THREE

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Die Party war schon im vollem Gange, als wir das große, fast schon Villenartige Haus betraten. Ich staunte nicht schlecht, da ich eher ein langweiliges Beisammensein erwartet hatte. Owen war nur wenige Sekunden später verschwunden, um unsere gekauften Getränke in der Küche unter zu bringen. Jeder von uns hatte ein kleines, süßes Fläschchen Sekt in der Hand, um dem gewünschten Klischee zu 100% gerecht werden zu können. Marie und Ich fingen ohne großes Denken an, uns in die Massen tanzender Leute zu stellen, während Julia erstmal die Personen im Haus abcheckte, auf der Suche nach einem neuen Opfer für diese Nacht. Sie hatte mit sich selbst eine Wette abgeschlossen, wie viele Typen sie an einem Sommer um den Finger wickeln konnte. Die Zahl, bei welcher sie gerade war, hatte ich schon wieder vergessen. Ich selbst war wenig begeistert von ihrer Mission. Nach der Trennung von meinem Ex-Freund vor ein paar Monaten, hatte ich mir geschworen, diesen Sommer nur auf mich zu achten. Keine Beziehungsprobleme. Nur Spaß mit meinen Freunden. 

Ich wusste nicht, wie lange wir als Gruppe schon tanzten, doch irgendwann meldete sich meine Blase zu Wort. Das war ja klar. Immer wenn ich Alkohol trank, musste ich ungelogen alle 5 Minuten die Toilette besuchen. ,,Ich geh mal kurz auf Toilette", meldete ich mich bei Marie ab, in der Hoffnung, sie würde irgendwo auf mich warte. Da ich Owen schon seit dem Kindergarten kannte und deswegen sehr oft schon bei ihm war, musste ich nicht suchen, um in den gewünschten Raum zu kommen. 

Als ich von der Toilette kam, konnte ich keinen meiner Freunde finden. Ich seufzte. Und das nennt sich Freundschaft. Andere Menschen kannte ich hier nicht. Zwar war ich in der Sportszene nicht gerade unbekannt, doch verbrachte ich eher ungern meine Freizeit mit anderen Sportlern. Ich gab es auf, nach bekannten Gesichtern zu suchen. Schließlich konnte ich auch alleine meinen Spaß haben. Ich war eine Person, die auch mal das Alleinsein genießen konnte. Zwar nicht gerade auf einer Party, aber was soll man machen. Ich ging also geradewegs zur Küche, in welcher auf der großen Kücheninsel die von uns mitgebrachten, sowie andere alkoholischen Getränke und Säfte standen. Ich nahm mir einen roten Becher, welchen man sonst nur von amerikanischen-Houseparty-Filmen kannte und der mir kurz ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Richtige Cocktails mixen konnte ich nicht. Ich trank immer nur. Zubereiten konnten das andere für mich. Aus diesem Grund mixte ich einfach ein paar gut klingende Säfte und Alkohole zusammen und musste am Ende erstaunlicherweise feststellen, dass es gar nicht so schlecht schmeckte. Ich sollte vielleicht doch mal anfangen selber zu mixen, dachte ich mir. Mit dem Becher in der Hand ließ ich meinen Blick durch das offene Wohnzimmer gleiten. Es war eine angenehme Party, nicht zu viel aber auch nicht zu langweilig. Ein paar Menschen tanzten zur Musik, andere saßen verteilt und unterhielten sich entspannt. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie sich zwei Personen mir näherten. ,Bitte nicht zu mir' , dachte ich mir nur. Für unangenehme Kennlerngespräche war ich zu 100% noch nicht betrunken genug. Doch Gott erhörte meine Gebete nicht. Wenige Sekunden später standen 2 größere Jungen vor mir. Ein lächelnder Blonder und neben ihm das genaue Gegenteil. Ein Junge mit braunen Haaren, welcher so schaute, als wäre ihm eine Laus über die Leber gelaufen.

,,Du bist Tara Steiner oder?", wendete sich der Blonde an mich und ich verzog leicht mein Gesicht. Ich hasste es, wenn man mich schon durch den Sport oder meine Familie kannte.

,,Tara reicht", meinte ich deswegen nur, um nicht allzu unsympathisch zu wirken. Schließlich wollte ich mir keine Feinde machen. Darauf folgte eine kurze Stille, niemand wusste was er sagen sollte. Ich nutzte diese, um einen großen Schluck meines professorisch gemixten Cocktails zu nehmen, da ich mir dadurch erhoffte, mir etwas Mut anzutrinken. Nachdem ich wieder aufsah, standen die zwei Typen immer noch vor mir. Dass sie immer noch nichts gesagt haben, ließ mich eine Augenbraue hochziehen. Anscheinend waren die Zwei noch schlechter im Smalltalk als ich. ,,Ihr müsstet euch jetzt auch vorstellen, wenn ihr das Gespräch noch weiterführen wollt", sagte ich deswegen nur.

Ich schien die Zwei aus irgendeiner Trance gerissen zu haben, da beide etwas erschraken, als ich meine Stimme erhob. ,,Ohja,", sagte der Blonde schon wieder ,,Ich bin Julian Brandt", er lächelte mich an ,,Und das ist mein Freund Kai Havertz", zeigte er auf den neben ihn stehenden Jungen. Dass dieser Julian mit mir zu flirten versuchte, war mir von Anfang an nicht entgangen, doch der Fakt, dass sein Blick jede 2. Sekunde auf meinen Ausschnitt fiel, machte ihn eher unsympathisch. Aus diesem Grund entschied ich mich, ihm weniger Aufmerksamkeit zu geben und das Gespräch auf das trotzdende Kind neben ihm zu lenken. ,,Und dein Freund Kai kann wahrscheinlich nicht reden?", fragte ich eher an den Blonden gewand und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. 

,,Doch, nur hat er keine besonders große Lust auf diese Party", sprach nun der Braunhaarige das erste Mal. 
,,So siehst du auch aus", sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht und nahm ein Schluck meines Cocktails. Ich wollte ihn keineswegs mit dieser Aussage beleidigen, sondern nur meine ehrlichen Gedanken aussprechen. Mit einem fragenden Blick sahen mich die beiden Jungen vor mir an. ,,Naja, du siehst so aus, als würde zu Hause, in deinem kleinen süßen Einfamilienhaus mit Strebergarten, deine Freundin, mit der du seit der 9. Klasse, zusammen bist, auf dich warten. Wahrscheinlich noch ein süßer kleiner Hund. Jeden zweiten Samstag bist du bei deiner Familie zum Grillen, ihr versteht euch natürlich alle perfekt. In 3 Jahren kommt dann das erste Kind und schwupps, Bilderbuchfamilie mit einem Bilderbuchleben. Entschuldigung, aber das ist mehr als nur langweilig und so siehst du eben auch aus. Langweilig", der entgeisterte Blick des Braunhaarigen und das Auflachen seines Kumpels verriet mir, dass ich mit meinen Vermutungen genau ins Schwarze getroffen hatte. Havertz machte den Mund auf und wieder zu, als würde er sich verteidigen wollen, aber wüsste nicht wie. Sein Anblick tat mir ein klein bisschen leid. Bloßstellen wollte ich ihn nicht. Somit schenkte ich den beiden nur ein kurzes Lächeln, drehte mich um und versuchte schnellstmöglich meine Freunde zu finden. Dies war leichter als gedacht. Man konnte sie in der Mitte der Menge, laut singend und wild tanzend erkennen. Mein Getränk lehrte ich schnell, bevor ich mich zu ihnen gesellte. Das Zusammentreffen mit den zwei Fußballern versuchte ich schnellstmöglich zu vergessen und mich so auf den Spaß, welchen ich diese Nacht mit meinen Freunden erleben würde, zu konzentrieren.

Runaway / Kai HavertzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt