Graue Couch| Charles Leclerc

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Ich betrat das Zimmer. Die graue Couch sprang mir sofort ins Auge. Ich setzte mich. Sie war gemütlich. Weich, so dass man sich fallen lassen konnte.

,,Ich war auf einem Geburtstag. Naja nicht irgendein Geburtstag. Es war Pierres Geburtstag. Es war ein wichtiger Tag für ihn. Ich habe mich für ihn gefreut wirklich. Ich möchte, dass er glücklich ist und das war er. Schließlich ist er einer meiner besten Freunde. Doch das Lächeln und die Nettigkeit von mir waren gespielt. Ich habe mit einigen unseren Freunden gequatscht, gezwungenen Maßen. Dabei wohl gefühlt habe ich mich nicht. Doch das war nicht das Schlimmste. Pierres Freunde, die ich nicht kannte, fand ich furchtbar. Sie sind ein wichtiger Teil meines besten Freundes und ich habe mir nicht die Zeit genommen, sie kennen zu lernen. Vielmehr habe ich sie schon seit Beginn missbilligt. Ich hatte direkt ein Bild von ihnen und das war nicht gut ohne dass ich ihnen die Chance gab, sich vorzustellen. Obwohl ich so viele auf der Party kannte, habe ich mich nicht wohl gefühlt. Es hat sich erst geändert, als ein bestimmter Freund aufkreuzte. Das Beerpongspiel gegen ihn habe ich wirklich genossen, obwohl man durch den Wind nicht gut spielen konnte, und als wir uns später zu zweit hingesetzt haben und zusammen geredet haben, habe ich den Sinn der Feier gesehen. Obwohl wir auch über die anderen gesprochen haben, fühlte ich mich nicht schlecht, denn ich habe zwar Kritik geäußert, aber ich habe nicht gelästert. Etwas was ich zuvor noch nie hatte. Als wir uns jedoch zu den anderen gesellten, war dieses Gefühl wieder weg. Ich hatte wieder diese innere Anspannung. Später sagten mir paar Freunde, dass sie mehr von mir erwartet haben. Schließlich bin ich für mein Party-Da-Sein bekannt, erklären konnte ich ihnen das nicht. So wie üblich bildeten sich Gruppen: Die Pärchen, die Shisha-Gruppe und die Essenden. Ich habe mich zu den Essenden gesellt, doch am liebsten wollte ich aufstehen und gehen. Doch wie willst du das erklären? Als eine der ersten von der Feier des besten Freundes gehen? Du kennst doch so viele.. Du bist doch mit so vielen befreundet Du hast doch kein Problem, neue Menschen kennenzulernen. Schließlich bist du extroviert.

Ich habe aber ein Problem mit mir selbst und es war einfach alles zu viel .

,,Was ist passiert?

,,Ich bin dageblieben, so wie es sich gehört. Habe gelächelt, genickt, versucht zu zuhören und habe meinen Beitrag zu Gesprächen geleistet. Irgendwann als es später war, bin ich zu meinem Bruder gegangen, um zu sagen, dass wir gehen sollten, da mir kalt war. Mir war auch kalt, das war nicht gelogen, doch mir war deswegen nicht unwohl und auch nicht wegen des Alkohols. Wie das Universum so wollte, sind dann viele meiner Freunde gegangen. Ihnen zu erklären, warum mein Bruder und ich nach Hause laufen, war ein bisschen schwieriger. Wir haben doch ein Auto, versuchten sie es. Am liebsten habe ich gehofft, dass mein Bruder mitfährt und ich alleine laufen konnte, so dass ich wenigsten von der Welt meine Ruhe hatte, doch das war nicht so. Ich mag meinen Bruder, so ist es nicht. Er ist der wichtigste Mensch auf der Welt für mich. Doch wenn man schon mit sich selber überfordert ist, möchte man niemanden um sich haben. Die Tage danach habe ich Pierre angelogen, natürlich hat es mir gefallen und natürlich fand ich seine Freunde nett.

Am nächsten Tag war ich auf einer weiteren Geburtstagsfeier. Ich habe überlegt abzusagen. Wenn ich mich schon bei meinem besten Freund und unseren Freunden unwohl fühle, wie soll es dann sein, wenn ich nur drei Menschen kenne? Ich konnte aber nicht absagen, nicht an ihren Geburtstag am gleichen Tag. Also zwang ich mich dahin zu fahren. Als ich hereintrat und die anderen sah, hatte ich direkt ein schlechtes Gefühl. Ich fühle mich schlecht, dass ich sie sofort abgestempelt habe. Raucher, imaginär habe ich meine Nase gerümpft. Ich saß da, habe dem Gespräch gelauscht und war sonst an mein Handy. Meine Freundin, die Geburtstag hatte, meinte so wie meine Freunde einen Tag zuvor, was mit mir los war, ich bin doch sonst nicht so still. Auch wenn ich auch schwarzen Humor habe, habe ich sie verurteilt. Erst als ich anfing Alkohol zu trinken und Beerpong zu spielen, wurde ich lockerer. Dabei war ein Typ, der noch nicht einmal schlecht aussah. Ich verstand mich gut mit ihm. Über das Spiel hinweg, habe ich angefangen mit ihm zu flirten. Ich habe es genossen irgendwie und gleichzeitig hatte ich die größten Bauchschmerzen. Warum? Wir haben doch nur geflirtet? Mein Kopf hat aber weitergespielt, seine ganzen Fehler aufgezeigt, dass es sich eh gerade nicht lohnt etwas anzufangen. Es wäre sinnlos. Ich war hin und her gerissen. Er hatte wirklich tolle Züge und ich wusste, dass er interessiert war. Ich will nicht überheblich klingen, doch man hat es an seinen Augen und an seiner Körperhaltung gesehen. Ich fühlte mich besser als die Leute und gleichzeitig hasste ich mich dafür. Ich habe eine Panikattacke bekommen und dann habe ich das gemacht, was ich mir sonst immer denke. Ich bin geflüchtet. Es war vielleicht feige und eine Lüge zu erklären, warum ich so früh ging, war auch schwer. Ich konnte es der Freundin gut erklären. Ja, die Party hat mir gefallen. Der Typ kam zu mir und fragte, warum ich denn schon ging. Am liebsten hätte ich gesagt, ich fliehe vor dir, doch das ging natürlich nicht. Ich erzählte ihm das Gleiche wie der Freundin. Am nächsten Tag schrieb er mir, ob ich gut nach Hause kam, und ja, das ist toll, das er nochmal nachfragt und ich habe überlegt, warum ich die Panikattacke hatte. Nicht er war das Problem, sondern dass er mir meine Angst vor der Welt gezeigt hat.

Ich hasse mich so. Ich mache meinen Traumberuf. Mein Hobby ist mein Beruf. Dazu bei dem Team, bei dem ich schon immer sein wollte, in dem mein Onkel sein wollte. Da wo mein Vater mich sah, mein Bruder mich bewundert und doch- trotz alldem, hasse ich mich und meinen Charakter.

Ich schaute zur Therapeutin.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 25, 2021 ⏰

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