III.

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Ich wollte keine Sekunde länger mit diesem unsensibelen Menschen in einem Raum sein. Aber was sollte ich tun? Verzweifelt sah ich in seine Richtung und schloss langsam meine Augen. Ich musste irgendwie versuchen einzuschlafen, was eigentlich nicht so schwer sein durfte, da mir immer wieder die Augen zu fielen.

Irgendetwas kitzelte mich in meiner Nase und ich musste niesen. Blinzelnd öffnete ich die Augen und sah mich verwirrt um. Wo war ich? Plötzlich fiel mir alles wieder ein und so sah ich mich suchend nach Bene um. Doch ich konnte ihn nirgends finden. Wo war er? Panisch hielt ich weiter nach ihm Ausschau. Auch, wenn er einer der unsensibelsten Menschen war, die mir bisher begegnet waren, wollte ich unter keinen Umständen alleine hier verweilen und wenn ich ehrlich war, fand ich ihn schon etwas toll. Aber was, wenn er einen Ausweg gefunden hatte, ohne mir Bescheid zu geben? Wütend und zugleich panisch, durchsuchte ich weiter den Raum. Ich sah in jede Ecke, hinter jede Kiste, einfach überall. Aber ich fand ihn einfach nicht. Tränen stiegen mir in die Augen und es gelang mir nicht lange, sie zurück zu halten. Keine Minute später rollten mir auch schon die ersten Tränen über die Wangen und ich zog schniefend die Nase hoch. Ich ließ mich zu Boden gleiten und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich fühlte mich vollkommen hilfslos. Was würde ich jetzt dafür geben, damit er wieder hier bei mir wäre? Einiges! Ich schluchtzte leise und machte mich noch kleiner, als sowieso schon.

"Hanna?", nahm ich plötzlich eine Stimme wahr.

Seine Stimme. Noch nie hatte ich mich so sehr über seine Anwesenheit gefreut.

"Bene", rief ich erfreut, sprang auf und lief auf ihn zu.

Als ich bei ihm ankam, umarmte ich ihn stürmisch und drückte ihn fest an mich. Ich konnte sein Erstaunen deutlich spüren, jedoch störte mich das in diesem Moment nicht. Ich war so dankbar, dass er hier war und ich nicht mehr alleine hier herum sitzen musste. Auch wenn ich das gestern noch anders gesehen hatte. Nachdem ich mich wieder von ihm gelöst hatte, sah er mich verwirrt an und zog fragend eine Augenbraue hoch. Doch ich schüttelte nur leicht den Kopf. Jetzt fiel mir auch ein, wo er gewesen sein musste. Nämlich auf der Toilette.

Die Stunden verstrichen sehr langsam. Doch Bene und ich warfen uns immer mal wieder Blicke zu, welche immer intensiver wurden. Seine Augen ließen mein Herz erweichen und schneller schlagen. Jedesmal, wenn wir uns ansahen, klopfte mein Herz um einiges schneller und mir wurde ganz warm ums Herz. Was dazu führte, dass ich den Blickkontakt abbrach.

Als es langsam Abend wurde, wurde mein Hunger so groß, dass mein Magen laut knurrte und man es vermutlich auch am anderen Ende des Raumes hören konnte.

"Ich hab so Hunger", jammerte ich und sah ihn verzweifelt an.

"Und was soll ich da jetzt machen?", gab er genervt von sich und funkelte mich mit wütenden Augen an.

"Idiot", sagte ich leise, doch laut genug, damit er es hören konnte.

"Zicke", erwiderte er trocken und rutschte noch weiter von mir weg.

Mittlerweile saß wieder jeder in einer anderen Ecke des Partyraums und hatte dem jeweiligen anderen den Rücken zugedreht.

Heute konnte ich einfach nicht einschlafen. Mein Hunger trieb mich in den Wahnsinn. Plötzlich erinnerte ich mich, dass der Raum auch eine kleine Küche enthielt. Warum war mir das nicht schon früher eingefallen? Vor allem, warum habe ich sie auch nicht wahrgenommen? Bin ich wirklich so blind? Oder machte mich die Liebe zu Junge blind? Erschrocken hielt ich den Atem an. Was hatte ich soeben gedacht? Liebe? Junge? Nein! Obwohl...irgendwie war er mir schon ziemlich wichtig geworden. Auch, wenn ich das gegenüber ihm niemals zugeben wollen würde.

Ich stand langsam auf und ging langsam zu der Küche, da Bene so aussah, als würde er schlafen und ich ihn nicht wecken wollte. Die Küche war sehr klein, hatte aber alles notwendige. Sie besaß einen Herd, sowie einen Ofen. Auch ein Kühlschrank, eine Spühlmaschine und eine Mikrowelle waren in der Küche vorhanden. Eilig riss ich den Kühlschrank auf, doch dort stand nur eine Packung Milch. Wer weiß, wie lange sie hier schon war. Trotzdem öffnete ich sie langsam und hob mir die Öffnung unter die Nase. Angewidert zog ich jedoch meine Nase wieder zurück. Doch der saure, sehr unangenehme Geruch blieb mir weiterhin in der Nase. Schnell suchte ich weiter nach etwas essbaren und versuchte den Gestank zu ignorieren. Außerdem waren noch ein paar Schränke eingebaut, welche helle, braune Türen hatten. Hoffnungsvoll machte ich die erste Tür auf und stieß erfreut einen spitzen Schrei aus. Hier lagen drei Packungen Kekse. Stinknormale Kekse, aber Hauptsache etwas zu Essen. Schnell holte ich sie heraus, stellte sie auf den Tisch, der in der Mitte stand, ab und durchforstete die restlichen Schränke. Ich fand noch einige Packungen Salzstangen und Salzbrezen, welche ich zusammen mit den Keksen in den Partyraum brachte. Schnell lief ich zu Bene und rüttelte ihn an den Schultern.

"Bene, aufwachen! Ich habe etwas zu Essen gefunden", rief ich und versuchte ihn aufzuwecken.

"Lass mich", knurrte er und drehte sich auf die andere Seite.

"Aber Bene, wir haben etwas zum Essen", versuchte ich es noch einmal.

Doch er reagierte nicht und so ging ich niedergeschlagen zu meinem Schlafplatz zurück.

Am nächsten Morgen wachte ich durch ein lautes Geräusch auf. Müde schlug ich meine schweren Augenlider auf und blinselte. Wage nahm ich die Umrisse Benes wahr, der irgendwelche Sachen in Kartons packte. Stimmt, das Aufräumen hatte ich total vergessen. Ich schlug mir mit der flachen Hand auf den Kopf und erhob mich. Langsam ging ich auf ihn zu. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er hatte mich noch nicht bemerkt. Nervös trat ich von einem Bein auf das andere und beobachtete jede seiner Bewegungen. Am liebsten würde ich ihn jetzt umarmen und ihn fest an mich drücken, doch das würde er sicher nicht zulassen.

"Hallo", murmelte ich leise und sah ihn schüchtern an.

Mein Beitrag zum Ideenzauber 2021Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt