Content Warnung: grafische Beschreibung vom Tod/Sterben und Panikattacken geschrieben in dritter Person.
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BIENEN-SOLOSEX
2. Auflage
└───────────┘Es ist nicht lustig, jeden dritten Tag zu sterben, aber was sein muss, muss sein.
Wie jeden Sonntag fährt Seokjin mit einer Packung Pom-Bär Chips und zwei Dosen Bier an den Hafen. Er hat ein Hörspiel über die Fortpflanzung von Bienen aufgelegt und trommelt in regelmäßigem Takt auf das Lenkrad seines Fords. Letzteres tut er unbewusst. In einem präzisen Staccato schlägt er abwechselnd mit dem linken und rechten Zeigefinger auf und untermalt die ausführliche Erklärung der Jungferngeburten von Bienen. Seokjin hat bislang nicht gewusst, dass Bienen sich fortpflanzen können, ohne dafür Sex zu haben. Beziehungsweise das Bienen-Äquivalent für Sex. Aber es muss praktisch sein. Wenn Männer für den Erhalt der Gesellschaft überflüssig wären, gäbe es einige Dinge, die sich einfacher gestalten ließen. Das Aufräumen von Fußballstadien zum Beispiel. Oder das Schließen von Puffs. Am wohl wichtigsten aber Seokjins Ausflüge zum Hafen – denn wenn er gar nicht erst existieren würde, müsste er nicht dreimal die Woche sterben.
Die Nacht ist stickig. Eine penetrante Schwüle hängt in der Luft und wie jedes Jahr im August, hat man stets einen Film Schweiß im Nacken sitzen. Seokjin hat deswegen die Klimaanlage seines Fords auf höchster Stufe gestellt und alle Fenster geschlossen. Dadurch entsteht im Auto ein herbstliches Microklima, für das Seokjin einen Strickpulli braucht.
Seokjin fährt Richtung Hafen. Er muss dabei nicht nachdenken, denn seine Routine bleibt immer gleich: Er parkt den Ford auf dem leeren Umschlagplatz, stellt den Motor aus, trinkt eines der Biere, knabbert an den Chips, hört sich das Hörspiel zu Ende und stirbt dann. Zu keine Zeitpunkt verlässt er das Mikroklima seines Autos. Dann fährt er nach Hause und lebt sein Leben weiter.
Zumindest so der Plan. Denn heute kommt alles anders.
Seokjin biegt mit den Gedanken bei Bienen-Solosex in die Hafenstraße ein. Hier hinten gibt es kaum Beleuchtung. Das liegt daran, dass der Umschlagplatz vor gut zehn Jahren stillgelegt wurde. Sie haben einen größeren gebaut, um mehr Profit zu machen. Das Einzige, was hier jetzt noch umgeladen wird, sind illegale Badeentchen und Medikamente aus Amerika.
Gerade als der Hörspielsprecher davon spricht, dass männliche Bienen im Frühsommer aufgezogen werden, erreicht Seokjin seine Destination. Der ehemalige Hauptumschlagplatz ist knapp hundert Quadratmeter groß – beziehungsweise klein – und wird von allen Seiten von Containern und Schiffspollern umrandet. Schiffe gibt es hier keine mehr und alles macht einen leicht lädierten Eindruck.
Wie immer fährt Seokjin in die Mitte des Platzes zum Plateau-Rand. So hat er einerseits am meisten Licht, weil die einzige funktionierende Straßenlaterne zwei Meter von ihm entfernt steht und muss sich andererseits nicht fürchten, dass plötzlich seine Handbremse den Geist aufgibt und er mit seinem Ford ins Wasser rollt. Denn direkt vor ihm steht ein massiver Poller.
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Fiksi PenggemarEs ist nicht lustig drei Mal die Woche zu sterben, aber was sein muss, muss sein. Eine Kurzgeschichte über einen Seokjin, der regelmäßig an den Hafen fährt, um dort zu verreckten, und einen Jungkook, der nur schlafen kann, wenn er Seokjin beim Sterb...