Kapitel 2 - Jonathan Cristopher

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Kapitel 2 - Jonathan Cristopher
Wir hielten vor einem Spiegel. Vor einem Spiegel?  Gab es hier etwa noch ein Portal außer das bei Madame Dorothea? Oder waren wir womöglich sogar in Idris?
Mein Kopf explodierte fast vor Fragen. 
Valentin sah mich an. 
„Wir gehen zusammen durch das Portal“, entschied er. „Nur damit du nicht auf komische Ideen kommst.“ 
Ich nickte. Also war dies wirklich ein Portal. Der schnellste Weg zu Jonathan…

Ich zuckte zusammen, als sich zwei Hände sanft um meine Hüften schlossen und ich ganz nah an eine starke Brust gezogen wurde. Ich versuchte mich loszureißen, doch Valentin hielt mich fest und zog mich noch näher. 

„Was wird das? Wir wollten zusammen durch das Portal schon vergessen?“, hörte ich seine Stimme weich und verdammt nah an meinem Ohr. 
Ich lockerte mich und murmelte ein fast unverständliches „Ach ja…“  Er war mir trotzdem zu nah. Viel zu nah! 
„Wehe du denkst an irgendeinen Ort und wir landen im Niemandsland!“, warnte er mich, ehe er sich eilig mit sich durchs Portal zog. 
Verzweifelt versuchte ich einfach an gar nichts zu denken. Naja ich dachte auch an keinen Ort… ich dachte an eine spezielle Person. Die Person, die mich grade besitzergreifend und zärtlich an seine Brust zog. Valentin…
Jocelyn! Hör auf an so was zu denken! 
Aber er hatte bestimmt auch noch eine gute Seite… man musste sie nur hervorlocken. Ich kannte sie ja nur zu gut.
Ich merkte erst, dass wir schon längst durchs Portal gekommen waren, als Valentin mich losließ. Ich blickte mich um. Es war sehr dunkel hier. Eine Höhle? 
„Vater?“, hörte ich eine tiefe Stimme rufen.
Ängstlich drückte ich mich wieder an Valentin. '
Was würde Jonathan sagen? 
War er wirklich ein Ungeheuer? 
War er mir ähnlich? 
Würde er mich mögen?
Schon wieder dieses Fragenwirrwarr. Ich hasste es!  
„Ist doch alles Okay!“, sagte Valentin beruhigend und nutzte die Chance um seine Arme um mich zu schlingen. 
Ich hätte ihn jetzt angeschrien oder geohrfeigt, aber meine Aufmerksamkeit galt nur noch dem blonden Jungen, der vor uns erschien. Sein Blick wurde wütend. 
„Vater, wer ist das?“, wollte er mit zusammengekniffen Augen wissen.

Seine Hand schellte zu der Waffe in seinem Gürtel. Ich drückte mich stärker gegen Valentin. War dies etwa mein Sohn? Er hat rein gar nichts mehr von dem kleinen Kind, das ich einst in den Armen gehalten habe. Dieser Junge war das Ebenbild seines Vaters und er blickte mich verhasst an. Verhasst! Seine tiefschwarzen Augen strahlten eine seltsame Leere aus. Valentins Augen zeigten wenigstens den Hauch von Gefühlen, im Gegensatz zu seinen. Was hätte ich auch erwarten können? Schon als ich ihn das erste Mal im Arm hielt, hatte er nur Schwarze Löcher als Augen und hatte mich (sobald er konnte) geschlagen. 
Hilflos blickte ich Valentin an, dessen Blick war aber auf seinen Sohn gerichtet.
„Jonathan!“, ermahnte er ihn, „Steck die Waffe weg.“
Jonathan hielt in der Bewegung inne und gehorchte seinem Vater. Zum Glück! 
„Vater“, sagte er nachdem er mich aufs Sorgfälltigste betrachtet hatte. „Du hast meine Frage nicht beantwortet. Wer ist das?“ 
„Das, mein lieber Sohn, ist deine Mutter!“, erwiderte dieser und schob mich neben sich.
Ich schob meine Angst in eine Truhe und blickte meinem Sohn tapfer entgegen. Hatte der Trank irgendwelche Nebenwirkungen gehabt, die dem, der ihn einnimmt  Angst machten? Sonst hatte ich nie solche Angst gehabt… Ich war eigentlich immer tapfer gewesen.  
Der Hass in Jonathans Gesicht blieb. Es war ihm sowieso klar gewesen, wer ich war. Seltsamerweise verneigete er sich vor Valentin. 
„Vater, darf ich sie persönlich umbringen?“, fragte er.
Ich riss meine Augen auf und blickte ihn entgeistert an. Er hatte ihn gerade gefragt, ob er seine Mutter umbringen dürfe? Mich?
Auch Valentin hielt wohl – Zum Glück! – nicht viel von dieser Bitte, denn sofort brüllte er seinen Sohn an: „Jonathan Christopher! Wage es ja nicht noch einmal so etwas zu fragen! Ich will nie es nie wieder von dir hören! Verstanden?“ 
Nun war Jonathan an der Reihe seinen Vater entgeistert anzusehen. 
„Aber Vater… sie hat mich... uns im Stich gelassen, als ich ein Baby war! Und sie hat alles zunichte gemacht“, brachte er heraus. 
Ihn im Stich gelassen? Wovon redet er? Ich hätte ihn nie im Stich gelassen! 
Valentin gab ihm eine Ohrfeige.
„Wehe dir, wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst!“, knurrte Valentin.
Ich lächelte. Er hatte doch noch Gefühle! Ich bedeutete ihm noch was!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 01, 2015 ⏰

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