Kapitel 2

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Ich erwachte, da überall im Haus laute Stimmen zu hören waren.
Ich stand langsam auf und wechselte mein Nachtgewand gegen ein schlichtes Kleid. Dann verließ ich mein Zimmer und lief die große Treppe hinunter. Meine Schwester kam mir entgegen und musterte mich kurz mit einem leicht abfälligenden Blick. Ich ignorierte es einfach und sah sie erwartungsvoll an.
,,Die Kleider sind fertig, komm wir sollen sie anprobieren!", sagte sie schließlich. Ich folgte ihr also in einen Raum. Es befanden sich drei neue Kleider darin, das meiner Mutter, da sie uns zum Ball begleiten wird, das Kleid meiner Schwester und meins. Ich betrachtete sie sorgfältig und als ich näher an mein Ballkleid herantrat strich ich mit meiner Hand über den Samt, es fühlte sich wundervoll an. Eine unserer Zofen entkleidete mich in einer Kabine und half mir dann in mein Kleid. Sie schnürte das Korsett sehr eng zu, sodass mir für einen Moment kurz die Luft weg blieb und ich die Idee vom vielen Essen wohl verwerfen musste. Ich trug zu dem Ballkleid noch grüne Schuhe und für das Aussehen wurde mir noch ein Collier aus Smaragden um den Hals gelegt und dazu passende Ohrringe. Mein Gesicht wurde noch kurz gepudert und ich trat aus meiner Kabine heraus und sah sogleich meine Schwester in ihrem lila Kleid, sie starrte mich ebenfalls an, doch sagte kein Wort. Die Baroness hatte ihr Kleid ebenfalls anprobiert und wir drei schauten uns in einem großen Spiegel an.

Um ehrlich zu sein fand ich mein Kleid wunderschön und freute mich desshalb umso mehr auf den Ball am nächsten Tag.

. . .

Heute war der Tag gekommen und ich war überrascht wie aufgeregt ich doch war, obwohl ich mir oft genug gesagt hatte, dass es ein Ball wie jeder andere war.
Wir trugen wieder unsere Kleider, als wir das Schloss verließen um in die Kutsche zu steigen, die bereits auf uns wartete. Die Kutsche wurde von zwei prachtvollen Schimmeln gezogen, die ruhig standen und auf ihr Startsignal warteten.
Ich stieg als Erste in die Kutsche, die daraufhin leicht hin und her schwankte. Ich setzte mich an das Fenster und schaute nach draußen während meine Mutter und meine Schwester Platz nahmen.
,,Meine Lieben, ihr müsst euch geschickt anstellen! Wenn ihr mit einem der Prinzen tanzen wollt. Ihr dürft nicht zaghaft sein, wenn es sein muss, dann drängelt eins dieser Mädchen weg.", forderte unsere Mutter uns auf, wobei sie eher meine Schwester ansah. Meine Schwester war die bessere Baroness und sie würde wollen, dass einer der Prinzen sie heiratet und nicht mich. Ich stand schon immer im Schatten meiner tollen Schwester.
Die Kutsche hatte sich auf ein Zeichen in Bewegung gesetzt und holperte nun über die Straßen Asgards in Richtung Palast. Ich bewunderte die Leute und die Landschaft durch das Fenster und hörte gar nicht mehr zu, was für Tipps und Tricks Mutter meiner Schwester zuflüsterte.
Nach einer langen Kutschfahrt, erschien der Palast vor uns. Er wirkte noch größer und prächtiger, als ich ihn mir vorgestellt hatte und mir blieb der Mund offen stehen.
Wachen öffneten uns das Tor und die Kutsche fuhr einen Weg entlang bis vor die Stufen des Palasts. Ein junger Mann öffnete die Kutschentür und meine Mutter und Schwester stiegen hintereinander aus danach folgte ich. Ein roter Teppich war die Stufen des Palasts hinuntergelegt, die wir nun empor stiegen. Die Kutsche wurde weg gefahren, da eine nächste näher kam. Vor der riesigen Eingangstür standen vier Wachen, die mit vereinten Kräften die riesige Tür aufzogen. Wir traten ein und die Tür wurde hinter uns wieder geschlossen.

Ich war einmal hier, als ich noch jünger war, doch ich konnte mich nicht daran erinnern, dass es hier so schön gewesen war. Wir wurden anschließend in den riesigen Ballsaal geleitet, wo sich bereits ein paar Frauen und Mädchen, aber auch junge Männer, die auf der Suche nach einer Frau waren versammelt hatten. Von einem Podest hoch oben erklang leise Musik und ich vermutete dort ein Orchester. Am Ende des Ballsaals waren vier Stühle, auf denen Odin und seine Frau saßen, sowie rechts von ihm seine beiden Söhne Thor und Loki. Ich hatte viel über die Königsfamilie aus den Büchern der Bibliothek gelesen, aber hatte sie bisher noch nie alle zusammen gesehen.
Die beiden Söhne hatten eine grimmige und emotionslose Miene aufgesetzt und starrten jede Person an, wie als würden sie jede studieren wollen.
Ich bemerkte, dass eine lange Tafel aufgebaut wurde, auf der Essen und Leckereien aufgetürmt wurden und schongleich gesellten sich die ersten dorthin. Es waren immernoch nicht alle anwesend, desshalb vernahm man Gespräche und es wurde noch nicht getanzt. Ich bemerkte, wie wir einige Blicke auf uns zogen, als wir uns unter die Leute mischten.

Nach einiger Zeit füllte sich der Saal mehr und mehr und irgendwann stand Odin auf und hielt eine Rede. Er erzählte, dass er Bräute für seine Söhne aussuchen werde, aber wir sollten trotzdem den Ball genießen. Ich schaute unauffällig zu den Brüdern hinüber, die nun gezwungen wurden aufzustehen und mit irgendwelchen Mädchen zu tanzen. Das Orchester begann zu spielen und es wurde Aufstellung angenommen. Meine Mutter hatte sich an den Rand gestellt, da sie nicht hier war um zu tanzen. Ich blickte meinem Gegenüber in die Augen, dieser lächelte mir nervös zu und ich schenkte ihm ebenfalls ein kleines Lächeln. Zu der Musik bewegten wir uns und drehten uns im Kreis, alle waren synchron, jeder konnte diesen Tanz auswendig. Gerade führte mein Gegenüber mich mit der Hand ein paar Schritte in die eine Richtung, dann folgte eine Drehung, anschließend gab es einen Partnerwechsel. Ich stand nun einem Mann gegenüber, den ich als einen der Freunde von Thor identifizieren konnte. Er schaute mich von unten bis oben an und biss sich auf die Lippe. Dann lächelte er dreckig.
Was für ein Wiederling!
Ich schaute mich suchend nach meiner Schwester um und hoffte, dass sie mehr Glück hatte als ich bei meinem Partner und dann entdeckte ich sie tatsächlich tanzend mit einem der Königssöhne. Er hatte schwarze, nach hinten gekämmte lange Haare. Loki.
Gerade griff er sachte nach ihrer Hüfte, als mein Partner dasselbe tat nur viel grober, dabei zog er mich noch etwas an sich heran. Ich schaute mich erneut nach meiner Schwester um, die strahlend mit Loki nun direkt neben mir tanzte. Kurz hob dieser seinen Kopf und unsere Blicke trafen sich, in meinem Bauch kribbelt es dabei komisch, doch ich ignorierte es. Als mir mein Tanzpartner immer näher kam, stieß ich mich mit Gewalt von ihm weg, da er mich in einem festen Griff gepackt hatte. Ich stolperte rückwärts, doch dann passierte es: Ich stieß mit einer Person zusammen, diese konnte sich abfangen, doch ich taumelte und fiel. Dabei ruderte ich mit den Armen, der Boden kam immer näher. Doch plötzlich spürte ich eine Hand an meinem Rücken, die meinen Sturz abfing. Sie hielt mich fest, aber es war nicht unangenehm. Seine Haut war kalt und die Kälte sickerte durch den dünnen Stoff und kühlte meinen Rücken, was auf wundersame Weise sogar angenehm war. Anschließend nahm er mit seiner anderen Hand meine eigene und hielt diese fest, während mich der Mann wieder auf die Füße zog. Ich schaute zum ersten Mal hoch und blickte direkt in die grünen Augen des jungen Mannes, der mich aufgefangen hatte. Es war Loki, er hatte meine Schwester stehengelassen um mich vor einer Blamage zu bewahren. Loki starrte mich an, aber sein Blick war so sanft und ein kleines Lächeln schlich sich auf seine so perfekt geformten Lippen. Ich wusste nicht, wie lange wir schon so da standen, aber mir war bewusst, dass uns jeder anstarrte. Doch ich blickte ihm weiterhin in die Augen, die mich irgendwie verzauberten, als er dann langsam seine Hand von meinem Rücken nahm. Und plötzlich überkam mich eine Hitzewelle, die mich komplett überrollte. Er trat einen Schritt zurück, ohne den Augenkontakt abzubrechen. Er hielt noch immer meine Hand, auf die er einen sanften Kuss hauchte und sich dann elegant verbeugte. Mir stieg die Röte ins Gesicht und ich empfand ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Er ließ meine Hand los und ich verharrte kurz in dieser Position, bevor ich meine Hand sinken ließ. Loki drehte sich auf dem Absatz um und schritt davon, aber nicht ohne mir noch einmal sein bezauberndes Lächeln zu schenken.

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Tut mir leid, dass es Verspätung hatte, ich lade direkt noch eins hoch :)

Loki - forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt