Kapitel 7

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Als ich aufwachte, war der Wald dunkel.
>>Habe ich geträumt?<<
In Gedanken lachte ich bereits darüber, vom Waisen der sechs Pfade geträumt zu haben. >>Warum habe ich ihn mir mit Hörnern vorgestellt?<< Mit dem Kopf schüttelnd rappelte ich mich auf und stützte mich auf meinen selbst geschnitzten Stab. Ich sah den Hang hinauf und seufzte wehmütig. Lust hatte ich keine, die Anhöhe wieder hinauf zu klettern.

Als ich mich umdrehte, spürte ich einen Luftsog an mir vorbei ziehen. Sofort blieb ich stehen und sah langsam über meine Schulter.
"Wie fühlt es sich an, von Müdigkeit verzehrt zu werden?", fragte eine seltsame schwarze Gestalt und grinste mich an. Sie sah aus wie ein Schatten.
Mein Herz schlug viel zu schnell und raubte mir den Atem.
"Ich kenne dich!"
Viel mehr war es sein Chakra, das ich wiedererkannte. Es war dunkel und triefte vor Hass und Böswillen.
"Das Rinnegan ist eine mächtige Waffe. Viel zu wertvoll für jemanden wie dich."
Er streckte seine Hand nach meinem Gesicht aus. Ehe ich über mein Handeln nachdachte, hob ich meine Hand und sorgte dafür, dass die Gestalt weg geschleudert wurde. Als wäre eine Druckwelle von meinem Körper ausgegangen.
Ich zögerte nicht, dass Jutsu der Teleportation anzuwenden und erwischte mich dabei, wie ich einen Steinpfosten auf dem Turm des Hokage umwarf.

Keuchend stolperte ich zurück und landete auf meinem Hosenboden. Das es so gut klappen würde, hätte ich nicht gedacht und dabei missachtete ich die Steinsäule, die nun zur Seite gekippt, an den Felswall angelehnt, hängen blieb.
Etwas musste sich geändert haben.
Wieder spürte ich einen Windhauch an mir vorbei ziehen. Es war nicht nötig für mich, mich umzudrehen. Tobiramas unverkennbarer Duft nach Minze lag in der Luft.
"Du bist wieder da", sagte er, als wäre ich nur ein paar Tage fort gewesen. Die Tatsache, dass er irgendwie erleichtert klang, überraschte mich jedoch.
"Das missfällt dir, aber ich musste herkommen." Ich vernahm sein typisches sonorisches Brummen und drehte mich um.
Er sah mich aus geschockten Augen an.
"Diese Augen..."
Also war es doch kein Traum gewesen, wie ich vermutete. Es war seltsam, dass diese Tatsache mich nicht sonderlich beunruhigte oder überraschte.
"Ich sagte nie, du sollst gehen", sagte er dann, als er sich wieder gefasst hat.
"Du hast es mir gezeigt."
Er kniff seine schönen roten Augen zusammen und bedachte mich mit strenger Miene. Zwischen seinen Augen bildete sich eine ausdrucksstarke Falte, als er mich so widerspenstig ansah.
"Wer verfolgt dich?"
Seine Augen wanderten durch die Gegend, auf der Suche nach meinem Verfolger.
"Er ist fort. Vorerst wird er sich wohl nicht mehr blicken lassen."
Er verschränkte die Arme vor der Brust.
"Komm!", sagte er in befehlerischem Ton und ich folgte ihm überrascht. Er klang nicht so genervt wie sonst. Diese Tatsache machte mich stutzig. Hatte Tobirama ausnahmsweise mal gute Laune?

Ich dachte, dass er mich zum Haupthaus führen würde, doch er brachte mich zu einem Haus im Viertel der Senju, das ihm selbst gehörte. Seltsamerweise bevorzugte er die Gegenwart seines Bruders, weswegen er eher selten in seinem eigenen Haus aufzufinden war.
Er führte mich in das Wohnzimmer, wo er sich auf den Boden setzte.
"Woher hast du diese Augen?", fragte er, nachdem ich ihm gegenüber saß. Ich fing an von Hagoromo zu erzählen, der mich darum bat, den ewigen Krieg zwischen Senju und Uchiha mit dem Rinnegan zu beenden, denn das Rinnegan konnte zum Schöpfer machen. Trotzdem klärte ich ihn darüber auf, dass das Rinnegan auch zerstören konnte.
Ich wollte ihm nichts vorenthalten, denn er und Hashirama sollten mir helfen, wie auch immer ich das bei Tobirama schaffen wollte.
Eine Weile strafte Tobirama mich mit Schweigen. Er überlegte sicher, ob ich nun doch komplett den Verstand verloren habe.
"Unter anderen Umständen hätte ich dir nicht geglaubt, doch du hast das Rinnegan erweckt."
Ich fing an, eine meiner roten Strähnen mit meinem rechten Zeigefinger zu zwirbeln. Dieser Mann machte mich noch immer nervös, besonders wenn wir uns so nahe waren, noch dazu allein.
"Tobirama..."
Er zuckte kurz zusammen, als wäre er, für einen Moment, mit den Gedanken woanders gewesen.
"Ich habe so ein ungutes Gefühl."
Er nickte und sah zum Fenster hinaus.
"Madara wird wieder kommen und das sicher nicht, um wieder hier in Frieden zu leben."
Ich war dankbar. Tobirama verstand mich noch immer sehr gut und wusste, was in meinen Gedanken vor sich ging.
"Vielleicht hätte ich Madara die Illusion einer glücklichen Familie geben sollen, die er wollte. Dann müssten wir keine Angst haben, dass er Konoha zerstören wird."
Nachdenklich schloss der Senju seine Augen und schüttelte den Kopf.
"Es ist nur verständlich, dass du ihm das, was er so gern wollte, nicht geben konntest. Wenn dein Herz nicht dort ist, wo deine Gedanken sind."
"Ich denke ständig an Madara!"
Ein Lächeln huschte über seine blassen Lippen.
"Das mag stimmten, aber dein Herz hält an jemand anderem fest."
Augenblicklich schlug das Organ, das mich am Leben erhielt, schneller in meiner Brust um Blut in meine Venen zu pumpen.
Tobirama hatte mir soeben offenbart, dass er wusste, wen ich wirklich mochte, auch wenn ich es mir noch nicht selbst eingestanden hatte, weil ich nur zu gut wusste, dass zwischen uns Welten lagen.
Er wusste, dass er der Mann war, der mich Nachts nichts schlafen ließ und er schenkte mir ein überhebliches Grinsen! Natürlich wusste er, was für eine Wirkung er auf Frauen hatte, doch umso besser wusste er darum bescheid, wie er mir, mit nur einem Lächeln, den Kopf verdrehen konnte.
"Du solltest zu Kasu. Er schläft im Gästezimmer."
Ich riss die Augen auf.
Tobirama war sofort vergessen.
>>Kasu!<<
Meinen Bruder hatte ich komplett vergessen, doch nun konnte ich an nichts anderes mehr denken, als daran, wie es ihm ergangen war und wie viel ich von seiner Entwicklung verpasst hatte.

Zwischen Liebe und Hass (Tobirama X OC Naruto Shippuden) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt