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EINE PARTIE UNO
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└───────────┘Der Raum ist weiß. Es gibt keine Tür, Fenster oder Lampen, aber es ist trotzdem hell. Es ist, als würde das Weiß der Wände glühen und das würfelförmige Zimmer erleuchten. In der Mitte steht ein quadratischer, weißer Tisch. Seine Oberfläche ist glatt und seine Beine dünn. Wenn man zu stark daran stößt, beginnt er zu wackeln.
Nicht, dass Jungkook dies täte.
Er sitzt da, auf einem weißen Hocker, hat die Hände im Schoß gefaltet und blickt nach vorn. Rechts von ihm sitzt seine Mutter, links von ihm der Tod und gegenüber von ihm Seokjin. Sie spielen eine Partie Uno.
„Der Jüngste fängt an", sagt Jungkooks Mutter, nachdem sie die Karten ausgeteilt hat. Die übrigen legt sie in die Mitte auf einen Stapel.
„Zeit existiert in meinem Dasein nicht", sagt der Tod und greift nach seinen Karten. „Ich habe kein Alter."
Seokjin grunzt belustigt. Jungkook weiß nicht, wieso er hier ist, aber er ist froh darüber.
„Dann fängt halt der mit den lockigsten Haaren an", schlägt Seokjin vor.
Der Tod richtet seinen pechschwarzen Blick auf Seokjin. Dieser lächelt nur. Er wirkt gelassen. Als wäre er in den Ferien am Strand. Als hätte er nichts zu befürchten.
„Nun gut", sagt Jungkooks Mutter. „Kookie, fängst du an?"
Jungkook braucht einen Moment, bis er sich von Seokjin lösen kann. Er sagt: „Mh-mh", und nimmt seine Karten in die Hand. Sie sind fürchterlich. Es ist keine einzige Plus-Karte dabei; alles nur Zahlen, die meisten davon blau, kein rot und keine Wünsche-Karte. Was bescheuert ist, denn der erste Zug, der mittig zwischen ihnen auf dem Tisch liegt, ist eine rote Sieben. Jungkook seufzt und nimmt eine auf. Der Tod schmunzelt schadenfroh und Jungkooks Mutter gibt ein mitleidiges Geräusch von sich.
Ein paar Runden passiert nichts. Sie legen abwechslungsweise im Kreis ihre Karten, nehmen auf, wechseln die Richtung und schlittern haarscharf am Ziel vorbei. Niemand gewinnt und das Spiel ist ausgeglichen. Zumindest vorerst. Denn langsam sammeln sich immer mehr Karten in Jungkooks Händen an.
„Habt ihr gewusst, dass männliche Bienen nur halb so lange leben wie weibliche?", fragt Seokjin plötzlich.
„Das Konzept von Geschlechtern existiert in meinem Dasein nicht", sagt der Tod.
Seokjin verdreht die Augen. „Und was existiert in deinem Dasein?"
„Der Tod."
Seokjin lacht. „Na bravo. Das muss ein wahrlich tolles Leben sein."
„Nun ja, per Definition lebe ich ja auch nicht."
„Richtig. Du existierst."
Der Tod wirft Seokjin einen bösen Blick zu. Jungkook nimmt weitere Karten auf.
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1'872 TODE ʲⁱⁿᵏᵒᵒᵏ
Fiksi PenggemarEs ist nicht lustig drei Mal die Woche zu sterben, aber was sein muss, muss sein. Eine Kurzgeschichte über einen Seokjin, der regelmäßig an den Hafen fährt, um dort zu verreckten, und einen Jungkook, der nur schlafen kann, wenn er Seokjin beim Sterb...