Kapitel 48

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Es vergingen Tage, vielleicht auch Wochen. Nichts änderte sich und ich lebte weiterhin in dem Palast der Königsfamilie. Loki hatte zwar ein gutes Wort für mich eingelegt, sodass ich bleiben durfte, doch er mied mich mal wieder. Es schien nicht, als hätte ich für ihn noch irgend einen Wert, oder einen Sinn. Ich fühlte mich benutzt und hintergangen. Er hatte mir Aufmerksamkeit geschenkt und mich vor einiger Zeit einfach unerwartet geküsst. Es war wohl so verlockend gewesen sich seinem Vater zuwider zu setzen und mit mir zu spielen. Danach wurde ich fallen gelassen. Doch ich kann es ihm nicht einmal verübeln, da ich nicht die Frau sein würde, die er heiraten musste. Ich hatte mich angreifbar gemacht und Loki hatte es ausgenutzt. Ich hatte mich selbst in diese Situation gebracht und musste nun sehen, wie ich mich auch allein wieder raus brachte. Der Prinz hatte mit Erfolg mit meinen Gefühlen gespielt und ich vermutete ich war auch nicht die Erste die auf ihn reingefallen war. Leider ließ es mich nicht kalt, weshalb ich auch den ganzen Tag über ihn nachdachte. Oft vergaß ich zu Mittag zu essen, da ich in meinem Zimmer saß und für Stunden aus dem Fenster starrte. Meine einzige Aktivität am Tag war das Kampftraining, bei dem ich tatsächlich schneller als erwartet Fortschritte machte.
Doch das ständige Nachdenken über Loki und wie es jetzt wohl mit mir weiter gehen würde machte mich verrückt. Der Odinson hatte definitiv Gefühle in mir erweckt, die sich nicht so einfach beeinflussen ließen. Ich hoffte nur jeden Tag aufs Neue, dass ich Loki nicht schon zu arg verfallen war in dieser kurzen Zeit. Doch an jedem Tag, an dem ich ihn nicht zu Gesicht bekam sehnte sich ein Teil in mir immer mehr nach ihm.
Schnell verbannte ich diese Gedanken aus meinem Kopf. Ich saß auf meinem Fensterbrett und starrte wie gewöhnlich nach draußen. Auf meinem Schoß ruhte ein aufgeschlagenes Buch, welches ich heute angefangen hatte zu lesen. Mir war langweilig und ich fand keine Ablenkung.

Wie gerufen klopfte es an meiner Tür und ich schreckte hoch.
,,Herein", sagte ich sofort und sah erwartungsfreudig zur Tür. Sie ging auf und Nora spähte zur Tür herein.
,,Störe ich?", fragte sie vorsichtig.
,,Nein absolut nicht", antwortete ich ihr lächelnd. Doch sie kam nicht herein, sondern blieb an der Schwelle stehen.
,,Ich wollte nur fragen, ob du mit in die Stadt kommen möchtest?", erkundigte sich Eleanora und sah mich fast schon flehend an.
,,Ich weiß nicht", antwortete ich ihr unsicher.
,,Natürlich willst du mit", entschied meine Freundin für mich. Daraufhin trat sie in mein Zimmer ein, kam schnurstracks auf mich zu und nahm meine Hand, bevor ich es mir noch anders überlegen konnte.

Auf dem Weg nach draußen trafen wir auf Thor. Nora hakte sich bei ihm unter und zu dritt setzten wir unseren Weg fort. Ich freute mich, dass Thor ebenfalls mitkam, er würde bestimmt für gute Laune sorgen. Hoffentlich brachten mich die beiden auf andere Gedanken und lenkten mich ein wenig ab.

Wir erreichten eine Kutsche, die für uns bereit gestellt war. Eleanora hatte wohl schon vorher alles abgeklärt.
Wir stiegen ein, doch die Kutsche fuhr nicht los.
,,Was ist los? Warten wir noch auf jemanden?", überlegte ich laut. Doch schon im nächsten Moment wurde mir die Frage beantwortet. Die Tür ging auf und Loki gefolgt von Lamalia stiegen in die Kutsche ein. Danach fing die Kutsche an sich vorwärts zu bewegen.
Verwirrt sah ich Nora an, welche neben mir saß.
,,Oh, hatte ich das nicht erwähnt?", erwiderte sie. Ich sah sie böse an und schüttelte langsam den Kopf. ,,Es tut mir leid, aber er hatte so nett gefragt", verteidigte sie sich leise. Ich gab mich geschlagen und sah auf meine Hände in meinem Schoß, die ich unruhig knetete. Ich spürte wie Loki mich anstarrte. Konnte er nicht einfach aufhören mich zu quälen. Ich wollte ihm zeigen, dass es mir nichts ausmachte, ich wollte ihm beweisen, dass seine Bemühungen mich eifersüchtig zu machen nichts bewirken würden und ich würde Loki und Lamalia einfach ignorieren da es mich nichts anging. All dies wollte ich ihm zeigen, doch es war schwerer als gedacht. Dennoch schaute ich auf und sah in die Augen meines Gegenübers. Sein Gesichtsausdruck schlug in Überraschung um, was mir für einen Moment ein genugtuendes Gefühl verschaffte. Jedoch verschwand dieses sofort, als sich ein leichtes Lächeln um seine Lippen abspielte, was mich verunsichern ließ. Ich schaute ausweichend zu Nora, die neben mir saß. ,,Wann sind wir da?", fragte ich aus Ungeduld. Ich wollte nicht noch länger in Lokis Nähe sein, wenn Lamalia an seinem Arm hing.
,,In ein paar Minuten", antwortete mir dann jedoch Thor. Ich nickte nur, ohne dass er es hätte sehen können. Wir hatten uns zu dritt in die Bank gezwengt, während Loki und Lamalia es sich gegenüber von uns gemütlich gemacht hatten. Ich setzte mich zurecht und strich mein Kleid glatt, damit meine Hände eine Beschäftigung hatten. Ich sah zu Eleanora und kurz danach wieder aus dem Fenster. Ich betrachtete die Straßen, Häuser und die Menschen, die eilig vorbeigingen.

Ich versuchte mich abzulenken, jedoch vergaß ich nicht den Blick, den mir Loki zugeworfen hatte. Die ganze, weitere Fahrt ließ mich der Gedanke nicht los und ich träumte vor mich hin.

,,Arya kommst du?", fragte mich Eleanora und riss mich aus meiner Trance. Ich lächelte nur entschuldigend und stieg als letzte aus der Kutsche. Ich ging meiner Freundin hinterher und wir schlenderten zu fünft die breiten Gassen entlang. Lamalia hakte sich bei Loki unter, dieser schien nichts dagegen einwenden zu wollen, was mich verwunderte. Er hatte sich bis vor einigen Tagen noch stur dagegen gewehrt, doch nun schien er sich seinem Schicksal ergeben zu haben. Also musste ich auch meins akzeptieren. Ich würde für den Rest meines Lebens weiterhin im Schatten meiner Schwester stehen. Es war schwer für mich es einfach hinzunehmen, doch was hatte ich schon für eine Wahl.

Unbeteiligt ging ich hinter den anderen her. Wir besuchten ein paar Schmuckläden und Loki kaufte Lamalia eine Halskette. Thor konnte nicht an sich halten und musste es seinem Bruder natürlich gleich tun. Mir entging nicht das Funkeln in den Augen meiner Freundin, als sie ihr Geschenk betrachtete und Thor stürmisch in die Arme fiel. Währenddessen versuchte meine Schwester Lokis Aufmerksamkeit zu erlangen, jedoch hatte er sich Thor zugewandt und beachtete sie nicht. Sie zog an seinem Ärmel und wollte ihm etwas zuflüstern, darauf hob er abwehrend die Hand.
,,Jetzt nicht Lamalia!", zischte der Prinz und sie zuckte zurück. Sie schaute beleidigt und verschränkte die Arme. Fast könnte sie mir leid tun.

,,Jetzt müssen wir aber etwas für Aryana kaufen", rief Eleanora und hakte sich bei mir unter. Dann sahen wir zu den beiden Prinzen, die ihre Unterhaltung abbrachen. Thor nickte nur und beide kamen in unsere Richtung. Die Konversation mit seinem Bruder schien wohl beendet. Doch Loki war da anderer Meinung, er sah uns böse an und sein Blick blieb besonders lang an mir hängen.
,,Ist das nötig?", hörte ich Loki zu Thor flüstern. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und drehte meinen Kopf zu Nora, diese sah mich ebenfalls irritiert an.

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Wir besuchten noch einige weitere Läden und Nora kaufte mir und sich ein Armband.
,,Freundschaftsarmbänder", sagte sie, als sie mir das Kettchen anlegte.
,,Das ist sehr lieb von dir, vielen Dank", ließ ich sie wissen und umarmte sie daraufhin kurz.
Ich ignorierte ebenfalls Lokis komische Seitenblicke. Dabei versuchte ich alles was er tat nicht persönlich zu nehmen und mir einzureden, dass er nur einen schlechten Tag hatte.

Wir aßen zusammen das erste Mal außerhalb des Palasts zu Mittag und ich betrachtete währenddessen das rege Treiben auf den Straßen von Asgard.
Ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt uns kennenzulernen, ohne diesen Druck der Hochzeit. Es machte alles so viel komplizierter. Oft stellte ich mir vor, wie wir uns unter normalen Umständen kennengelernt hätten. Manchmal wünschte ich mir eine gewöhnliche Bürgerin zu sein und nicht dazu verpflichtet einen Adligen zu heiraten.

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Es tut mir sehr leid, dass seit 2 Monaten kein Kapitel mehr kam. Ich hoffe das hier ist trotzdem zufriedenstellend.

Loki - forever yoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt