Kapitel 16

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Katharinas POV:

Ich stand vor dem Haus meiner leiblichen Mutter und zögerte leicht bevor ich anklopfte. Ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich heute vorbeikommen möchte, aber das sollte kein Problem für sie sein. Schließlich hat sie nicht mal einen Job. Die Tür wurde ziemlich schnell geöffnet und sie stand vor mir. "Katharina? Was führt dich denn zu mir? Dich habe ich ja ewig nicht mehr gesehen." "Hast du vielleicht einen Moment? Ich würde mich gerne über etwas unterhalten." "Mit mir? Und was ist mit deinen Vätern? Haben sie keine Zeit für dich?" "Darf ich reinkommen, oder nicht?" Sie ging einen Schritt zur Seite und bat mich hinein. "Also was gibt es?" "Du warst noch nie so enttäuscht, wenn du mich gesehen hast." Ich hatte sie innerhalb der letzten Monate das eine oder andere Mal gesehen, weil es manchmal ganz nett gewesen ist mich mit ihr zu unterhalten. "Tut mir leid. Hier ist gerade viel los." "Willst du darüber reden?" Sie schüttelte den Kopf. "Danke, aber lieber nicht." Wir setzten uns zusammen ins Wohnzimmer und unterhielten uns über alles Mögliche. Nach einer Weile kam ein etwa 10-jähriges Mädchen ins Wohnzimmer. Sie war wohl gerade aus der Schule gekommen. "Katharina es ist wohl an der Zeit dir jemanden vorzustellen. Das ist Marina. Sie ist meine Tochter und dadurch deine Halbschwester." "Warum hast du mir nie von ihr erzählt?" "Du hattest damals so viel um die Ohren und hättest wahrscheinlich keine Nerven für mich gehabt." "Wer ist das Mama?", fragte Marina. "Das ist Katharina. Sie ist deine große Schwester." Das aus ihrem Mund zu hören versetzte meinem Herz einen Stich. Ich bin nicht ihre Schwester. Ich bin Adams Schwester, weil diese Leute mir Liebe und ein Zuhause geschenkt haben. Allerdings freute sie sich sehr darüber, also sagte ich lieber nichts. "Willst du mit mir spielen?", fragte sie mich mit großen Augen. "Schatz, mach zuerst deine Hausaufgaben, dann kann ich mich noch mit ihr unterhalten." Sie tat was ihr gesagt wurde und ging in ihr Zimmer. "Hast du sonst noch Kinder?" "Ja eine kleine Tochter. Sie ist 8 Monate alt und schläft gerade." Ich nickte. "Warum ist mir das bei unseren letzten Treffen nie aufgefallen?" "Naja wir haben uns getroffen als ich noch am Anfang meiner Schwangerschaft war und dann erst wieder nach der Geburt." Wieder nickte ich. Krass, dass sie mir das nie erzählt hatte. Ob die anderen beiden bereits von mir wussten? Okay die Kleine wahrscheinlich nicht, aber die Ältere? "Hoffentlich mache ich bei den beiden wenigstens alles richtig." "Es ist deine Entscheidung geresen, wenn du jetzt wieder damit anfängst." Sie hatte oft angesprochen, dass sie eine furchtbare Mutter gewesen ist und so ein Zeug. "Ich hatte damals keine andere Wahl. Ich wollte, dass du in guten Händen bist. Und das warst du bei Sophia. Ich wollte, dass du ein schönes Leben führen kannst." "Hab ich dir damals, also als du mich zu Sophia gebracht hast, viel bedeutet?" "Ja. Du hast mir immer die Welt bedeuetet." "Und warum hast du mich dann erst besucht, als ich 17 war?" "Dein Vater hat dich doch auch nie besucht." "Das beantwortet nicht meine Frage." "Was willst du von mir hören?" "Ich will nur verstehen, warum ich dir immer so egal gewesen bin." "Fein! Dein Vater hat mich verlassen, weil er sich in einen Mann verliebt hat und lieber mit ihm zusammen sein wollte. Er hat mich während der gesamten Schwangerschaft und auch bei der Geburt unterstützt, aber die Entscheidung hat er komplett mir überlassen. Er und sein Freund hätten dich aufgenommen, aber das wollte ich nicht." "Warum nicht?" "Weil sie schwul sind." "Und?" "Ich wollte, dass du nirmla wirst und dich nicht aufführst wie diese gesamte Community, die immer behaupten sie hätten so wenig Rechte." "Weil es die Wahrheit ist. Die LGBTQ+ Community hat um einiges weniger Rechte als jemand, der kein Teil davon ist. in vielen Ländern ist Homosexualität verboten und führt direkt zum Tod." "Und das ist gut so. Das sollte überall verboten werden." "Vielleicht nicht die beste Idee das neben einer Person zu sagen, die zwei Väter hat, aber bitte." Ich stand von der Couch auf. "Ich sollte besser gehen." "Warum? Nur weil ich meine Meinung sage?" "Mir ist deine Meinung ziemlich egal. Mir ging es hier eigentlich um eine ganz andere Sache, aber nach diesem Gespräch ist es wohl besser das nicht anzusprechen." "Worum ging es überhaupt?" "Ich heirate in etwa 5 Monaten. Also gegen Ende des Jahres und wollte dich eigentlich einladen zu kommen, aber ich bin nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre." "Warum? Nur weil deine Väter dabei sein werden? Denkst du ich wäre so herzlos und würde einen Kommentar auf deiner Hochzeit schieben?" "Darum geht es nicht." Meine Stimme war ziemlich leise. "Und worum geht es bitte dann?" "Es geht einfach darum, dass ich eine Frau heiraten werde!" Sie sah mich geschockt an. Genau die Reaktion, die ich erwartet hatte. Ich sagte nichts mehr sondern ging weiter zur Eingangstür. "War ein tolles Gespräch." Mit diesen Worten machte ich mich auf den Weg zu mir nach Hause. Aaron und Caleb wussten nicht davon, dass ich bei ihr zu Hause war, was ihnen eigentlich egal sein könnte, nachdem ich erwachsen bin. Ich fand es trotzdem nie besonders schön die beiden anzulügen. "Caleb?" Er saß in der Küche und las gerade seine tägliche Zeitung. "Ja Liebes?" "Darf ich dich mal etwas fragen?" "Sicher." "Ich war eben bei meiner leiblichen Mutter. Ich weiß, dass Aaron und du sie schon seit der Schulzeit kennen, oder?" "Ja das ist wahr." "Sie meinte, dass ihr damaliger Freund sie verlassen hätte, weil er sich in einen Jungen verliebt hatte. Er war angeblich immer für sie da, aber die Entscheidung mich zur Adoption freizugeben war ihre. Weißt du vielleicht etwas darüber? Du warst schließlich immer ein Zuhörer." Er legte seine Zeitung auf den Tisch, nahm seine Brille ab und legte sie daneben. "Ich... naja ich kenne diese Geschichte schon, aber..." "Oh und sie meinte, dass mein Vater mich mit seinem Freund aufgenommen hätte, aber das wollte sie nicht." Ich entschuldigte mich noch kurz für die Unterbrechung und ließ ihn weiterreden. "Ich denke, es gibt da eine Sache die du unbedingt wissen solltest."

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