Meine Augenlieder öffneten sich ein wenig, als ich ein schrilles Geräusch vernahm. Es war mein Wecker, den ich mir am Abend zuvor gestellt hatte.
Ich zog meine warme Hand unter der Bettdecke hervor, um den roten Wecker, der ein bisschen mit Staub bedeckt war, auszustellen. Halb sechs, dass zeigten zumindest die schwarzen Zeiger an. Als ich auf den Knopf zum ausschalten drückte und der Wecker ausging, war es endlich still. Eine gute Gelegenheit um noch ein wenig zu dösen und mich voll und ganz auf meine Aufgabe zu fokussieren. Keine engen Freundschaften, keine Bettgeschichten und auf gar keinen Fall auffallen, dass war das was ich mir vornahm. Ich hoffte nur das alles glatt laufen würde.
Doch solange ich meine Rolle, als tolpatschiges und unschuldiges Mädchen meisterte, konnte nichts schief gehen. Das hoffte ich zumindest.
Ich öffnete nun langsam meine Augen und musste sie auch gleich wieder zusammenkneifen, als die hellen Sonnenstrahlen sich in meinem Zimmer ausbreiteten. Als sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnt hatte , ließ ich meinen Blick durch mein Zimmer schweifen. Er betrachtete den aus Eichenholz gemachten Schreibtisch, auf dem eine kleine Vase mit weinroten Orchideen, meinen Lieblingsblumen, stand.
Diese waren schön anzusehen unter dem einfallenden Licht der Sonne.
Als nächstes wanderte mein Blick an das große Bücherregal, worin ein paar alte Bücher standen. Und plötzlich erinnerte ich mich an die Zeiten im Weisenhaus und wie mir meine Lieblingspflegerin Emma immer aus dem Buch "Die Raupe Nimmersatt" vorlas. Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht. Sie schenkte es mir, als ich ging und ich war mir sicher, dass es immer noch im Regal stand. Ich las es immer, wenn ich traurig war oder nicht wusste wohin mit mir.
Aus reinem Zufall schaute ich nochmal auf den Wecker, um sicher zu gehen, dass ich noch ein wenig Zeit hatte.
Ich riss meine Augen weit auf, als ich sah, dass ich ein bisschen mehr als eine halbe Stunde zu spät war.
Ich schmiss meine Bettdecke mit einer Leichtigkeit von meinem Körper, als wiege sie nur 100 Gramm, und sprang aus dem Bett, schnappte meine Klamotten und zog sie an. Danach sprintete ich in mein Badezimmer, tastete mit der einen Hand nach meiner Zahnbürste und Zahnpasta und mit der anderen kemmte ich mein verknotetes Haar durch. Als meine Haare seidig und glatt waren legte ich die Bürste schnell ab um mit der freigewordenen Hand die Zahnbürste zu nehmen und mir die Zahnpstasta draufzuschmieren. Nun putze ich mir rasch meine Zähne um dann aus meinem Zimmer zu stürmen, den langen Flur entlang, und in ins Büro zu rennen.
Im Büro angekommen saß mein Chef gemütlich mit seinem schwarzen Kaffee in der Hand, den er immer trankt, da und nippte ein wenig daran. Als seine Lippen von der Tasse absetzten sagte er im ruhigen jedoch rauem Ton:,,Zu spät.". Ich wollte mich gerade entschuldigen als er mich unterbrach:,, Du musst dich nicht entschuldigen Akira. Es ist völlig verständlich, dass du aufgeregt bist, es ist deine erste große Mission.". Ich atmete erleichtert aus und setze mich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch meines Chefs stand.
Und dann sah ich ihn, meinen ersten richtigen Vertrag, der zur Absicherung der Firma diente. Im Fall, dass mir etwas passierte mussten sie keine Haftpflicht übernehmen. Es war alles so unglaubwürdig. Auf diesen Moment habe ich 3 Jahre lang gewartet und nun war er entlich da. Ich schaute zu meinem Chef hoch und lachte vor Freude. Er reichte mir einen silberfarbigen Kugelschreiber rüber. Ich nahm ihn entgegen und bewegte ihn langsam in Richtung Blatt. Ich zitterte ein wenig, als ich den Kugelschreiber auf der Linie für die Unterschrift ansetzte.
Nun begann ich zu unterschreiben.
Als ich fertig war, legte ich den Kugelschreiber auf den Holztisch und gab den unterschriebenen Vertrag meinen Chef zurück.
Er musterte ihn mit strengem Blick und als er meine Unterschrift sah, legte er ihn in die oberste Schublade des Tisches. Dort bewahrte er alles Wichtige auf, Verträge, Geld, vielleicht sogar eine Waffe. Ich wusste es nicht, aber ich konnte es mir gut vorstellen. Er machte eine Handbewegung, um mir zu segalisieren, dass ich los muss. Sofort stand ich auf und lief im schnellen Schritt, durch den Eingangsflur, zur Küche und wollte mir gerade ein Brot schmieren, als ich Ben sah, wie er ein Brot mit Käse zubereitete. Irgendwie fand ich das süß. Er schaute auf, als er mich sah. Diese grünen Augen. ,,Guten Morgen.", sprach er zu mir, während er das Brot zu klappte. ,,Morgen.", entgegnete ich. ,,Gut geschlafen?", ,,Ging so. Die Matratze war wie immer viel zu weich und ausgeleiert. Aber sonst war alles gut.". Er grinste:,, Warum denkst du ist die Matratze wohl so ausgeleiert?" ,,Ben Miller! Du bist aber ganz schön mutig!" ,,Ich mein ja nur", sagte er gelassen, ,,wir sollten es einfach öfters in der Küche oder im Badezimmer treiben.". Irgendwie war das sexy, aber ich musste jetzt los. Ich rollte meine Augen und wante mich von ihn ab. Doch er ging mir hinterher und faste mich an den Schultern, sodass ich mich umdrehte. Er gab mir das mit Alufolie umwickelte Brot und kniete sich hin. Er machte seinen Schuh zu, der während des Laufens wahrscheinlich aufgegangen war. ,,Danke, das du das für mich gemacht hast.". Er stand nun wieder auf und kam mit seinem Gesicht ganz nah an meins. Ich konnte seinen Atem spüren. ,,Beantworte mir ein Frage Akira. Wann habe ich jemals gesagt, dass ich das Brot für dich gemacht habe?", flüsterte er spöttisch in mein Gesicht. Er riss mir das Brot aus der Hand, drehte sich geschickt aus meinen Weg, rannte weg, drehte sich jedoch um, um mich anzulachen und mir zuzuzwinkern. Jetzt stand ich alleine in der Küche, mit einem leeren Magen und ohne Ben. Scheiße, dachte ich, mein Bus fährt gleich.
Sofort ergriff ich meinen Rucksack und rannte auf die Straße.
Zum Glück war die Bushaltestelle fast neben dem Haus. Doch mein Bus stand schon da, bereit zur Abfahrt. Ich sprintete und winkte, um auf mich aufmerksam zu machen. Gott sei Dank hatte der Busfahrer mich bemerkt und wartete. Ich stieg ein zeigte ihm meine Karte und setzte mich neben ein blondhaariges Mädchen mit braunen Augen. Sie schien eigentlich ganz nett, aber ich hatte nicht gerade das Bedürfnis mit ihr zu reden. Also beschloss ich meine Kopfhörer ins Ohr zu machen und einfach zu entspannen.
Ab jetzt durfte ich mir keinen Fehler mehr erlauben. Sonst ginge alles den Bach runter...
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Three souls and one love
Romance''Das Mädchen mit der Gabe''. So wurde Akira schon oft genannt. Doch verstehen tut sie es bis heute nicht. Was ist so besonders an ihr, dass alle sie haben wollen? ⚠️Warnung⚠️ Sexuelle Inhalte Gewalt Alkoholmissbrauch