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Zufrieden legte meine Mutter das Handy auf den Tisch und lächelte mich an. "Ich habe gerade mit John telefoniert" erzählte sie mir lächelnd. Ich blickte von meinem Buch auf und hob eine Augenbraue. "Das freut mich für dich. Wenn du mir damit irgendwas mitteilen möchtest, muss ich dich enttäuschen, dann ich habe keine Ahnung, was du bezwecken willst." Mamas schallendes Lachen erfüllte den Raum und steckte, gegen meinen Willen, auch mich an. "John ist ein alter Freund von mir. Er ist der Besitzer der Ranch, auf der ich früher reiten gelernt habe." "Ich erinnere mich. Horseland." Ich schmunzelte. Mama redete oft von ihrer Zeit in Amerika. Meistens von ihren wilden Abenteuern auf der Sagen umwobenen Ranch Horseland. Naja, meistens schwärmt sie von ihrer Jugend dort. Es war auch schon manchmal der Name John in diesem Zusammenhang gefallen. "Genau" riss mich Mutter aus meinen Gedanken. "Du meintest doch, dass du noch nicht weißt, was du jetzt, da du dein Abitur hast, machen sollst. Und weil ich weiß, dass du nicht sofort studieren möchtest, habe ich mit John geredet und organisiert, dass du für ein Jahr zu ihm und seiner Familie auf die Ranch kannst." Fassungslos schaute ich meine Mutter an. "Du kannst sogar Gamble mitnehmen" versuchte sie mich weiter zu begeistern. In meinem Kopf drehte sich alles. Hatte sie gerade gesagt, ich sollte nach Horseland gehen? Für ein ganzes Jahr? "Also... hast du das schon abgemacht, oder ist das nur eine Idee?" fragte ich in der Hoffnung, es wäre nur wieder einer ihrer Ideen. "Also wenn du möchtest, kannst du nächste Woche in den Flieger steigen und nach Amerika fliegen. Glaub mir, es wird super werden. Dort sind so viele Leute in deinem Alter, mit denen du Spaß haben kannst. Und bestimmt gibt es auch viele Leute, die dir mit Gamble helfen. Johns Sohn ist 16 und sein Neffe, welcher auch dort wohnt, ist 18, genauso wie du und dazu noch ein super Westernreiter." Ich schwieg. Mama wusste, dass ich super unsicher war, was meine Reitfähigkeiten und Gamble, meinen Wallach, anging. Ich blickte sie an. Sie lächelte und stand auf. Mit einem Schritt war sie bei mir und setzte sich neben nich. Sie zog mich in eine Unarmung und strich über meinen Kopf. "Ich weiß was gerade in dir vorgeht, aber das ist deine Chance neue Leute kennenzulernen. Und ich weiß, dass du eine tolle Reiterin bist und Gamble, auch wenn er schwierig ist, ein tolles Pferd ist." Ich blickte ihr in die Augen. "Ich komme ja doch nicht drum herum" teilte ich meiner Mutter mit. Diese sprang vor Freude von dem Sofa und lief in die Küche. "Schatz, sie fährt. Sie fährt!" Ich hörte meinen Vater lachen. Ich liebte es, wenn Mama sich so freute. Und wie Papa mit dieser liebevollen Belustigung darauf reagierte. Ich ließ mich in die Polster sinken. In meinem Kopf malte ich mir schon jetzt alle Szenarien aus, in denen ich kläglich scheitern könnte. Und direkt zweifelte ich an meiner Entscheidung. Mama kam wieder ins Wohnzimmer und fing an, darüber zu reden, was wir alles noch vorbereiten mussten. Ich hörte nur mit einem Ohr zu und dennoch, wusste ich am Ende des Tages genau, was ich machen musste. Ich setzte mich in unser Auto und fuhr an den See, der ganz in der Nähe unseres Hauses lag. Dort angekommen konnte ich auch schon die Silhouetten meiner Freunde erkennen, die vor der untergehenden Sonne am See saßen. Mit einem Lächeln auf den Lippen ging ich auf sie zu. Ich setzte mich neben Julia und wurde direkt von allen begrüßt. Und dann fing ich an zu erzählen. Ich erzählte ihnen von meiner Vorfreude und von meinen Ängsten und zusammen schafften sie es, dass ich mich freute, nach Amerika zu gehen. Den restlichen Abend dachten wir uns Geschichten über die Leute auf der Ranch aus und was ich alles erleben könnte. Mitten in der Nacht fiehl ich mit einem eigentlich guten Gefühl ins Bett.

Eine Woche später
"Bist du dir sicher, dass du alles hast? Auch deine Zahnbürste und deinen Schlafanzug" rief meine Mutter von unten, als ich meinen letzten Koffer aus meinem Zimmer holte. "Beruhig dich Schatz. Selbst wenn sie etwas vergessen hat, ist sie ja nicht vom Rest der Welt abgeschnitten. Auch in Amerika gibt es Supermärkte" beruhigte sie mein Vater. Ich lächelte. Die Woche war viel zu schnell vergangen und schon war es so weit. Ich würde nach Amerika fliegen. Gamble war schon am Flughafen und würde voraussichtlich kurz nach mir in Amerika landen. Er tat mir Leid. Wie es wohl für ein Pferd sein musste, 12 Stunden in einem Flugzeug zu stehen. Darüber machte ich mir schon die ganze Zeit Gedanken, doch meine Eltern meinten, dass er damit kein Problem haben werde. Ich glaubte ihnen, etwas anderes konnte ich auch nicht wirklich machen. Ich wollte ja auch, dass Gamble mit mir in Amerika war. "Süße, wir müssen langsam los" ertönte Mamas Stimme von unten. Ich verdrängte meine Gedanken und schleppte meinen letzten Koffer nach unten. In Gedanken ging ich nochmal alles durch, was ich gepackt hatte, während Papa die letzten Sachen im Kofferraum verstaute. Ich schnappte mir noch meinen Rucksack und setzte much dann ins Auto. Ein letzter Blick auf unser Haus und dann fuhren wir auch schon los. Bis wir am Flughafen ankamen schaute ich Abwechselnd aus dem Fenster oder auf die Uhr. Ich war lange nicht mehr so aufgeregt gewesen. "Nur noch fünf Minuten" teilte Mama mir mit und meine Aufregung stieg ins Unermessliche. Auf einemal bekam ich das Gefühl mich übergeben zu müssen und presste mir die Hand auf den Mund. "An Papas Sitz müsste eine Kotztüte sein" sagte Mama und ich musste lachen. Sie wusste meistens genau wie es mir ging. Ich würde meine Eltern vermissen. Ich würde es vermissen, wie sie mir immer raten konnten, was zu tun war und dass sie immer wussten, wie sie mich wieder aufbauen konnten. Ich blickte aus dem Fenster und sah, dass wir schon in einem Parkhaus waren. Mein Vater parte in der ersten Parklücke und wir stiegen aus. Mir stieg der Geruch von Dreck und Abgasen in die Nase und mir wurde schon wieder schlecht. Reiß dich zusammen dachte ich mir und half meinem Vater, die Koffer auszuräumen, während meine Mutter einen Kofferwagen holte. Zusammen liefen wir zu meinem Schalter und ich gab mein Gepäck auf. Dann begann das Warten. Nach einer halben Ewigkeit konnte ich endlich das Flugzeug besteigen. Ich verabschiedete mich unter Tränen von meinen Eltern und begab mich ins Flugzeug. Ich verstaute mein Handgepäck und setzte mich auf meinen Sitz. Irgendwann hob das Flugzeug ab. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Das Pferd auf dem Bild ist übrigens Gamble

Cowgirls Love Drama (Horseland ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt