Akt 3: Burger Knight

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„Das darf doch nicht wahr sein!", rief Ben und durchsuchte ihre erstaunlich große Cornflakessammlung zum bestimmt dritten Mal. 

„Irgendwo muss das Ding doch sein!" 

Jerry und Ben hatten es allemal nicht einfach. Obwohl sie in eine Generation hineingeboren wurden, in der Social Media und ein Smartphone mit allerlei sinnloser Spielerei zum guten Ton gehören, konnten sie mit diesem Kram nicht wirklich etwas anfangen. Während die anderen Kinder früher wie verrückt Snake gespielt und mit ihren neuesten Kamerahandys geprahlt hatten, hatten Jerry und Ben ganz anderes im Sinn gehabt. Von klein auf rockten sie auf wilden Luftgitarren zu Tenacious D und träumten davon, Rockstars zu werden oder zumindest 10% auf ihre Burgerbestellungen zu bekommen, weil der Inhaber ein echter Fan von ihnen war. Bei Letzterem waren sie auf der halben Zielgeraden angelangt. Kyle von Burger Knight gab ihnen nach reichlichem Murren und einem „Das könnte meinen Job kosten" zumindest 5% auf alle Beilagen. Das war immerhin etwas. Aber zurück zur Geschichte und dem eigentlichen Grund, warum Ben alle tütenähnlichen Küchenutensilien unter die Lupe nahm. Die zwei Kumpels konnten ihren Mann fürs Gute nur über das Handy erreichen. Das war unter normalen Umständen kein Problem, denn  das wöchentliche Treffen stand schon im Terminplaner von beiden Parteien, also hatten sie ihr altes Motorola-Klapphandy seit Wochen nicht in der Hand gehabt, geschweige denn angeschaltet. Und das bedeutete eine Menge Probleme.

Jerry spielte nachdenklich Tribute von Tenacious D auf seiner Gitarre. Es klimperte nur leise, da sie nicht an die Verstärker angeschlossen war. Den Rhythmus konnte man allerdings deutlich heraushören. Den Umständen entsprechend zufrieden mit seinem Cover, legte er das Instrument beiseite. Nur allzu gerne würde er Ben helfen, aber die Sache mit den Songs beschäftigte ihn.

„Dude, haben wir jemals gute Songs geschrieben?", fragte Jerry schließlich. Ben funkelte ihn über sein Königreich der Frühstücksflocken hinweg wütend an.

„Dein Ernst?" So ungechillt hatte Jerry Ben zuletzt erlebt, als Disney das Star Wars Franchise aufgekauft hatte.

„Ich suche mir die ganze Zeit den Allerwertesten ab und du sitzt auf der Couch und überlegst, warum wir uns an unsere Songs nicht erinnern, während wir tagtäglich einen Johnny nach dem anderen in unsere Lungen jagen?" Das war nun wirklich nicht mehr der Ben, den Jerry kannte. Er seufzte und erhob sich von seinem Platz. 

"

Dude, was hat Yoda in Episode I gesagt?"

„Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid", zitierte Ben noch scheinbar genervt. Doch sobald er die Worte ausgesprochen hatte, war er wieder die Ruhe selbst. Er klopfte seinem Kumpel auf die Schulter.

„Danke, Dude. Das habe ich gebraucht. Es löst allerdings immer noch nicht unser Problem." Er kratzte sich am Hinterkopf und ließ den Blick ratlos durch den Raum schweifen.

„Ach, du meinst das Handy? Das habe ich letztens neben die Fernbedienung gelegt." Jerry ging zum Fernsehregal und klappte das uralte Motorola auf.

„Hättest du das nicht schon früher sagen können?", murrte Ben. 

„Das hatte ich eigentlich vor, aber ich wollte warten, bis du dich abregst und währenddessen habe ich es wieder vergessen."

Jerry schaltete das Handy ein. Eine weitere halbe Stunde ging für die Überlegung drauf, was der SIM-Code sei (es war 1234). Als sie ihn jedoch endlich hatten, wählten sie voller Spannung die Schnellwahltaste 1.

„Duuuuuuudes", krächzte es am anderen Ende, „Was verschafft mir die Ehre, dass ihr Pappenheimer euer altes Schrottteil mal ausgrabt?" 

„Dave, wir haben ein Problem." 

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