9. Just believe Me

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Elias

Adrien war seit Tagen seltsam, ging auf Abstand und näherte sich dem Kleineren nicht an und er konnte nichts dafür, dass es ihn doch unsagbar wurmte. Wie konnte Jemand einfach so das Interesse verlieren? Und das obwohl sie sich so offensichtlich den Krieg erklärt hatten? Irgendwo verletzte es Elias ungemein, auch wenn er das nicht zugeben würde. Er konnte nicht ahnen in welcher Gefahr er sich befand und das sein neuer, unbeliebter Mitbewohner, ihn nur beschützen wollte. Wahrscheinlich würde er sogar darüber lachen, wenn Adrien mit dieser Entschuldigung um die Ecke käme. Wie Ernst die Lage würde ihm aber schon bald bewusst werden, sehr schmerzhaft und sehr unliebsam.
,,Er hat dich also die ganzen letzten Tage nicht beachtet? Weder am Tisch, noch im Flur?", seine beste Freundin zog ein wenig verwundert eine Augenbraue hoch. Nach allem was sie über Adrien und dessen Praktiken gehört hatte, verwunderte sie dies allerdings sehr. Sie schätzte den Älteren nicht als Jemanden ein, der Klein beigab und Elias einfach gewinnen ließ. Viel eher vermutete sie, das er etwas im Schilde führte.
,,Er hat sich weder am Tisch, noch im Flur blicken lassen. Er ist bereits verschwunden, wenn ich aufstehe und kommt erst Spät in der Nacht zurück."
Elias bemerkte nicht einmal wie er seufzte, sich nachdenklich den Strohhalm zwischen die Lippen schob und an seinem Ice Coffee nippte. Er liebte diese Sorte besonders, wenn sie mit Karamell verfeinert wurde. Es verlieh dem kühlen Wetter irgendwie etwas verträumtes, auch wenn sie in inneren des Cafés saßen und damit den Wind nicht Hautnah genossen. Vorerst zumindest nicht.
,,Was stimmt denn nicht mit ihm? Hast du schon mal darüber nachgedacht, das er womöglich Dreck am stecken hat?"
Natürlich hatte er das, er hatte sich viele Scenarios ausgemalt, von einer geheimen Gang, die Nachts die Straße unsicher machte, zu einem Doppelleben, bis hin zu etwas das ihm unbewusst am meisten Verletzen würde, einer Affäre. Doch auch wenn grade die Sache mit der Kriminalität gut zu Adrien passen würde, wusste er, das etwas anderes dahinter steckte. Das es etwas mit den Männern zu tun hatte, die soeben das Café betraten, ahnte er nicht. Sie zogen dennoch die Aufmerksamkeit eines jeden einzelnen auf sich, denn sie schienen bis auf die Zähne bewaffnet, die Kälte die sie mitbrachten, rührte deutlich nicht vom Winde einher. Es war offensichtlich, sie jagten etwas. Zuerst dachte Elias es könnte sich um normale Jäger handeln, dann jedoch bemerkte er, dass die Waffen nicht für die Jagd auf Rehe oder Hasen ausgelegt waren, sie jagten etwas großes. Oder etwas, das sie so sehr fürchteten, dass sie schwere Geschütze auffuhren. Beides bedeutete nichts gutes für die kleine Stadt. Sie konnten weder Bären, noch Monster gebrauchen. Beim Gedanken am letzteren wich ein Schmunzeln über seine Lippen, alte Märchen wie er sie so gerne abstempelte.
,,Weißt du was die hier wollen?"
Elias wandte seinen Blick nicht von ihnen ab, der Anführer der fünfköpfigen Gruppe hatte seine Aufmerksamkeit besonders auf sich gezogen. Die Hälfte seines Gesichts war entstellt, als hätte ein Bär ein Souvenir auf seiner Haut hinterlassen. Seine linke, dunkle Augenbraue wuchs nicht mehr Vollständig nach und auch der Bart oberhalb seines linken Mundwinkels würde wohl nie wieder nachwachsen. Er trug einen Hut, ähnlich wie die Cowboys zu ihrer Zeit, bedeckte damit sein schmieriges, schulterlanges Haar. Seine grünen Augen schienen borstig und hatten nichts mit Gras oder anderen schönen Dingen gemeinsam. Elias jagte ein Schauer über den Rücken als ihre Blicke sich kreuzten.
,,Ja und Nein, ich habe mal etwas über diese Männer gelesen. Grausame Jäger, sie spielen gerne mit ihrer Beute, weißt du? Man erzählt sich, das sie vor zwei Jahren ein Haus in Brand steckten, weil sie der Überzeugung waren, darin hätten sich Werwölfe versteckt... Vollkommen Krank, wenn du mich fragst."
Für eine Weile starrte der Mann zu ihnen rüber, wandte sich aber schnell wieder Betty zu, der Besitzerin des Cafés, die höflich wie eh und je ihre Bestellungen aufnehmen wollte.
,,Ja, vollkommen Krank..."
Meinte er abwesend.
,, Alice? Würdest du mich bei Sidda entschuldigen? Ich muss was wichtiges erledigen!"
"Ja, aber dein Kaffee..."
Weiter kam sie nicht, denn er war bereits aufgestanden und beinahe wie ein irrer aus dem Gebäude gestürmt. Die Rothaarige schüttelte mit dem Kopf, ergriff den Becher ihres besten Freundes und schob sich den Strohhalm ebenso zwischen die Lippen, wie Elias es vor wenigen Momenten noch getan hatte.

His Mate  •BoyxBoy• Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt