Es ist nicht lustig drei Mal die Woche zu sterben, aber was sein muss, muss sein.
Eine Kurzgeschichte über einen Seokjin, der regelmäßig an den Hafen fährt, um dort zu verreckten, und einen Jungkook, der nur schlafen kann, wenn er Seokjin beim Sterb...
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┌───────────┐ d r e i IRGENDWO IM KLEINGEDRUCKTEN 𓆤 └───────────┘
„Das Leben auf dem Mond oder wohl eher die theoretische, praktisch nicht anwendbare Vorstellung davon, ist durch und durch ein Auf und Ab der Gefühle. Denn unser hauptsächlich aus Aluminium und Kalzium basierender Gesteins-Freund hat es in sich.
Das beginnt schon damit, dass er auf der Tagseite, alias die, die von der Sonne beschienen wird, auf der Oberfläche satte 130 Grad Celsius heiß wird, während er auf der gegenüberliegenden Seite bis zu minus 160 Grad abkühlt. Da reicht der geklaute Pullover aus dem Schrank des Freundes nicht mehr, um sich warmzuhalten. Schon gar nicht, weil unser lieber Freund unglaubliche 29.5 Tage braucht, um sich einmal um sich selbst zu drehen. 29.5 Tage! Da is' ja meine Großmutter mit ihrem Rollator schneller unterwegs."
Seokjin schnaubt belustigt und biegt nach links ab. Er hat spontan beschlossen, anstelle eines Hörbuchs einen Podcast über den Mond zu hören. Bis jetzt bereut er es nicht. Wobei das Sterben unschön werden könnte, wenn er während dem Ersticken lachen muss.
„Also braucht unserer weißer Kumpel ganze zwei Wochen, bis er von scheiße-heiß zu arsch-fucking-kalt wechselt. Unschön, meine Freunde, unschön. Und wir haben noch nicht einmal über die Atmosphäre gesprochen, die da herrscht. Richtig dünn ist die. Sie besteht aus Neon, Helium, Wasserstoff und Argon und würde man sie unter irdischen Bedingungen in einen Würfel quetschen – also die gesamte Mondatmosphäre so komprimieren, dass sie zu einem Würfel Erdatmosphäre wird – hätte dieser eine Kantenlänge von gerade mal 64 Metern. Richtig erbärmlich."
Seokjin versucht sich 64 Meter vorzustellen. Einer der Lagerhallen, in der er arbeitet, ist 100 Meter lang. Wenn er dort auf einer Seite steht, kann er die andere problemlos erblicken. Die Mondatmosphäre ist definitiv schwach.
Seokjin setzt den Blinker und biegt in die Hafenstraße ein. Wie jeden Donnerstagabend ist sie leer.
„Unter diesen erbärmlichen Umständen können keine Schallwellen übertragen werden. Das heißt, meine Freunde, kein Sound. Das Gute: eure Mütter können euch nicht mehr wegen einer dreckigen Küche die Hölle heiß machen. Das Schlechte: ihr werdet nie wieder das Fine Lines Album von Harry Styles hören. Schlechter Deal, wenn ihr mich fragt. Wolken und Wind gibt es by the way auch nicht. Da ist zu viel Nichts. Die können gar nicht entstehen."
Seokjin erwartet einen Witz über Sturmfrisuren, wird jedoch von ein paar langweiligen Fakten enttäuscht. Entfernung zur Erde: 384'400 km. Die Oberfläche in Quadratkilometern: 37'932'330.
Die Straßenbeleuchtung wird schwächer, je näher Seokjin dem Umschlagplatz kommt. Aber da er den Umschlagplatz besser als seinen eigenen Vorgarten kennt, spielt das keine Rolle. Wie immer fährt er direkt in die Mitte, vor den Poller und neben die einzige Straßenlaterne weit und breit. Es ist ein ruhiger Tag heute. Obwohl Wind in der Erdatmosphäre existiert, weht keiner. Auch das Wasser ist verdächtig still.
