,,Ich bin nicht du oder mein Vater" | Mick Schumacher × Sebastian Vettel

399 6 0
                                    

Ich bin wie jedes Wochenende aufgeregt. Mein Ziel ist es das Beste aus dem Auto rauszuholen. Natürlich ist mir bewusst, dass wir das schlechteste Auto in der Formel 1 fahren. Dies hält mich aber nicht davon ab zu träumen. Wichtig ist es nur, realistische Träume zu haben. Natürlich fahr ich nicht ums Podium mit.

Die Sonne scheint, als ich aus dem Flugzeug trete. Ich schließe für einen kurzen Augenblick die Augen. Jetzt ist alles noch friedlich, doch das ändert sich, wenn wir an die Rennstrecke gelangen. Dann steigt der Druck und die Erwartung wieder.

Schnell nehme ich die Tasche, denn ich mag es nicht, wenn andere meine Tasche tragen und ich dumm hinterherrenne. Zwar verdiene ich an sich gut. Das heißt aber nicht, dass andere Menschen mir alles hinterhertragen müssen. Nachdem wir die Sachen in den Hotelzimmern verstauten, ging ich direkt zur Rennstrecke. Ich wollte dem Team helfen.

Bevor ich aber zum Haas Stand gelang, entdecke ich das deutsche Interviewteam, die mich direkt zu sich rufen. ,,Hallo Mick. Geht es ihnen gut?" ,die Kamera nimmt alle Bewegungen von mir auf. ,,Hallo. Mir geht es gut, danke der Nachfrage und ihnen?" Die Reporterin schaut mich verwundert an. Es ist vielleicht untypisch, dass ein Fahrer eine Gegenfrage stellt, jedoch ist es für mich selbstverständlich. ,,Mir auch. Sind Sie gut angekommen?" ,,Der Flug war sehr angenehm" ,,Was erhoffen Sie sich von dem Wochenende?" ,,Wir haben ein paar Veränderungen an dem Auto getätigt und ich hoffe, dass das was gebracht hat" ,,Sie dürfen bestimmt nicht sagen, was verändert wurde" ,ich nicke als Antwort. ,,Könnten Sie uns einen kleinen Tipp geben?" Ich rücke meine Cap ein bisschen zurecht ,,Sagen wir es mal so, man kann auf den Unterboden achten." Die Reporterin lacht ,,Dankeschön für die Zeit. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg" .Dankend nicke ich und drehe mich um. Zu uns läuft Sebastian. Da ich aber nun wirklich zur Garage muss, klatsche ich ihn nur als Begrüßung ab. ,,Sebastian Vettel" ,höre ich noch die Reporterin, als ich mit strammen Schritten zu Haas laufe.

Ich würde gerne mich mit Sebastian unterhalten, doch leider geht es nicht. Ich bin ihm so dankbar. Ohne ihn wäre wohl mein Einstieg in der Formel 1 viel schwieriger. Er stellte mir allmögliche Leute vom Rennpostenabgestellten bis zu den Fahrern vor. Auch zeigte er mir Abkürzungen und Verstecke vor den Medien im Fahrerlager. Es gibt Momente, gerade wenn man einen Fehler gemacht hat, wo man keine Kamera um sich haben möchte. Natürlich kann man sich in seinem Zimmer zurückziehen, doch vor den Teams warten immer Interviews Teams und man kann nicht ungestört umherlaufen. Auch zeigte er mir den Ablauf. Zwar habe ich dafür auch eine Angestellte und die Formel 2 ist ähnlich aufgebaut, doch es ist schön so etwas auch von jemanden zu hören, der das gleiche macht. Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass er dies nur tut, da mein Vater dies auch bei ihm tat. Doch wenn er bei mir ist, verwerfe ich immer diesen Gedanken.

Das Rennwochende verläuft an sich ganz gut. Wir haben uns nicht viel erhofft und dies ist auch eingetreten. In den Trainigssession und auch im Qualifying haben wir viele Probleme mit dem Auto. Trotzdem sehe ich es optimistisch. Es gibt immer ein schlechtesten genauso gibt es immer einen besten.

Auch der Start verläuft gut. Doch dann mache ich einen Fehler. Einen Fehler, der mir nicht passieren sollte. Beim Aufwärmen der Reifen verliere ich die Kontrolle über den Wagen und zerstöre mir somit den Flügel. Ich bin so wütend auf mich selbst, denn so ein Fehler darf mir einfach nicht passieren. Mein Mechaniker versucht mich sofort aufzubauen, denn wir haben ja nicht viele Positionen verloren. Er hat zwar Recht, doch beruhigen tut es mich nicht, da ich einen großen Fehler gemacht habe. Das ganze Rennen über rege ich mich über meinen Fehler auf. Auch, dass wir eigentlich im Rennen über eine gute Leistung erbringen, tröstet mich nicht. Nach dem Rennen wiege ich mich schnell. Auch die Interviews hak ich schnell ab. Ich bin frustriert über mich selbst.

In meinem Zimmer angekommen, öffne ich Instagram. Ich sah die aufmunterten Kommentare. Sie sind fast alle nett, doch stimme ich den einzelnen strengeren Kommentaren zu. Ich habe Mist gebaut. Es klopft an meiner Tür. ,,Ja, bitte?, ich wunder mich, wer nun etwas von mir wollte. Aufmunternde Worte brauche ich jetzt nicht. ,,Ich wusste doch, dass du hier bist", Sebastian guckt mich mitfühlend an. Ich schließe die Augen. Bei ihm kann ich meinen Frust auslassen, das weiß ich.

,,Ich weiß, dass du jetzt keine aufmunternden Worte hören möchtest", er setzt sich neben mich auf die Couch. ,,Aber", unterbreche ich ihn. ,,Das passiert jeden, wirklich jeden. Sogar den Erfahrensten", er legt eine Hand auf meine Schulter. ,,Ich darf doch selbst kritisch sein? Du regst dich doch auch auf, wenn du einen Fehler gemacht hast. Das ist doch natürlich", rechtfertige ich mich. ,,Natürlich darfst du das.", er schaut mich an, ,,aber zerfriss dich bitte nicht. So gut kenne ich dich schon, dass ich weiß, wie sehr dich das stört." Ich raufte mir die Haare. ,,Das ist es ja.", ich zeige ihm mein Handy, ,,Es ist für alle okay, dass ich Fehler mache. Ich habe Welpenschutz. Aber hätte jemand anders diesen Fehler gemacht, gäbe es jetzt schon viele Memes darüber. Ich verstehe es nicht. Kann man mich nicht normal wie jeden anderen behandeln? Die Leute verstehen es nicht. Ich bin nicht du oder mein Vater", erschöpft von meinem kleinen Ausraster, lehne ich mich zurück. Es ist eigentlich nicht meine Art, jemand meine Gedanken an dem Kopf zu werfen.

Er schweigt zunächst. ,,Nein, das bist du ganz sicher nicht. Du bist Mick. Ein besonderer Mensch, den man nicht vergleichen kann. Nicht mit deinem Vater und erst recht nicht mit mir. Du bist", er bricht seinen Satz ab ,,Du darfst nicht zu Selbstkritisch sein." Er nimmt meine Hände in die Hand ,,Glaub mir, keiner kann es mit dir aufnehmen." Bei diesen Wörtern schlägt mein Herz höher. Ich drücke seine Hände, um zu prüfen, ob es real ist und tatsächlich ist alles echt. Er platziert seine Hand auf meine Wange. Ich bin gefesselt von seinen Augen. ,,Das was ich für dich empfinde", er haucht seine Worte nur, als ob sie nur vom aussprechen kaputt gehen würden ,,empfinde ich für keinen." Die restlichen Zentimeter zu seinen Lippen überbrücke ich und küsse ihn gefühlsvoll. Gefühle, die zuvor noch nie verspürt habe, überkommen mich und mir wird bewusst, was für ein einzigartiger Mensch Sebastian ist und ich ihn am liebsten nie wieder loslassen würde.

Kurzgeschichten| F1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt