verstaubten Haare. „Oder?" Sie schaute Jack direkt an, ihre dunklen Augen schienen ihn förmlich zu durchbohren, eine geschwungene Augenbraue hatte sie hochgezogen.
Der Captain öffnete den Mund, seine Augen huschten immer wieder hastig zwischen Angelica und Max hin und her, dann sagte er: „Ist er denn tauglich?"
Die Piratin stöhnte. „Er kann bestimmt klettern und es hat seine Vorteile, wenn man jemand kleines auf dem Schiff hat."
Sparrow inspizierte Max mit zusammengekniffenen Augen. „Er muss mir eine Frage beantworten", sagte er.
Genervt legte Angelica den Kopf schief. „Ist das dein Ernst?"
Aber Jack ignorierte sie. Stattdessen streckte er die Arme aus und lehnte seinen Oberkörper etwas nach hinten, dann fragte er feierlich: „Wer bin ich?"
Max schien überhaupt nicht zu atmen, als er steif antwortete: „Captain Jack Sparrow, denke ich mal."
„Du bist dabei", meinte Jack und grinste breit.
Max hüpfte einmal vor Freude in die Luft und stürmte dann aus der Höhle, wahrscheinlich, um sich die Black Pearl von weitem anzusehen. Seine leichten Schritte verklangen in den Wänden der Höhle, dann war er nicht mehr zu hören.
Ehe Angelica es sich versah, hatte Jack sie auch schon gepackt und schubste sie in den See. Die junge Piratin hatte keine Zeit, sich an irgendetwas festzuhalten oder nochmal Luft zu holen. Sie spürte das trübe Wasser um sich, als sie im See versank und merkte, wie ihre Klamotten sich mit Flüssigkeit vollzogen und schwer wurden. Sie schluckte ein wenig von der ekligen Brühe.
Prustend kam sie wieder an die Oberfläche, die braunen Haare klebten an ihren Schläfen.
„Eres un gilipollas, Sparrow!", schimpfte sie und versuchte, an ihren auf dem trüben Wasser treibenden Piratenhut dran zu kommen. „Was sollte das jetzt?!"
„Das war die Rache für eben", sagte Jack lächelnd – er schien sich prächtig zu amüsieren. Was für ein mieser Dummkopf!, ging es Angelica wütend durch den Kopf.
Sie watete zum steinigen Ufer, da dieser See so flach war, dass man bequem drin stehen konnte. Gegen ihrer Erwartung streckte Jack hilfsbereit eine Hand aus, welche nun ruhig vor ihrem Gesicht schwebte.
Angelica schnaubte verächtlich und versuchte, ohne sich zu blamieren, die felsige Uferwand hochzuklettern. Sie rutschte allerdings ab, schürfte sich das Knie auf. Sie biss die Zähne zusammen, war allerdings so abgelenkt von der Tatsache, dass Sparrow sie belustigt beobachtete, dass sie nicht hoch kam.
„Ach komm schon, Angie, nimm meine Hand", sagte Sparrow.
„Nenn – mich – nicht – Angie!", zischte Angelica, nahm aber trotzdem seine Hand. Sie war rau und schön warm, wie sie sie von vor einem Tag in Erinnerung hatte. Schwungvoll zog Jack die junge Spanierin an die frische Luft und sie stolperte ungeschickt gegen seine harte Brust.
Angelica spürte seinen Atem an ihrer Wange und ihr wurde ganz schummrig davon. Nicht, weil er stank, sondern weil sie sich so ... nah waren. Ihre Hand lag auf seinem Schlüsselbein und er hatte seine auf ihrer Hüfte drapiert, damit sie nicht hinfiel. „Jetzt sind wir quitt", sagte Sparrow und lächelte mit einem Mundwinkel, seine schwarzen Augen schienen vor Belustigung zu glühen.
Er ließ Angelica los und schlenderte in Richtung Höhlenausgang. Doch eine Sache musste die junge Spanierin ihm noch sagen, solange sie alleine waren: „Danke, dass du erlaubt hast, Max mit zu nehmen."
Mit einer graziösen Bewegung drehte Jack sich wieder zu ihr, lächelte sie charmant an und sagte dann: „Für meine hübsche Spanierin tue ich doch alles!" Dann lief er federnd weiter und ließ eine lächelnde Angelica Teach zurück.
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fluch der karibik | 𝔡𝔦𝔢 𝔗𝔬𝔠𝔥𝔱𝔢𝔯 𝔅𝔩𝔞𝔠𝔨𝔟𝔢𝔞𝔯𝔡𝔰
FanfictionHass und Rache trieften in den kristallblauen Wassern der Karibik. Hass und Rache, denn der Ozean wurde von blutrünstigen Piraten unsicher gemacht, die nichts als ihr eigenes Bedürfnis nach Rum im Kopf hatten, was meistens sehr groß war. Aztekengold...