Schon zwei Wochen bin ich wach.
Vor zwei Wochen haben mir drei einfache Sätze das Herz und alles andere in meinem Körper gebrochen.
Milo hatte nie existiert, hieß es.
Aber noch immer denke ich, dass all das echt war.
Ich konnte es ganz einfach spüren.
Aber die anderen halten mich alle für verrückt. Meine Mutter, Noemi, ihr fester Freund Theo und meine Großmutter. Mit keiner weiteren Menschenseele hatte ich Kontakt, seit ich meine Augen wieder aufgeschlagen hatte.
Vor einigen Tagen war Pedro, mein Ex, abgetaucht. Ich hatte ihm tausende Male geschrieben, wurde aber immer ignoriert.
Er ging mir auf komische Weise aus dem Weg, seit ich wach war.Meine Mutter und meine beste Freundin hatten die ersten drei Tage damit verbracht, mir zu erklären, was eigentlich passiert war.
Laut ihrer Erzählung hatte ich mich damals endlich von Pedro getrennt und lief tränenverschmiert nach Hause, als es zu schütten begann. Pedro holte mich mit dem Auto ein und bot an, mich noch nach Hause zu fahren. Ich hatte mich offensichtlich dazu entschieden einzusteigen, denn sonst wäre ich hier nicht gelandet.Als wir also nach Hause fuhren, wurde die Straße rutschig und ein dichter Vorhang aus Wasserperlen versperrte uns gefährlich die Sicht. Eine fremde Gestalt stand plötzlich mitten auf der Straße und Pedro versuchte vergeblich auszuweichen.
Sekunden später überschlugen wir uns und rollten einen Abhang hinunter.
Eine Truppe fremder Menschen fand uns schließlich noch rechtzeitig und wie durch Wunder waren wir beide fast garnicht verletzt, was sich bis heute keiner der Ärzte erklären kann.
Zumindest entsprach das Pedros Erzählung.
Doch seit ich meine Augen geöffnet hatte, schien er spurlos verschwunden zu sein.Genau wie meinen Bezug zur Realität.
Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, blickte ich sofort in das müde Gesicht meiner Mutter.
„Guten Morgen, Freya" flüsterte sie und streichelte mir übers Gesicht.„Guten Morgen Mama.
Bitte sieh mich nicht so an." hauchte ich und versuchte meine Verzweiflung hinunterzuschlucken.
„Wie soll ich dich nicht ansehen?"
„So, als wäre ich ein verrücktes, kaputtes Mädchen. Ich habe das alles nicht nur geträumt, da steckt viel mehr dahinter. Und wenn ich Milo gefunden habe, stelle ich ihn dir vor. Dann werdet ihr mir alle glauben."
Mit bedrückter Miene stand sie vor mir und legte den Kopf schief, als wolle sie sagen: „Du findest niemanden,weil niemand von ihnen wirklich existiert."„Ich habe mich erkundigt, Freya. Diese Hirngespinste sind eine völlig normale Reaktion deines Körpers. Man kann das behandeln lassen! Ich habe sogar bereits eine Therapie für dich beantragt! Du wirst sehen, diese Leute dort können dir helfen und..."
„Ich will und werde nicht in Therapie gehen! Ich bin doch keine Verrückte! Das ist ja lächerlich.." schnaubte ich verletzt und schwenkte meinen Blick zum Waschbecken, dass mich so traurig aus der Ecke ansah.
Dieses Zimmer war zum kotzen, genau wie die Art, mit der ich behandelt wurde.Als wäre ich verrückt. Diese Spinner.
„Als andere Möglichkeit könntest du auch eine Kur machen, aber für die müsstest du runter an die Küste ziehen und noch dazu wärst du dort allein. Angehörige sind dort nicht erstattet."
Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht geschrien, dass ich einen Scheißdreck von beidem mache, doch dann überrollte mich aufeinmal ein Flashback. Oder eher eine Vision.
Ich stand an der Küste, an der Milo, Pablo und die anderen lebten. Ein blaues, überwuchertes Schild stand dort am Rande und ich entzifferte mit etwas Mühe das Wort „Wellory"Erst jetzt bemerkte ich, dass sich in der Zeit meiner „Hirngespinste", wie meine Mutter es nennen würde, nie ein Ortsschild, geschweige denn einen Straßennamen oder ähnliches gesehen hatte. Es musste sich also um eine Vision handeln. Verwirrt sah ich im Zimmer umher, bis mein Blick an dem kleinen runden Holztisch vor dem Fenster hängen blieb.
Darauf stand ein Blumenstrauss mit einer kleinen Karte.
Meine Mutter bemerkte meinen Blick und setzte ein kurzes Schmunzeln auf.
„Der wurde hier für dich abgegeben. Aber ich weiß nicht, von wem."
Neugierde und Hoffnung übernahmen meinen Körper und so machte ich mich schnurstracks auf den Weg zum Tisch, wenn auch noch etwas wackelig.Meine Mutter stützte mich etwas und schmunzelte, als ich den Zettel zwischen meinen zittrigen Fingern hielt.
Wir werden uns bald wieder sehen
Dieser Satz stand dort mit krakeliger blauen Schrift. Die Schrift kam mir allerdings nicht bekannt vor und deswegen hatte ich keinen blassen Schimmer, wer der Verfasser dieser Zeile war.
Könnte es Milo gewesen sein? Oder vielleicht Pedro?„Wer denkst du ist dein heimlicher Verehrer?" gluckste meine Mutter und versuchte einen kurzen Blick auf den Schriftzug zu erhaschen.
Mein Herz pochte bei dem Gedanken, wer ihn verfasst haben könnte. Ich strich vorsichtig mit der Fingerspitze darüber und wurde sofort von einem weiteren Flashback überrollt.
Ich stand auf einem Steg, mit dem Rücken zur Küste. Aggressive Wellen klatschten vor mir zusammen und knallten teilweise am morschem Holz des Stegs ab.Ich hatte das Gefühl, jemanden zu erwarten.
„Freya?" ertönte es plötzlich in meinen Gedanken und ich erschrak mich, öffnete schlagartig wieder die Augen und sah zu meiner ganz blass gewordenen Mutter.
„Sorry, ich war in Gedanken. Ich denke er kommt von Pedro." sagte ich dann trocken, damit sie keine weiteren Fragen stellte oder mich mit ihrem Du-armes-verwirrtes-Ding Blick fertig machte.
Natürlich dachte ich nicht, dass er von Pedro kam.Pedro hatte mir nie Blumen geschenkt.
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Nach einigen Monaten Schreibsperre habe ich endlich wieder meinen Weg in Wattpad gefunden und mir voller Vorfreude all die Kapitel durchgelesen. Und jetzt bin ich mehr als motiviert, den 2. Teil zu schreiben! Hier das erste kurze Kapitel, viel Spaß:)
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where are you?
Romance2. Teil von „who are you?" Als Freya aus dem Koma aufwacht, halten alle sie für verrückt, als sie von Milo erzählt. Dass sie sich das alles ausgedacht hat. Dass die Hirngespinste nach dem Autounfall mit ihrem Ex vollkommen normal sind. Dass sie in...