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Als ich meine Arbeit in der Bibliothek endlich erledigt habe dämmert es bereits. Müde und schlecht gelaunt stapfe ich zurück zum Schülerwohnheim der ersten Klassen. Die Kopfschmerzen, die sich bereits heute Morgen angekündigt hatten, sind inzwischen unerträglich. Da haben die kreischenden Scharniere der Bücherwagen auch nicht geholfen.

Ich ziehe meinen Schülerausweis durch den Scanner und drücke die Tür auf, sobald das Feld grün aufleuchtet. Trotz der späten Stunde wimmelt es in den Aufenthaltsräumen nur so von Schülern. Keiner scheint mich zu bemerken. Ich halte den Kopf gesenkt und durchquere den großen Raum, der den Eingangsbereich bildet. Überall gibt es Sofas, Sessel und Tische. Außerdem eine Art Büffet, wo sich die Schüler Essen und Trinken hohlen können. Gelächter und Stimmengewirr hängen in der Luft.

Kurz bevor ich die Treppe erreiche, über die man in die Stockwerke des Mädchentrakts gelangt, stellt sich mir jemand in den Weg. Ich bleibe stehen hebe ärgerlich den Kopf und halte unwillkürlich die Luft an. Meine Intuition sagt mir, dass ich Ärger zu erwarten habe.

Katsuki Bakugo steht mit verschränkten Armen und zornsprühenden Augen vor mir. Anscheinend nimmt er mir die Geschehnisse heute Morgen immer noch übel. Innerlich verfluche ich mich selbst über meine Dummheit. Ich hätte besser aufpassen sollen, ihm aus dem Weg gehen oder am besten: ihn gar nicht erst beschimpfen sollen.

Super gemacht Gin. Einfach super.

Ich versuche die Anspannung abzuschütteln, doch es funktioniert nicht. Also lasse ich mir meine Unsicherheit nicht anmerken und erwidere seinen Blick stumm. Ich warte. Etwas, was mich von normalen Menschen meines Alters abhebt – außer natürlich das ich mich weigere die Haut von jemanden zu berühren und mein Quirk einzusetzen – ist die Tatsache, dass ich Geduld habe. Viel Geduld. Yima macht hin und wieder ihre Witze darüber, dass ich in Horrorfilmen immer überleben würde, weil ich mir einfach ein Versteck suchen und darin warten könnte, bis alle anderen tot und das Monster fort sind. Ohne Probleme. Ich lasse sie ihre Witze machen und lache mit ihr. Doch die Tatsache bleibt. Ich habe jede Menge Geduld und kann lange und ruhig warten, wenn es notwendig ist.

Die Tatsache, dass ich keine Anstalten mache auf sein Erscheinen zu reagieren, schein Aggressions-Blondie noch wütender zu machen. Langsam frage ich mich, ob es überhaupt irgendetwas gibt, was ihn nicht auf die Palme bringt. Wahrscheinlich eher nicht.

„Was ist Freak? Hast du deine Zunge verschluckt?!", knurrt er mich an.

Ich blinzle und lege leicht den Kopf schief. Ein paar Strähnen meines Ponys fallen mir in die Augen und ich streiche die schwarzen Fransen zurück.

„Was willst du Katsuki?", frage ich. Ich bin selbst erstaunt wie ruhig meine Stimme klingt. Nicht die leiseste Spur des Ärgers, der in meinem Inneren aufgeflammt ist, ist aus meinen Worten herauszuhören. Ich klinge einfach nur ... müde. Erschöpft. Beinahe gelangweilt.

„Ich will das du dich entschuldigst Freak!"

Inzwischen haben wir einige Aufmerksamkeit auf uns gezogen, was vor allem an der lauten und aggressiven Sprechweise meines Gegenübers liegt. Ich bin müde, schlecht gelaunt und habe Kopfschmerzen. Aber vor allem werde ich langsam richtig wütend.

„Nur, wenn du dich zuerst entschuldigst!", fauche ich.

Seine Augen sprühen keine Funken, aber doch beinahe.

„DU WIRST DICH ENTSCHULDIGEN!", brüllt er mich an. „ODER –"

„ODER was?", unterbreche ich ihn und funkle ihn wütend an. „Willst du mir drohen? Willst du mir Angst machen?" Jetzt lache ich auf. „Lass dir was Besseres einfallen! Ich habe keine Angst vor dir und deinen Aggressionsproblemen! Typen wie dich gibt es überall. Ihr fühlt euch wie etwas Besseres, als würdet ihr über den anderen stehen und denkt es wäre euer Recht jeden zu schikanieren, der euch nicht passt! Und weißt du was?!"

𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓𝐌𝐀𝐑𝐄 ~ Ich bin dein schlimmster Albtraum (DabixOC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt