chapter 1 - bohemian rhapsody

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»Baby I'm from New York
Concrete jungle where dreams are made of
There's nothing you can't do«

𝙚𝙢𝙥𝙞𝙧𝙚 𝙨𝙩𝙖𝙩𝙚 𝙤𝙛 𝙢𝙞𝙣𝙙 𝘣𝘺 𝙖𝙡𝙞𝙘𝙞𝙖 𝙠𝙚𝙮𝙨 


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DER REGEN trommelte unbarmherzig gegen die Fenster und wäre es in diesem Moment hell gewesen, hätte man gesehen, wie die grauen Wolken die noch graueren Hochhäuser der Upper East Side in eine trübe Suppe tauchten. Die Nachtlichter Manhattans ließen die einzelnen Tropfen wie kleine Perlen auf der Scheibe funkeln, die sich immer wieder zu neuen, größeren Gebilden zusammenschlossen, ehe sie in wildgewordenen Schlieren in die Tiefe absackten. Gepackt von der unausweichlichen Macht der Erdanziehungskraft.

Juniper beobachtete den Regen nur für einen Augenblick. Gerade lange genug, um abzuwägen, ob sie wirklich keinen Schirm brauchen würde. Wäre sie in diesem Moment nicht so konzentriert und vollständig unter dem Einfluss von Adrenalin gewesen, hätte sie sich vielleicht länger dafür Zeit genommen. Eigentlich liebte sie dieses Mistwetter. Besonders, wenn sie dabei im Wohnzimmer sitzen und über dessen ungehinderten Ausblick auf die 86th Street in Yorkville das Treiben am Boden beobachten konnte. Wie die Leute weit unter dem New Yorker Apartment mit mehr oder weniger farbenfrohen Schirmen über die Gehwege an den gelben Taxis vorbeihuschten, um schnellstmöglich an ihr Ziel zu kommen. Wie eine Armee aus durcheinanderwirbelnden Punkten.

Für diesen Moment war es gut, dass ihr eigenes Zimmer keine Sicht auf die Straße bot. Lediglich auf den Hinterhof und die graue Rückfassade des Hauses, das zur 87th Street gehörte. Keine stillen Beobachter, von denen es selbst bei Nacht noch genug auf Manhattans Straßen gab und die nicht unbedingt sehen mussten, wie eine junge Frau einen waghalsigen Stunt hinlegte.

Mit angehaltener Luft schob Juniper das Fenster nach oben, von dem ihr Vater noch immer dachte, es ließe sich nur einen Spalt öffnen. Ihr war es schon seit einer guten Weile gelungen, diesen »Spalt« so weit auszudehnen, dass sie hindurchpasste. Nicht zu leugnen, dass ihr dabei ihre schmächtige Statur etwas zugutekam. Trotzdem musste sie sich anstrengen, kein Geräusch zu machen, während sie sich langsam nach draußen hangelte, um auf die Plattform der Feuertreppe zu kommen. Diese lag zwar nicht genau vor ihrem Zimmer, aber nah genug, um von ihrem Fenstersims über einen kleinen Hauswandvorsprung hinüberzuklettern. Ein nicht gerade ungefährliches Unterfangen, wenn man bedachte, dass sich das Apartment im achten Stock des etwas in die Jahre gekommenen Gebäudes an der 86th Street befand. Und dazu kam natürlich noch der Regen, der jede Festhaltemöglichkeit mehr als glitschig machte.

Erst, nachdem Juniper das metallene Geländer überwunden und mit beiden Füßen fest auf dem Gitter der Plattform stand, konnte sie richtig durchatmen und einen letzten Blick hinüber zu ihrem Zimmerfenster werfen. Nach wie vor war dieses einen Spalt aufgeschoben, doch nichts als Dunkelheit und Stille drang daraus hervor. Ihr Vater schien also nichts mitbekommen zu haben. Gut so.

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