Kapitel 1 - Das Erwachen

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Kapitel 1 - Das Erwachen

Das Bett ist weich, war das Erste, was ich fühlte. Das Zweite war eine Endlose Entfernung. Als wäre ich irgendwo, in einer anderen Welt. Wie in einem Traum. Mein Kopf war dort, mein Körper nicht…

Dann hörte ich Stimmen - Nein. Eine Stimme. Eine wundervolle Stimme! Samtig, weich, liebevoll… Es war die Stimme, die ich einst liebte. 

Einst?“, flüsterten meine Gedanken. „Einst oder Immer noch?“ 

Einst. Natürlich liebte ich ihn nicht mehr. Er war ein grauenhaftes Ungeheuer! Genau wie mein Sohn. Jonathan. Dieser stechende Schmerz, der mich, immer wenn ich an ihn denke oder seinen Namen höre packte, ergriff mich wieder. Mein ganzes Herz brannte. Wieso passierte dies selbst mit Trank? War dies ein Traum?

Wenn ich die Augen nicht schon geschlossen hätte, würde ich sie jetzt schließen. Ich musste mein Kopf frei machen. 

Immer noch in Valentin verliebt? Das ich nicht lache. Niemals!

Plötzlich hörte ich seine Stimme wieder, scheinbar weit entfernt, aber doch auf irgendeine Weise nah.

„Jocelyn!“, sagte er, „Wach doch endlich auf. Willst du nicht wissen was mit unserem Sohn ist? Jonathan Christopher.“ 

Jonathan. Eigentlich sollte es weh tun, diesen Namen zu hören, doch ich war seltsamerweise viel zu sehr auf seine Stimme konzentriert.

„Er ist talentiert. Ein wahrer Schattenjäger! Wie es sein sollte… ich habe ihn gut ausgebildet! Genauso wie seinen Bruder.“ 

Bruder? 

„Du solltest ihn sehen. Wir können wieder zusammen in unser altes Haus ziehen. Jonathan, du, ich… und Clarissa. So hieß deine Tochter doch, oder?“

Ja! Mein Herz pochte. Hoffentlich war sie in Sicherheit! Valentins Stimme kam näher und wurde plötzlich wild, unkontrolliert, wütend.

„Wenn sie Lucians Tochter ist, schwöre ich, ich bringe ihn um! Ich hätte es längst tun sollen. Er wollte dich mir schon immer wegnehmen. So etwas nannte sich einmal einen Freund?“

Seine Stimme kam noch einen Schritt näher. 

Der Trank hatte nicht gereicht! Diese Erkenntnis kam mir, als ich seine Stimme plötzlich nicht mehr leise und fern, sondern klar und deutlich hörte. Nicht nur diese sondern auch seine Schritte. Ich hörte wie er wild im Raum umherlief.  

Langsam spürte ich meinen Körper auch wieder. Meine Finger konnte ich leicht bewegen und meine Zehen… Sie fühlten sich an als wäre sie eingerostet. Als ich meine Hände leicht bewegte, realisierte ich, dass etwas um meinen Arm lag. Eine Fessel? 

Langsam wagte ich es die Augen kurz zu öffnen. Ich lag in einem Raum, der in etwa so aussah wie ein Krankenzimmer. Meine Hände und Füßen waren, wie schon erwartet mit silbernen Fesseln an ein riesiges Bett gefesselt. 

Vorsichtig wanderte mein Blick zu ihm. Er stand am Fenster und blickte mit leerem Blick hinaus. Ich betrachtet ihn.

„Schön, dass du wach bist“, sagte er auf einmal und drehte sich zu mir um.

Meine lächerlichen Versuche schnell die Augen wieder zu schließen und mich “schlafend“ zu stellen misslangen natürlich.

Ich weiß, dass du wach bist“, spottete er sofort und stellte sich an das Bett. 

Ich unterdrückte ein Seufzen und öffnete die Augen wieder. 

„Was willst du von mir?“

„Unter anderem den Kelch der Engel“, antwortete er belustigt und strich mir eine meiner roten Strähnen aus dem Gesicht. Wenn ich nicht gefesselt wäre, hätte ich seine Hand weggeschlagen. Glaube ich… 

Anymore? - Fanfiction zu den Chroniken der UnterweltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt