Kapitel 8

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Elias steht nur da. Verarbeitet die Information, die er vor ein paar Minuten bekommen hat. Oder versucht es zumindest. Lou Schneider. Genau die Patientin, dessen Schicksal ihm ungewöhnlich nah geht, ist seine Tochter. Beim Blick auf die Blutwerte gerade eben hat er die extrem ähnlichen DNA-Werte gesehen. Er weiß, wie seine aussehen und hat fast keine Zweifel mehr. Doch was macht er denn jetzt? Lou kann sich nicht mehr an ihre Eltern erinnern und würde morgen ins Kinderheim kommen. Und dann wäre sie theoretisch aus seinem Leben verschwunden. Aber das will er nicht. Bevor er weiter nachdenken kann, klingelt sein Handy. Es ist Marc, der mit ihm zusammen Lou über das weitere Vorgehen aufklären möchte. Elias schluckt. Dann packt er sein Handy wieder in seine Kitteltasche und macht sich auf den Weg zu Lous Zimmer.

Dort wartet Marc schon auf ihn. Dieser will schon die Türklinke runter drücken, da stoppt Elias ihn. „Warten Sie!", ruft er. Verwundert schaut Marc Elias an. „Was ist denn?", fragt er. Elias stammelt erstmal vor sich hin und druckst etwas herum, aber schließlich erzählt er Marc von seinem Verdacht. Marc schaut sich ebenfalls die Blutwerte an und kommt auch zu dem Entschluss, dass Lou seine Tochter sein muss. Auch er steht für einige Minuten nur da und überlegt. Nach einer Weile betritt er dann mit Elias das Zimmer. Lou begrüßt beide lächelnd. Sie ist ein sehr positiver und offener Mensch, was Elias wirklich an ihr mag. Marc beendet nun seinen letzten Satz. Lous Gesicht, das sonst immer nur so vor Lebensfreude strahlt, entweicht die ganze Farbe. Sie richtet sich auf. Zittert am ganzen Körper. Blass sitzt sie da und schaut erschrocken in die Runde. Und dann fängt sie an zu weinen. Elias möchte sie in den Arm nehmen, traut sich aber nicht. Marc versucht irgendwie, sie zu beruhigen, aber nichts klappt. Er blickt hilfesuchend zu Elias. Dieser atmet tief durch, geht langsam zu Lou und umarmt sie. Erst ist sie etwas verwirrt, lässt ihn aber gewähren. Sanft drückt Elias sie an sich und streichelt ihr über den Rücken. Aus dem Weinen wird ein Schluchzen und sie wird immer ruhiger. Bis irgendwann nur noch gleichmäßige Atemzüge zu hören sind. Sie ist eingeschlafen. Elias legt sie zurück ins Bett. Daraufhin verlässt er mit Marc, der die ganze Zeit lächelnd und erstaunt zugesehen hat, den Raum.

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