Selbsthass| Verstappen × Russel [1/2]

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,,George Russel hat letztes Wochenende gesagt, dass Albon alles aus dem Waagen holt und dass es nicht an ihm liegt. Wie sehen Sie dies? Schließlich fahren Sie das selbe Auto", stellte mir ein Reporter die Frage. Ich richtete meine Maske, als würde ich nach einer passende Antwort suchen, doch ich hatte nur eine unschöne. ,,Wenn er alles aus dem Auto rausholen würde, warum ist er dann nicht so schnell wie ich?". Der Reporter schien von meiner Aussage überrascht, fing sich aber schnell. ,,Finden Sie das nicht ein bisschen zu hart?" Ich zuckte mit den Schultern ,,Die Formel 1 ist schnell lebig. Es wird nur auf Leistung geschaut. Lieferst du nicht ab, bist du eben raus."

Mir war bewusst, dass die Aussagen, die ich machte, viele in den falschen Hals bekommen würden. Mir machte das nicht viel aus. Schließlich war ich doch das zickige launische Kind laut den Medien, das alle auf den Boden sehen möchte. Netflix zeigte mich doch so egoistisch und nun gab ich ihnen Material, um dies zu bestärken. Es sind alle viel zu sensibel.

Ich ging nach der Pressekonferenz direkt in mein Fahrerquartier. Schließlich musste ich noch paar Autogramme unterschreiben. Trotz den Medien liebte ich es mit den Fans zu kommunizieren. Sie gaben mir das Gefühl, verstanden zu werden. Viel zu oft hab ich das Gefühl allein und unverstanden zu sein. Es folgten Videokonferenzen mit der Presse, Fans und Kunden.

Ein ganz normaler Medien-Donnerstag.

Bis meine Tür mit Schwung aufgerissen wurde und ein wütender George Russel in meinem Zimmer stand.

,,Sag mal, spinnst du? Ich hätte in einem Meeting oder so sein können!", ich fasste mich schnell nach meinem fast-Herzinfarkt. ,,Das wäre mir so egal gewesen." Stutzig schaute ich ihn an. Ich hatte ihn noch nie wütend gesehen. Zwar war ich nicht mit ihm befreundet, doch durch Alex seinem Besten Freund verbrachte er zwischenzeitig viel Zeit bei Red Bull. Außerdem erschien er mir immer als Menschen, der recht ruhig und gefasst ist.

Wütend lief er auf mich zu und blieb erst Millimeter vor meinem Gesicht stehen. ,,Woher nimmst du dir das Recht, so etwas zu sagen?", seine Augen funkelten wütend. Ich wusste sofort, dass er meine Antwort auf die Frage, was ich von Alex Leistung hielte, meinte. Unbeeindruckt zog ich meine Augenbrauen hoch. Er sollte nicht wissen, wie sehr er und sein Auftreten mich verunsicherten. ,,Erstens der Reporter hat mich dies gefragt. Zweitens habe ich Recht und das weißt du ganz genau. Drittens solltest du dich nicht lieber um deine Karriere kümmern?"

Seine Augen funkelten noch stärker, doch dann änderten sie sich kurz. Er schüttelte sich den Kopf. ,,Das machen Freunde so. Sie unterstützen sich. Doch es wundert mich nicht, dass du so etwas nicht weißt. Du vereinsamst. Es wenden sich immer mehr Menschen von dir ab" ,,Woher willst du das denn wissen? Schließlich waren wir nie befreundet" ,,Aber auch ich bin mit Lando befreundet oder soll ich lieber sagen, ich bin immer noch mit Lando befreundet im Gegensatz zu dir."

Mit dieser Aussage traf er einen wunden Punkt. Ich habe meinen besten Freund verloren und da war ich ganz allein schuld. Damit er meine aufkommenden Tränen nicht sah, wendete ich mich von ihm ab. Ich merkte, wie er abdrehte und aus dem Raum raus gehen wollte. Ich atmete tief ein und straffte meine Schultern. Keiner sollte sehen, dass der Streit und die Freundschaftsbeendigung mit Lando mich so dermaßen mitgenommen hat. Ich schaute zur Tür. George war gerade dabei die Türklinge in die Hand zu nehmen, als er sich wieder zu mir umdrehte. Ich blickte schnell zum Boden, damit er nicht merkte, wie sehr seine Worte mich trafen.

,,Wenn dir schon andere und ihre Gefühle scheiß egal sind, dann denk an dich. Mit so welchen Aussagen zerstörst du dich auch selber. Sei dann bitte so selbstsüchtig" und mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ließ mich allein in dem Raum, der sich so anfühlte, als würde er gleich über mich zusammen brechen.

Meine Sicht verschwamm und ich bekam Schnappatmungen. Ich sackte auf meine Knie. Der Raum fing sich an zu drehen. Ich hatte mal wieder eine Panikattacke. Ich weiß nicht, wann ich meine erste Panikattacke hatte. Ich wusste nur, dass sie scheußlich war. Ich fühlte mich dreckig und schlapp. Da ich so einen Selbsthass entwickelte, entfremte ich mich von den Personen, die ich liebte. Denn ich wusste und verstand es nicht, warum sie mit so einer Person wie mir Zeit verbrachten. Ich war es doch nicht wert.

Ich stoßte sie weg und verwendete unschöne Wörter, wobei mein Hass auf mich selber immer stärker wurde. Der Streit mit Lando war der schlimmste. Mein bester Freund wollte mir nur helfen und ich behandelte ihn wie Dreck. Wie ich mich selbst so hasste.

Als sich meine Atmung beruhigte, kroch ich langsam zu meiner Bar und nahm mir irgendeine Flasche. Ich wusste, wie gefährlich und ungesund der Alkohol war, doch das war mir egal. Mir schwebten allein George Aussagen im Kopf herum.

Mit Kopf- und Nackenschmerzen wachte ich auf. Ich bin tatsächlich in meinem Zimmer eingeschlafen. Mein Wecker klingelte und als ich diesen aus machen wollte, stoß ich die nicht mehr ganz so volle Flasche Alkohol neben mir um. In anderthalb Stunden trafen sich Christian Horner, Alex und ich zu einem kleinen Breefing vor der ersten Fahrt. Die Zeit war zu kurz, um ins Hotel zu fahren und sich frisch zu machen. Also stand ich auf und ging zur nächstliegende Toilette. Mehrfach spritzte ich mir Wasser ins Gesicht, um wach zu werden, doch die nervigen Kopfschmerzen blieben da. Ich schaute in den Spiegel und blickte in einen fremdes Gesicht. Ich erkannte mich selber nicht wieder und das lag nicht an meinen dunklen Augenringe, die ich durch meine Nacht auf dem Boden bekam. Nein, ich verstand mich nicht mehr selber. Ich ballte meine Hand zu einer Faust. Bereit das Spiegelbild meinerseits zu ertrümmern, da ich mich nicht mehr länger anschauen konnte. Doch mein Vorhaben wurde unterbrochen, als eine Putzhilfe hereintrat. Ich lächelte sie kurz an und ging aus dem Raum. Ich wusste, dass ich durch den Alkohol einen schlimmen Mundgeruch haben müsste, weswegen ich zur Kantine von Red Bull ging und frühstückte. Dies half mir auch ein bisschen bei den Kopfschmerzen. Als ich fertig war, ging ich zurück in mein Fahrerzimmer. Zum Glück hatte ich dort immer Wechselklamotten. Als ich in den Raum betrat, war meine volle Aufmerksamkeit direkt auf den Fleck neben der umgekippten Flasche. Dazu stank es. Frustriert raufte ich meine Haare. Sofort öffnete ich das Fenster und zog mich um. Die alten Klamotten schmiss ich rücksichtslos weg. Dann sammelte ich die Flasche ein und schmiss sie in einem Beutel. Von der Toilette holte ich nasse Tücher und versuchte so gut wie es ging den Fleck zu entfernen. Wenn jemand herausfindet, dass ich in dem Zimmer getrunken haben, bin ich im Arsch. Die Tücher schmiss ich in die Tüte, diese knotete ich zusammen, so dass niemand den Gestank bemerkt. Auf dem Weg zu Christians Büro schmiss ich die Tüte in einem Mülleimer.

Alex saß schon bereits vor Christian, als ich das Büro betrat. ,,Schließ die Tür hinter dir", begrüßte Christian mich kalt. Ich war irritiert. Denn das Breefing diente immer dazu, sich auf das Rennwochenende vorzubereiten und dies arbeiteten wir immer schnell ab. Die Tür war sonst immer offen, denn es gab nichts zu verheimlichen. Verwundert schloss ich die Tür und setzte mich neben Alex auf einen Stuhl. Die Kopfschmerzen wurden stärker, weswegen ich mir die Schläfen massierte. ,,Du hast gestern ein Meeting vergessen", wendete sich Christian wütend zu mir. Da ich ihn durch die Kopfschmerzen nicht richtig wahr nahm, antwortete ich nur desinteressiert mit ,,Ja?" ,,Ja", zischte Christian förmlich ,,Ich kann mich nur bei Alex bedanken, dass er für dich eingesprungen ist, obwohl er schon seine Meetings durch hatte. Das war ein wichtiger Sponsor, Max. Ich erwarte gerade von dir mehr. Schließlich bist du nicht seit gestern dabei." Ich ließ die Schimpfterale über mich ergehen. Nur halb hörte ich zu, mir war es egal. Ich hatte gestern wichtigeres zu tun, als gespielt fröhlich mich mit einem Sponsor zu unterhalten. George Worte wiederholten sich ständig in meinem Kopf und das machte mich kirre. ,,Sorry, kommt nicht wieder vor", presste ich hervor, als Christian fertig zu scheinen vermag. ,,Das hoffe ich und nun geht", schickte uns unser Teamchef weg. Als ich herausging, schaute ich sowohl Christian als auch Alex nicht an. Ich wollte den vorwurfsvollen Blick nicht sehen. Schnell lief ich in die Garage, bevor der immer gut gelaunte Thailänder mich in ein Gespräch wickelte.

Das erste freie Training verlief absolut scheiße. Ich war viel zu unkonzentriert. Sonst konnte ich immer meine Probleme und Gefühle auf der Rennstrecke abschalten, doch auch hier hörte ich immer und immer wieder Georges Stimme. Ich fuhr immer und immer aggressiver, was nicht gut für das Auto und auch nicht für die Reifen war. Schnell war ich dabei nicht. Frustriert stieg ich aus dem Auto.

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