4. Lord der Schatten

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Ich fuhr zu der Stimme hinter mir herum und blickte ihm direkt in die Augen. Seine Augen schwarz wie die Nacht, doch sie funkelten wie die Lichtpunkte am Himmel. Sein Oberkörper war muskulös und nur bedeckt von einem Langbogen den er über der linken Schulter trug.  Eine kurze eng anliegende Hose schmiegt sich an seine Beine. Daran befestigt ein Waffengurt, an welchem neben anderer glänzender Klingen auch mein eigenes Jagdmesser hing. Er überagte mich um eine halbe Kopflänge und um seinen ganzen Körper waberten Schatten die ihn zu verschlingen drohten. Eigentlich sollte ich Angst empfinden und schleunigst weglaufen. Doch fasziniert von seiner Aura bewegte ich mich keinen Millimeter und starrte ihn einfach nur an.

Ganz langsam, mit einer beinahe unnatürlichen Anmut legte er den Kopf schief und musterte mich eindringlich. In diesem Moment begriff ich in welcher Situation ich mich befand, dass er der jenige war der Toni angegriffen und mich verschleppt hatte. Ich drehte mich um und ergriff die Flucht. Ich rannte so schnell ich konnte, wich tief hängenden Ästen aus, sprang über einen kleinen Flusslauf als die faszinierende Fauna Sandaris an mir vorbei zog.

Als ich gerade der Meinung war, ich könnte in abgehängt haben, tauchte er wie aus dem Nichts vor mir auf und ich krachte direkt in ihn hinein. Er bewegte sich keinen Millimeter. Ich hingegen prallte von ihm ab, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen und knallte unsanft auf den Boden vor ihm. "Warum bist du weggerannt? Du törichtes Ding. Als ob du mir entkommen könntest. Du gehörst mir!" seine Augen verengten sich zu Schlitzen als er mit mir sprach und die Schatten die an seinen Körper gebunden waren, bauten sich zu einer bedrohlichen Wand auf. Er kam mit gezielten Schritten auf mich zu und ich hob abwehrend die Hand." Wer bist du? Was willst du von mir? Bitte lass mich gehen." flehte ich. Er hielt kurz inne und seine Miene wurde etwas weicher. "Mein Name ist Aranel. Ihr nennt unsere Art Schattengänger. Mehr hat dich nicht zu interessieren. Du solltest dankbar sein, dass ich dich am Leben gelassen habe." Mit diesen Worten griff er sich meine Hand und zog mich mit einem Ruck auf die Beine. Er holte mit der freien Hand eine Band hervor und begann erneut meine Hände zu fesseln. Noch bevor ich den Versuch unternahm, mich los zu reißen, sprach er gefährlich leise mit seiner dunklen Stimme "Wage es noch einmal einen Fluchtversuche zu unternehmen und ich werde dich auf der Stelle töten." Ich glaubte ihm und so ließ ich es zu wie er meine Hände erneut fesselte, sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und mich in kurzem Abstand einfach hinter sich her zog.

Ich versuchte mit ihm Schritt zu halten, wobei ich das ein oder andere Mal ins straucheln kam und auf die Knie viel. Er fuhr mich an, was für ein dummes Ding ich doch sei und zog mich weiter hinter sich her. Als ich schließlich zum dritten Male hinfiel, fuhr ich ihn an. "Erstens ich bin kein Ding, mein Name ist Fallon und zweitens, würde ich nicht ständig fallen, wenn der Abstand zwischen uns etwas größer wäre und ich so die Gelegenheit hätte, den Untergrund etwas besser zu sehen."

Kaum hatte ich es ausgesprochen, wusste ich, dass ich einen Fehler begangen hatte. Blitzschnell hatte er mich mit dem Rücken zu sich gedreht, an meiner Kehle spürte ich ein Messer und sein Gesicht war gefährlich nah an meinem. Bei seiner Berührung fuhr mir ein Schauer über den Rücken und eine seltsame Anziehung durchflutete meinen Körper. Eine Anziehung ein Band zu ihm. So schnell er bei mir gewesen war, war er auch schon wieder auf Abstand gegangen. Er schaute mich mit undurchdringlichen Blick an. 

"Wir werden hier rasten, ruh dich aus. Und denk nicht einmal daran abzuhauen. Meine Schatten werden dich beobachten." Mit diesen Worten legte er sich auf den Boden mit dem Blick zum Himmel. Ich stand wie angewurzelt da, wusste nicht genau, was gerade passiert war.

Schließlich ließ ich mich in dem kleinen Abstand zu ihm, den mir die Fesseln ermöglichten, nieder und betrachtete meine Umgebung. Verschiedenste Geräusche drängen an mein Ohr, von Kreaturen die durch das Dickicht kochen und nur darauf warteten das ich einschlief. Ich versuchte mich abzulenken und dachte über das merkwürdige Gefühl nach, was ich bei seiner Berührung gespürt hatte. Wie war sein Name doch gleich? Aranel. Ein schöner und doch ungewöhnlicher Name, den ich noch nie gehört hatte. Ich betrachtet ihn. Seine Haut schimmerte ungewöhnlich im Licht der Pflanzen. Wie als würde seine Haut aus hunderten glitzernden Steinen bestehen, die das Licht dunkel blitzen reflektieren. Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass seine wabernden Schatten die Ihn auch jetzt umgeben, einen schützenden Schild um uns bildeten.

Und so schlief ich letztlich erschöpft ein und fiel in einen unruhigen Schlaf.

Sandari - Mystery World Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt