Kapitel 2

13 2 0
                                    

Die Reise dauerte schon zwei Wochen ohne besondere Vorkommnisse bis sie nach Qintou, der Piratenstadt, kamen. Dort wollten sie rasten. Es war der einzige Ort, an dem Alben im Reich der Menschen nicht unbedingt erschlagen wurden, wenn man sie erkannte. Dieser Ort war besonders und widersprüchlich. Eine Piratenstadt am Fluss Un. Doch lag sie an einem guten Ort. Nahe der Flusseinigung, so dass man viele Orte des Kontinents allein durch diesen Fluss erreichen konnte. Der Fluss war so groß und reißerisch, dass man ihn nicht zu jeder Jahreszeit queren konnte. Zudem war das Meer nicht allzu weit. Die Präsenz der Aragonen schütze sie vor den Soldaten des Königs. Sie hatten ein Abkommen getroffen, dass mit ihnen gehandelt wird und im Gegenzug die königlichen Schiffe sowie alle Schiffe, die den Fluss passierten nicht überfallen wurden. Doch war sie ein Dorn im Auge der anderen Länder. Niemand konnte so recht begreifen, wie diese Stadt überhaupt entstehen konnte. Obwohl sie nun seit mehr als hundert Jahren existierte, war sie verdorben. Ihr Ruf war schlecht und kaum ein ehrlicher Bürger traute sich ihr auch nur zu nähern. Eine breite und hohe Brücke führte über den Fluss bis kurz vor den Toren. Arrgon schaute zwischen den Bäumen auf diese Stadt und beobachtete sie. Der düstere Himmel ließ sie schaurig wirken. Die Stadtmauer war kontrastreich, was auf ein noch weiter heruntergekommenes Inneres hindeutete. Es dämmerte und er deutete an, dass sie den Wald verließen. Noch war es dunkel, doch die Stadt erwachte schon zum Leben. „Wir brauchen Brot und Wasser. Unsere Vorräte sind auf. Wir werden hier rasten müssen und ein Gasthof finden. Ihr müsst wachsam sein. Mit Räuber und Piraten ist nicht zu spaßen. Vor allem am Hafen, da habt ihr nichts zu suchen. Verstanden?" Sie nickten nur genervt, da sie sich wie Kinder behandelt fühlten. „Ich meine es ernst. Die Menschen hassen uns und sind böse durch und durch." „Wir haben verstanden", entgegnete Garsafir darauf hin. Sie überquerten den Un, welcher der größten Fluss Sarams, Karlis und Mairi war. Er endet sowohl im Zelpsee, als auch im Meer Sorre. In dieser Stadt lebten viele Zwerge und Aragonen bei den Menschen. Das dies, trotz der starken Spannungen so gut harmonierte, sprach man den Aragonen zu. Auch sie waren Alben und dienten als Vermittler zwischen den Alben und Menschen. Sie verstanden es geschickt zu verhandeln und schwierige Situationen zu lösen. Da sie nicht besonders hoch angesehen waren bei den anderen Albenvölkern, wurden sie umso mehr von den Menschen geschätzt. Doch ihr dunkles Haar und die schwarzen Augen zeigten einen starken Kontrast zu dem der Feralben. Bis auf die spitzen Ohren, schienen sie kaum eine Ähnlichkeit zu haben. Nicht, dass sie unansehnlich waren. Auch sie waren schöner als die meisten Menschen, doch nicht annähernd so schön, wie die Weisen.

So betraten Arrgon, Garsafir und Sumaris die verdorbene Stadt, um dort ein Zimmer zu finden und Vorräte für die Weiterreise zu kaufen. „Haltet eure Gesichter verdeckt und zeigt nicht, wer ihr seid", warnte Arrgon erneut. Die Bewohner der Stadt schauten misstrauisch auf die Reisende, welche zu Pferd den Marktplatz überquerten. Sie betraten das Gasthaus „Der singende Greif". Es war etwas heruntergekommen. Der Boden war aus Holzdielen, die bei jedem Schritt zu knarren schienen. Es passte zu dieser düsteren Stadt. An den Tischen saßen Piraten und ihre argwöhnischen Blicke folgten den Eintretenden. Gegenüber der Tür aber hinter ein paar Tischen, war der Tresen. Da hinter stand der Wirt, welcher genauso schäbig aber auch gefährlich aussah. Es schien, als hätte man die ganze Nacht hier gefeiert. Arrgon fragte den Wirt nach einem Bett für die Nacht. Doch wie es von so einer Stadt zu erwarten war, wurden sie nicht sehr freundlich empfangen. „Wer seid Ihr?", fragte der Wirt skeptisch. „Wir sind Reisende und bleiben nur für eine Nacht." „Das fragte ich nicht. Wer seid ihr? In dieser Stadt muss sich keiner verstecken und doch tut Ihr dies. Seid Ihr Feind oder Freund?", er lachte dabei schäbig und zeigte dabei seine gelben Zähne. Es wurde ruhig in der Schenke und die Männer starrten feindselig auf die Ankömmlinge. Die Anspannung war greifbar. Die Luft schwer. „Wir möchten kein Streit. Wir suchen nur eine Bleibe für eine Nacht und wollen unsere Vorräte auffüllen.", versuchte Arrgon die Situation zu entschärfen. „Zeigt Euch und wir können reden", als der Wirt nach Arrgons Robe greifen wollte, hörten sie eine Stimme. „Sie gehören zu mir", ein Aragone setzte sich neben Arrgon an den Tresen. „Sag doch Bescheid, wenn du Gäste erwartest, Tifes", brummte der Wirt. „Ich habe nur noch ein Zimmer, das müsst ihr euch teilen." Er schenkte den Männern Bier ein. Tifes trank es, doch Arrgon starrte seines nur an. „Wer seid ihr?", fragte er flüsternd. „Nun, ich bin nicht Euer Feind. Reden wir oben weiter. Sonst ziehen wir hier nur negative Aufmerksamkeit auf uns." Er stellte sein leeres Glas auf den Tresen und wandte sich zum Gehen: „Und trinkt Euer Bier." Er verließ die Kneipe über eine Treppe, die wohl zu den Zimmern führte. Arrgon kippte das fahfe Bier nach und bezahlte. „Tifes hat die Schlüssel. Fünfte Tür links", meinte der Wirt brummig. Die drei folgten dem Unbekannten. Als sie ihr Zimmer betraten, wartete Tifes dort auf sie. Er hatte besonders schwarze Haar und seine Augen waren so dunkel, dass man die Pupille kaum von der Iris unterscheiden konnte. Seine Statur war zwar stark, doch nicht so stark wie Arrgon. Der Aragone fragte: „Was macht ein Feralb oder gar drei in so einer Stadt?" Die Männer legten ihre Roben ab. "Ist es so auffällig?", fragte Garsafir überrascht. „Einen Feralb erkenne ich von weitem. Wer seid Ihr?" „Mein Name ist Arrgon und das sind meine Gefährten." „Arrgon..", er tippte sich kurz nachdenklich an sein Kinn. "Und wie heißen Eure Gefährten?" „Mein Name ist Garsafir und..." „Du Narr" unterbrach ihn Arrgon. „Es tut nichts zur Sache." „Doch natürlich, wenn der Prinz, der Alben an so einem düsteren Ort ist. Sagt, was ist geschehen?" „Auch wenn Ihr ein Alb seid und so unser Bruder, können wir es Euch nicht sagen", antwortete Arrgon. Der Aragonen stieß sich von der Wand ab und ging leicht kreisend um die Feralben: „Gestern Nacht sah ich eine Nurrne im Wald. Sie sagte mir, dass Ihr kommen werdet und ich mich euch anschließen soll. Ein großer Wandel stehe bevor und das Böse wolle wieder Überhand nehmen." „Warum sollten wir Euch glauben?", fragte Sumaris. „Das müsst Ihr nicht. Sagt, hat Eure Reise etwas mit Dragsil zu tun?" „Woher wisst Ihr davon", Arrgon zog sein Schwert und baute sich bedrohlich vor seinem gegenüber auf. „Beruhigt Euch. Es gibt noch keine Gerüchte. Ich weiß es von ihr", versuchte Tifes ihn zu beschwichtigen. Arrgon war noch etwas aufgebracht und fragte: „Was genau wisst Ihr?" „Sie sagte nicht viel. Nur, dass ich Euch begleiten solle, um Euch zu führen. Ich kenne mich gut aus in diesen Wäldern." Arrgon überlegte kurz: „Ihr könnt mit uns reisen, aber wir vertrauen Euch nicht." „Ja, das solltet Ihr auch nicht. Lenkt nicht zu viel Aufmerksamkeit auf Euch und betet zu Vanem, dass Ihr die Stadt sicher verlassen könnt", mit diesen Worten verließ Tifes das Zimmer.Kurz schauten sie schweigend auf die Tür. Ein merkwürdiger Mann. „Arrgon, sag, wieso lässt du ihn mit uns reisen.", fragte Sumaris. Arrgons Blick lag noch auf der Tür: „Er weiß mehr, als er erzählt hat und es ist besser ihn auf unserer Seite zu haben. Jetzt schlaft. Die nächste Nacht wird anstrengend werden."

Frühling von Kankar -Das Ende des Zeitalters DragsilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt