Kein Vertrauen

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Aniana Pov:

Es war bereits der nächste Morgen, denn am Abend zuvor hatten wir nur Tony und Nebula versorgt, bevor wir alle schlafen gingen. Es war ein anstrengender Tag und die beiden brauchten ihre Ruhe. Außerdem lernten wir Carol kennen, die blonde fremde Frau, die unseren Freund nach Hause brachte.

Inzwischen hatten wir uns alle wieder im Besprechungszimmer versammelt. Tony saß mit Zugängen im Körper auf einem Rollstuhl, da er die letzten zweiundzwanzig Tage im Weltall verbracht hatte und eindeutig geschwächt war.

In der Mitte des Raumes zählte das Programm die Verluste, welche uns durch Hologramme angezeigt wurden. 
Nach und nach wurden sie allesamt aufgelistet. Ob Bucky, Sam oder ein gewisser Dr. Stephen Strange, mit dem wohl Tony gekämpft hatte. Von Dr. Erik Selvig, Wanda Maximoff, Scott Lang und seine Freundin Hope van Dyne oder ihr Vater Henry Pym, bis hin zu Peter Parker aka Spiderman, Shuri, T'Challa und Nick Fury. Sie alle wurden uns angezeigt. Sie alle waren Opfer unseres Versagens.

Tony hatte uns grob und oberflächlich seine Begegnung mit Thanos geschildert. Von der Bekanntschaft mit diesem Dr. Strange und den Guardians, zu denen wohl auch Nebula in irgendeiner Art und Weise gehörte.

"Es ist 23 Tage her, dass Thanos auf die Erde gekommen ist." informierte Rhodey alle Anwesenden erneut über die Geschehnisse.

"Die Regierungen der Welt... sind zerschlagen. Die Teile die noch funktionieren, zählen die Verluste und offenbar hat er... Er hat genau das getan was er angekündigt hatte. Thanos hat... fünfzig Prozent aller Lebewesen ausgelöscht." übernahm Natasha das Wort und wurde zum Ende hin immer betrübter.

"Wo ist er jetzt? Wo?" mischte sich Stark ein und blickte abwartend in die Runde.

"Wissen wir nicht. Er hat ein Portal geöffnet und ist verschwunden." verneinte Steve bloß und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Tischkante.

"Was ist n' mit ihm los?" fragte der braunhaarige weiter nach und zeigte auf den Donnergott, welcher nur mit wütender Miene still da saß und vor sich hin starrte.

"Ist schwer angepisst. Denkt er hätte versagt. Und klar hat er ja auch, aber... da ist er ja wohl nicht der einzige, hm?" bemerkte Rocket noch immer niedergeschlagen und hockte wie schon die ganze Zeit über nur lustlos an der Wand.

"Ganz ehrlich, bis zu dieser Sekunde dachte ich du wärst n' Plüschtier." Erstaunt blickte Stark zum Waschbären, zeigte schon fast anklagend auf ihn.

"Vielleicht ist es so." zuckte Rocket bloß desinteressiert mit den Schultern.

"Wir suchen Thanos mittlerweile seit drei Wochen. Mit Weltraumscans und... Satelliten, aber ohne Erfolg." schüttelte Steve leicht den Kopf, bevor er sich wieder gänzlich an Tony wandte und ihn auffordernd ansah.

"Du hast gegen ihn gekämpft."

"Wer sagt das? Gekämpft eher nicht. Nein, er hat mir einen Mond um die Ohren gehauen, während der Bleeker Street Zauberer einfach alles verschenkt hat. So war das. Es war kein Kampf, weil er... unbesiegbar ist." schoss dieser sofort zurück.

"Okay." Der blonde Soldat hob beschwichtigend seine Hand, er hatte verstanden worauf Tony hinaus wollte.

"Gab es irgendwelche Hinweise? Koordinaten, irgendwas?" fragte der blonde weiter nach, in der Hoffnung es gäbe irgendeinen neuen Anhaltspunkt. Doch alles was Tony tat, war zu verneinen und das auf eine veralbernde Art und Weise, als er begann komische Geräusche zu machen.

"Ich hab's vor ein paar Jahren kommen sehen. Hatte ne Vision, ich wollt's nicht glauben. Dachte, ich würd träumen." murmelte er weiter vor sich hin.

"Tony, ich brauch deine Aufmerksamkeit." versuchte Steve die Konzentration des Milliardärs wieder auf das Gespräch zu lenken, da er anscheinend mit seinen Gedanken abdriftete.

"Und ich hätte dich gebraucht. Vergangenheitsform. Das toppt, was du brauchst. Es ist zu spät, Kumpel. Tschuldige." Angesprochener roch an seinem Essen und verzog dabei das Gesicht.

"Brauchen tu ich jetzt..." Tony schlug aufgebracht seine Essenschale weg. "Nur noch ne Rasur." Er stand so gut es ging vom Stuhl auf und wandte sich dabei weiterhin an Steve.

"Äh, und ich meine, ich hätt's gesagt... jahrelang." Der braunhaarige entfernte seine Zugänge und schien sich mit jeder Sekunde mehr aufzuregen, was ihm eindeutig nicht gut tat.

"Tony, Tony. Tony!" Rhodey versucht ihn aufzuhalten, doch wurde komplett ignoriert. Stark sprach einfach weiter, redete sich immer mehr in Rage.

"Euch und den nicht Anwesenden, dass das was wir brauchen, ein Schutzwall um die ganze Welt ist. Wisst ihr das noch? Ob es unsere kostbare Freiheit nun einschränkt oder nicht, aber gebraucht hätten wir genau das!" warf er uns vor.

"Nur hat das nicht funktioniert, nicht wahr?" entgegnete Steve sogleich.

"Ich sagte, wir werden verlieren. Und du sagtest, dann tun wir das auch gemeinsam. Und weißt du was, Cap? Wir haben verloren. Und du warst nicht da... Aber so machen wir das, oder? Wir handeln erst hinterher, denn wir sind ja Avengers. Wir sind Avengers! Nicht Pre-vengers. Richtig?" sprach Tony auch zu uns anderen mit einem vorwurfsvollen Unterton in der Stimme, während er von Rhodey gestützt wurde. Dieser versuchte noch immer ihn zu beruhigen, was jedoch kläglich scheiterte.

"Okay, wir haben es verstanden. Jetzt setz dich hin, ja?"

"Okay. Nein, nein ich wollte noch sagen, sie ist übrigens toll." Der Milliardär zeigte auf Carol Danvers, so hatte sie sich uns zumindest vorgestellt.

"Wir brauchen dich. Frisches Blut. Wir müden alten Esel. Ich hab NICHTS für dich, Cap. Keine Koordinaten, keine Hinweise, keine Strategien, keine Optionen. Null Komma gar nichts. Und kein Vertrauen. Du Lügner." Tony stand dicht vor Steve, nahm seinen Reaktor von der Brust und drückte ihn in die Hand des Blonden.

"Hier, nimm das. Wenn du ihn findest, steck das an. Und geh in Deckung." Mit diesen Worten brach Stark plötzlich zusammen und blieb auf dem Boden sitzen. Mit schnellen Schritten hatten wir uns um ihn versammelt, um ihm aufzuhelfen.

"Tony!" Rhodey stützte ihn erneut und wollte ihm helfen, doch schubste der braunhaarige ihn bloß weg.

"Mir geht's gut. Lass mich." winkte er ab, doch in dem Moment klappte er vollkommen zusammen und kippte bewusstlos um. 

Decisions (Steve Rogers FF / Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt