*Kapitel 5

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"Wenn der Krieg vorbei ist, wird Hashirama für den Frieden sorgen. Ich verspreche es dir. Mein Bruder ist dumm und naiv, aber er glaubt an das was er sagt."
Verwirrt sah ich ihn an.
Träumer waren die Verlierer des Krieges.
Sie lebten in ihrer eigenen Welt.
Ich gehörte zu diesen Verlierern.
"Weist du, dass Träumer die Gewinner zwischen Leid und Tränen sind?"
Ich traute meinen Ohren nicht.
"Sie haben den Mut, an etwas anderes zu glauben. Anstatt noch im hier und jetzt zu leben, denken Sie schon voller Zuversicht an das Morgen und an Besserung, während wir anderen uns nur auf Blut und Gewalt konzentrieren können."
Mit starrer Miene blickte er nach vorn.
Staunend sah ich zu ihm auf. Noch nie hatte man mich für meine Träumereien gut geredet!
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Ich fühlte mich seltsam ausgeruht, als ich am nächsten Morgen aufwachte.
Der Traum an meine Erinnerung verblasste, doch ich war von anderen Gefühlen gefüllt, hatte Tobiramas einfühlsame Worte längst vergessen.
So nachdenklich kannte ich den Weißhaarigen gar nicht.
Kasu lag neben mir.
Es dauerte nicht lange, da wusste ich wieder, dass ich mit ihm auf der Wiese eingeschlafen war, neben Tobirama.
Langsam richtete ich mich auf, um das Kind nicht auf zu wecken und schlich mich aus meinem Zimmer.
Ich trug noch die Kleidung von gestern.
Sie war verrutscht und zerknittert, weswegen ich sie wieder zurecht zupfte und durch die Gänge lief.
"Suchst du jemanden?", fragte Mito, die plötzlich vor mir stand.
"Eine Lösung."
Sie sah mich zerknirscht an und zog mich in ihr Zimmer.

"Glaub mir, ich fand das damals mit der Verlobung auch alles andere, als eine gute Idee, aber ich mag Hashirama. Warum solltest du nicht Tobirama mögen können?"
Ich starrte sie einen Moment einfach nur verdutzt an, bis ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
"Wer sagt, dass ich ihn nicht mag? Ich kann ihn sehr gut leiden, Mito, besser als jeden anderen hier im Dorf. Aber ich entscheide eben lieber selbst über mein Leben. Verbindung schön und gut, aber es wird den Uchiha Clan nicht aufhalten einen weiteren Krieg auszulösen, dass weißt du doch auch."
Sie nickte und sah bedrückt zu Boden.
"Ich muss nach Hause. Madara und ich sind nicht gerade versöhnlich auseinander gegangen."
Sofort hob sie wieder den Kopf und sah mich ungläubig an.
"Sag mir bitte nicht, dass er der Grund ist, warum du Tobirama ablehnst."
Ich schenkte ihr ein schiefes Lächeln.
"Du solltest lieber nichts fragen, worauf du keine Antwort willst."
Sie wirkte fassungslos, wir sie mich mit ihren roten großen Augen und dem leicht geöffnetem Mund anstarrte.
Ich konnte ihr nicht erklären, was zwischen Madara und mir vorgefallen war. Sie würde ihm die Ohren lang ziehen wollen und Madara ist kein kleiner Junge, bei dem das möglich war.
"Du kannst doch nicht-!"
Um ihr zu signalisieren das es genug war, hob ich abwehrend die Hand.
"Ich kann nicht darüber reden. Pass für mich auf Kasu auf", bat ich sie, bevor ich das Haus verließ. Ich lief direkt in Ashina hinein, der vor der Tür stand.
"Ai, er wird dich nicht mehr gehen lassen, wenn du jetzt zu ihm gehst."
Er kannte mich von allen immer noch am Besten.
"Du solltest dich für eine Seite entscheiden!"
Ich drückte mich an ihm vorbei.
"Du zwingst mich, mich zwischen drei Seiten zu entscheiden, obwohl du doch willst, dass ich sie alle drei vereine!"
Das machte doch alles keinen Sinn!
Ich brachte mich mit meinem Jutsu der Teleportation in die Nähe des Vorortes.
Wenigstens zu etwas war mein Sharingan nützlich, auch wenn ich mich schwer damit tat.
Als ich vor dem Eingang stand, wartete Madara bereits auf mich und sah mich aus gleichgültigen Augen an.
"Hast du dich entschieden?"
"Das willst du doch sicher nicht hier bereden, wo zu viele Ohren und Augen sind." Im Schatten sah ich ein paar neugierige Gestalten und rote Augen aufblitzen. Madara drehte sich wortlos um und schlug einen anderen Weg ein. Er führte mich ein Stück vom Vorort weg, zu einem tiefen Wasserfall.

Wir waren allein, soweit ich das beurteilen konnte.
"Damals war ich noch beeindruckt von dir. Du warst voller Leidenschaft. Ein großer Mann, der mir versprach Gerechtigkeit zu schaffen. Was ist daraus geworden, Madara?"
"Meine Ziele sind noch immer dieselben. Es dürstet mich nicht nach Krieg." Er blickte ins Meer hinaus und ich sah ihn von der Seite an. Je öfter wir uns begegneten, desto erschöpfter sah er aus. "Deine Leidenschaft ist aber vom Hass geleitet, nicht so wie früher. Das ist wohl die Bürde eines Uchiha. Wir verfallen schnell dem Hass, ausgelöst durch das erlöschen unserer Liebe."
Aus dem Augenwinkel sah er mich an.
"Blut ist eine tiefere Bindung als deine Freundschaft zu den Senju."
Nun verstand ich endlich.
Er beharrte immer noch darauf, mich zur Frau zu nehmen und hoffte darauf, dass diese Ehe funktionieren würde.
Allerdings war ich so selbstsüchtig, dass ich mein Glück nicht für das Wohl der Anderen aufgeben konnte. Es musste doch eine andere Lösung geben, als mich in eine nicht erfüllende Ehe zu stürzen! Sowohl Madara als auch ich würden darunter leiden und das konnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren.
Dafür war mir der Trotzkopf immer noch zu wichtig.
"Du hast vergessen, dass der Uzumaki Clan mit den Senjus verwandt ist. In mir sind sogesehen drei Clans, also funktioniert deine Philosophie nicht."
Er wandte sich von der Skyline ab und drehte sich zu mir um.
"Die Senjus sind anders, als du denkst. Du müsstest das doch wissen, als Hashiramas Freund." Er sah mich durch zusammen gekniffene Augen an.
Er war verärgert, aber er musste doch irgendwo erkennen, dass ich Recht hatte, oder nicht?
"Einer muss nachgeben. Ihr könnt nicht immer wieder einen Tod mit einem anderen gleichsetzen, dadurch entsteht Krieg. Izuna ist nicht mehr da, aber dein Clan schon. Ich bin auch noch da", appellierte ich an das bisschen, ihm verbliebene, Vernunft.

Er schnaubte verächtlich.
Vielleicht hätte ich nicht von der Geschichte anfangen sollen, wenn ich nur wenig informiert war. Allerdings dachte ich, dass er Hashirama trotz allem wie einen Bruder mochte. Vielleicht lag ich mit meinen Vermutungen falsch.
"Du musst damit aufhören. Mein Vater ist tot und ich habe keinen Gedanken an Rache verschwendet. Du wolltest doch mit Hashirama Konoha aufbauen und führen, was ist daraus geworden? Willst du alles in den Wind setzen, weil Izuna dem Krieg zum Opfer gefallen ist?"
Blitzschnell lag seine Hand um meine Kehle und er schob mich an den Rand der Klippe.
"Das waren bloß die Wünsche eines Träumers, der seinen Bruder beschützen wollte. Das hat sich geändert, als er gestorben ist! Es war Tobirama, der ihn auf dem Gewissen hat!"
So sicher war ich mir da nicht.
Madara liebte Izuna, über alles, jedoch strebte er auch nach Macht. Als er mit Izunas Augen zu uns zurück kam, wusste niemand so recht, ob er seinem Bruder nicht schlussendlich selbst den Rest gegeben hat, um an seine Augen zu kommen.
"Glaubst du wirklich, mein Tod wird dir etwas nützen?"
Er sah mich nur finster an. War es ihm etwa egal?
Ich hielt mich an seiner Hand fest, als ich immer mehr über der Klippe hing.
In meiner Angst aktivierte ich mein Mangekyou Sharingan.
Er tat es mir gleich, doch wir schafften es beide nicht den anderen in ein Genjutsu zu versetzen.
"Ich wollte doch nur eine Welt, in der mein Bruder, du und ich in Frieden leben könnten. In einer Welt in der es nur um Macht und Besitz geht, wird es niemals Frieden geben."
Er musste endlich über den Tod seines Bruders hinweg kommen, andernfalls würde sein Leben einen unglücklichen Weg einschlagen, da war ich mir sicher!
"Tobirama, du gibst ihm die Schuld? Es geht immer nur um Izuna! Du hast Angst, er wird den Clan vernichten. Wäre dein Bruder noch am leben, würdest du sicher anders handeln. Dein Hass blendet dich, merkst du es denn nicht?"
"Vielleicht ist es den Menschen möglich, in Einklang zu leben, wenn alle in einem Genjutsu gefangen wären. Niemand könnte noch an Gewalt denken."
Meine Füße berührten kaum noch den Boden, als er mich weiter nach vorn schob. Das konnte er doch nicht ernst meinen!
Allmählich ging mir die Luft aus und ich versuchte seinen Griff um meinen Hals zu lösen. Ich musste mir leider eingestehen, dass Madara viel stärker war als ich.
"Die Steintafeln in unserem Versteck, du kennst sie und hast sie gelesen. Allein das ewige Tsukuyomi wird die Welt vor dem Untergang bewahren!"
Ich bekam kaum noch Luft, war fassungslos.
"Ich werde das Dorf verlassen. Aber der Hass wird bleiben, Ai. Das verspreche ich dir, als Oberhaupt unseres Clans. Du wirst auch bald Schmerz erfahren und dann wirst du verstehen, warum man den Senjus nicht vertrauen sollte."
Ich wollte schlucken, doch die Hand um meinen Hals drückte fester zu.
Das Atmen fiel mir schwerer.
Mein Hals schmerzte.
"Tobirama ... und ich, wir sollen... heiraten. Uchiha und Senju. Na... wie... findest du das?", stachelte ich ihn noch mehr an und bekam einen entsetzten Blick.
"Ist das wahr?", fragte er und setzte mich wieder auf festem Boden ab.
Ich hustete, doch das taube Gefühl verging nicht.
"Wer will das?"
"Wenn ich mir ansehe, wie es dich schockt, dann will ich es. Wach endlich auf!"
Er fasste sich an die Stirn und schüttelte den Kopf.
"Er wird dein Tod!"
"Bis gerade eben dachte ich eigentlich, dass du mein Tod wirst. Kannst du nicht endlich deinen Hass vergessen?"
Er lachte freudlos.
"Hast du vergessen, von wem wir abstammen? Indras Hass liegt in jedem von uns. Du bist nur getrübt von dem Erbe der Uzumaki!"
Es war zum verzweifeln.
Hass hier. Hass da.
Alles drehte sich nur noch um Hass.
Wo war die Liebe, die wir von allen Clans am intensivsten verspüren sollten?
"Mein Vater war ein friedvoller Mensch. Vor seinem Tod sagte er, dass ich nicht dem Hass verfallen soll. Egal wie schlimm das Leben wird, es gibt immer einen anderen Weg und den habe ich gewählt. Ich will nicht kämpfen. Es wurde genug Blut vergossen und unser Clan ist schuld daran. Madara, ich wähle den Frieden, auch wenn ich sterben sollte. Entweder du tötest mich, oder du gehst deinen eigenen Weg!", sagte ich fest entschlossen und sah ihm mit festem Blick entgegen.
"Dein Vater war feige. Mehr nicht."
Ich lächelte ihn an.
"Dann bin ich gern ein Feigling, so wie er. Dann muss ich nicht mit Reue von der Welt Abschied nehmen. Ich kann damit leben!"
"Glaub nicht, dass ich es akzeptiere. Ein Uchiha und ein Senju. Das ist absurd." Er lief an mir vorbei, während ich noch an Ort und Stelle blieb. So wie ich ihn gehen sah, erinnerte er mich an meinen Vater.
In manchen Dingen waren sie sich ähnlich, wäre er nicht so vom Hass geblendet.

Zwischen Liebe und Hass (Tobirama X OC Naruto Shippuden) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt